Brady warnt Konkurrenz nach Super-Bowl-Triumph „Wir kommen zurück“

Tampa · Tom Brady hat den Super Bowl jetzt häufiger gewonnen als jede Mannschaft in der Geschichte der NFL. Beim 31:9 gegen die Chiefs zeigt der Quarterback der Buccaneers seine Qualität und gibt danach ein Versprechen, das manche als Drohung verstehen könnten.

Super Bowl 2023: Pressestimmen zum Triumph der Kansas City Chiefs
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„Dieser Super Bowl war der beste aller Zeiten“

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Foto: AP/Charlie Riedel

Innig küsste Football-Legende Tom Brady Ehefrau Gisele Bündchen und reckte im Konfettiregen mit Tochter Vivian seine siebte Super-Bowl-Trophäe empor. Fünf Mal wertvollster Spieler im Finale, dazu ältester Champion der Geschichte - trotz aller Rekorde im größten Einzelsportevent der Welt hat der Quarterback-Superstar aber auch mit 43 Jahren noch lange nicht genug. „Wir kommen zurück“, rief der erfolgreichste Spieler in der Historie des American Footballs nach dem 31:9 der Tampa Bay Buccaneers gegen die Kansas City Chiefs. Für seine Fans war der Moment mit der Vince Lombardi Trophy in der Hand am Sonntagabend (Ortszeit) ein Versprechen - für alle anderen in der National Football League musste es wie eine Drohung wirken.

Denn: Wenn auch Patrick Mahomes und die Chiefs Brady auf dem Weg zu immer neuen Gipfeln seiner längst hollywood-reifen Karriere nicht aufhalten können, wer soll es dann bitte schön schaffen? Trotz seines Status als Rekordmann war Brady mit den Buccaneers ja als Außenseiter in den 55. Super Bowl gegangen. Zu souverän wirkte Titelverteidiger Kansas City, zu modern und variabel schien der 18 Jahre jüngere Mahomes vor dem fünften direkten Duell der beiden Spielmacher.

Tampa Bay: So feiern Tom Brady und die Bucs den Super-Bowl-Triumph
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So feiern Brady und die Bucs den Super-Bowl-Triumph

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Foto: AP/Ben Liebenberg

Und dann? Erzielten die Chiefs keinen einzigen Touchdown, leisteten sich unfassbare Fehler und kassierten die deutlichste Niederlage in der Ära Mahomes. „Die waren einfach besser als wir. Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll“, kommentierte Mahomes mit roten Augen.

Brady dagegen nutzte alle Geschenke der Chiefs aus, warf schon in der ersten Halbzeit drei Touchdown-Pässe und führte die Buccaneers vor 25 000 Zuschauern im corona-bedingt nur teilweise gefüllten Raymon James Stadium zu einer historischen Premiere in der Super-Bowl-Ära: Noch nie hatte ein Team den wichtigsten Titel im US-Sport im eigenen Stadion gewonnen. „Wenn du so weit kommst, musst du den Job auch erledigen. Wir haben unser bestes Spiel der Saison gemacht“, sagte Brady. „Das war ein großartiges Jahr. Ein großartiges Jahr.“

Sportler aus aller Welt gratulierten, darunter NBA-Star LeBron James, Formel-1-Weltmeister Lewis Hamilton und Tennis-Ikone Roger Federer, der meinte: „Alter ist nur eine Zahl.“ Mit nun sieben Titeln hat Brady mehr als Michael Jordan in der NBA-Ära bei den Chicago Bulls gewinnen konnte - und mehr als jedes einzelne Team in der NFL.

Tampas Bürgermeisterin Jane Castor kündigte im Überschwang an, zu Ehren Bradys die Umbenennung der Stadt in Florida in „Tompa Bay“ diskutieren zu wollen. Es dürfte sich zwar eher um einen Scherz handeln, doch ausgeschlossen scheint für den neuen Bucs-Helden Brady längst nichts mehr. „Er ist der großartigste Football-Spieler, der je gespielt hat. Ich kann meinen Kindern davon erzählen, dass ich mit dem Mann gespielt habe“, sagte Tampas Leonard Fournette.

Große Freude hatte Brady auch am Zusammenspiel mit seinem Kumpel Rob Gronkowski. Bei den New England Patriots holten der Tight End und er gemeinsam schon drei Meisterschaften, für Brady kam Gronk, wie der lebensfrohe Sportler von allen genannt wird, aus dem Ruhestand zurück - und fing nun zwei Touchdownpässe im Super Bowl. „Gronk ist ein unglaublicher Spieler, Mitspieler, Talent“, sagte Brady. „Seit er hier ist, hat er alles auf die richtige Art und Weise gemacht.“

Allein die Anwesenheit der Buccaneers im nur vor der Pause spannenden Finalspiel der National Football League war ja bemerkenswert. Brady wechselte nach 20 Jahren im Trikot der Patriots erst im vergangenen Sommer nach Florida. Die Bucs hatten zwar 2003 schon einmal den Super Bowl gewonnen, waren vor dieser Saison aber die Mannschaft mit der schlechtesten Siegquote aller Teams in einer der großen US-Ligen im Football, Basketball, Eishockey oder Baseball. Wegen der Pandemie gab es zudem kein Trainingslager in der Vorbereitung, keine Testspiele - Bradys Beginn im Trikot der Bucs war ein Kaltstart.

Die Ära Brady würde mit vielen Schrammen und unehrenhaft zu Ende gehen - das war die vorherrschende Meinung unter den vielen Experten. Abstimmungsschwierigkeiten mit seinen Mitspielern führten dann auch zu peinlichen Fehlpässen und Niederlagen. Beim 24:27 im November mussten sich die Bucs von den Chiefs lange vorführen lassen.

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Brady feiert Super-Bowl-Sieg mit der Familie

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Foto: AP/David J. Phillip

Die Niederlage in der Hauptrunde markierte für die Bucs allerdings auch einen Wendepunkt. Seither hat das Team alle Spiele gewonnen. Brady hatte aus den Buccaneers bis Sonntag eine Truppe gemacht, die Gewinnen für möglich, für wahrscheinlich hielt. „Alles, was es gebraucht hat, war einen Mann“, beschrieb Bucs-Coach Bruce Arians (68), der nun älteste Meistertrainer der NFL-Historie, den enormen Einfluss Bradys auf die Mentalität der ganzen Organisation.

Mindestens ein weiteres Jahr haben die Buccaneers nun noch mit Brady, dessen Vertrag auch für die kommende Saison gilt. Allerdings kündigte er schon vor dem Super Bowl an, dass auch mit 45 Jahren noch nicht Schluss sein muss. Dieses Alter hatte er lange als Ziel genannt. Im Rentnerparadies Florida gefällt es ihm aber offenbar so gut, dass er sich eine Fortsetzung vorstellen kann. Dass er, um Titel zu gewinnen, seinen ehemaligen Patriots-Trainer Bill Belichick nicht unbedingt braucht, wie oft unterstellt wurde, hat er am Sonntag bewiesen. „Du bist eine Legende“, sagte Mahomes noch auf dem Spielfeld.

(dpa)
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