Deutscher Goalie in der NHL New York feiert "Jesus Greiss"

New York/Köln · Thomas Greiss hat als erster deutscher Torhüter zwei Shutouts in Folge in der NHL verbucht. Bei den New York Islanders ist "Jesus Greiss" schon Kult.

NHL: Thomas Greiss glänzt mit Paraden und Assist
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Greiss glänzt mit Paraden und Assist

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Foto: ap, JJ

Auf T-Shirts steht er mit Dornenkrone im Tor, im Internet grüßt er mit Heiligenschein in Klubfarben: Thomas Greiss ist Kult. Der langjährige Bankdrücker stiehlt derzeit in der NHL den Star-Goalies die Show - und wird von den Fans der New York Islanders als Messias gefeiert. "Jesus Greiss" hieß es in den sozialen Medien auch wieder nach dem 3:0-Sieg gegen die Dallas Stars, bei dem der Nationaltorwart als erster Deutscher zum zweiten Mal in Folge in der besten Eishockey-Liga der Welt ohne Gegentor geblieben war.

"Um in dieser Liga Spiele zu gewinnen, musst du ein paar gute Schüsse abwehren", sagte der 30-Jährige gewohnt bescheiden. Dem gebürtigen Füssener ist der Trubel um seine Person suspekt. Mit stoischer Ruhe treibt der Allgäuer nicht nur auf dem Eis die gegnerischen Stürmer zur Verzweiflung, genauso reagiert er außerhalb der Banden auf den Greiss-Hype.

"Greiss Greiss Baby"

Die Fans lieben ihn. "Greiss Greiss Baby" ist - in Anspielung auf den 90er-Song "Ice Ice Baby" des Rappers Vanilla Ice - im Barclays Center in Brooklyn zum Hit geworden. Und als Jesus taucht der deutsche Torhüter immer häufiger bei Twitter und Co. auf. Dabei ist Greiss, der neun Jahre lang auf seine Chance warten musste, erst seit Ende Dezember wieder die unumstrittene Nummer eins im Tor der Islanders.

Zuvor hatte ihm sein slowakischer Konkurrent Jaroslav Halak erneut den Rang abgelaufen. Zunächst beim World Cup im September in Toronto, als Greiss von der Bank aus den sensationellen Sturmlauf der Europa-Auswahl ins Finale gegen Kanadas Superstars um Sidney Crosby erlebte. Dann bei den Islanders, die der Ex-Kölner in der vergangenen Saison noch mit überragenden Leistungen in die Meisterrunde und zum ersten Sieg in einer Play-off-Serie seit 1993 geführt hatte.

Mit Halak im Tor stürzte der viermalige Stanley-Cup-Sieger ans Tabellenende im Osten, die Play-offs gerieten in weite Ferne. Kurz nach Weihnachten entschied sich Trainer Jack Capuano wie vor einem Jahr wieder für Greiss als Nummer eins, Halak wurde ins Farmteam nach Bridgeport abgeschoben. Seitdem hat New York zehn Punkte aus acht Spielen geholt, Capuano wurde dennoch am Dienstag gefeuert.

Unter dessen Nachfolger Doug Weight wehrte Greiss am Donnerstag gegen Dallas alle 23 Schüsse ab und verbuchte den sechsten Shutout seiner NHL-Karriere, zudem wurde ihm ein Assist zum 3:0 von Calvin de Haan vier Sekunden vor Schluss gutgeschrieben. Für die Entscheidung hatte zuvor bereits Stürmerstar John Tavares mit einem Doppelpack (14. und 37.) gesorgt.

Für Greiss und seinen Nationalmannschaftskollegen Dennis Seidenberg beträgt mit den Islanders der Rückstand auf einen Play-off-Platz nur noch sechs Punkte, 39 Spiele stehen noch aus. Sollte das deutsche Duo die Meisterrunde verpassen, würde sich Bundestrainer Marco Sturm freuen. Bei der Heim-WM in Köln (5. bis 21. Mai) könnte er die beiden gut gebrauchen. Schon beim WM-Viertelfinaleinzug im vergangenen Jahr in Russland hatte Greiss der deutschen Nationalmannschaft großen Rückhalt gegeben.

(sid)
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