Vor Super Bowl "Weiche Eier" halten die Football-Welt in Atem

In den USA steht das Sportereignis des Jahres vor der Tür, Gesprächsthema Nummer eins ist der Super Bowl aber (noch) nicht. "Deflate-Gate", eine aufgeblasene Debatte um zu schlappe Bälle, beherrscht weiter die NFL-Schlagzeilen.

Super Bowl 2024: Was Sie bisher nicht zum NFL-Finale wussten
21 Bilder

Verrückte Fakten zum Super Bowl 2024

21 Bilder
Foto: AP/Matt York

Die Luft ist raus. Und niemand weiß, warum. Auch Sebastian Vollmer schafft es nicht, etwas Licht ins Dunkel zu bringen. "Ich fass die Pille nicht an. Ich habe keine Ahnung, was passiert ist", sagt der Footballer. In der Nacht zum Montag (00.30 Uhr/Sat.1 und Sport1 US) trifft der 30-Jährige im Super Bowl mit seinen New England Patriots auf die Seattle Seahawks, doch der Höhepunkt der NFL-Saison ist wegen ein paar "weicher Eier" total in den Hintergrund geraten.

Tag für Tag gibt es in den USA neue Wasserstandsmeldungen. Elf der zwölf Spielbälle im Halbfinale zwischen New England und den Indianapolis Colts (45:7) hatten zu wenig Druck, so viel steht nach einer Untersuchung der Liga fest. Es steht auch fest, dass sich weichere Bälle besser werfen und fangen lassen. Wie das passieren konnte, ob manipuliert wurde, oder wer wann mit einer Strafe rechnen muss, ist völlig offen.

Die Debatte um die fehlende Luft hat sich längst verselbstständigt. "Deflate-Gate" ist das alles beherrschende Thema in US-Medien und Sportbars. Die Amerikaner lieben solche Kunstbegriffe, in diesem Fall eine Kombination aus dem englischen Wort für "Luft ablassen" und Watergate, dem Skandal um den früheren US-Präsidenten Richard Nixon.

Unter dem Hashtag "#deflategate" wird die Affäre beim sozialen Netzwerk Twitter zusammengefasst. Comedians machen sich in Videos über die völlig aufgeblasene Diskussion lustig, Fans geben ihren Senf dazu, Fachleute melden sich zu Wort, und die abermals ins Kreuzfeuer geratenen Patriots rechtfertigen sich.

Das sind die Werbespots
Infos

Das sind die Werbespots

Infos
Foto: Screenshot Youtube

New England stand 2007 schon wegen "Spygate" am Pranger. Headcoach Bill Belichik, einer der besten seines Faches, musste 500.000 Dollar zahlen, da ein Mitarbeiter seines Trainerstabs im Spiel gegen die New York Jets verbotenerweise Anweisungen an die gegnerische Defensive gefilmt hatte. Kein Wunder, dass der ein oder andere glaubt, der 62-Jährige habe wieder gemauschelt.

Die öffentlichen Angriffe haben Spuren hinterlassen. Belichik sah sich dazu genötigt, in einer Pressekonferenz als Hobby-Physiker aufzutreten. "Es ist genau wie beim Auto. Man steigt ein, und die Lampe zeigt an, dass der Reifendruck zu niedrig ist, weil der Wagen die ganze Nacht draußen stand. Dann lässt man ihn an, fährt los, und die Lampe geht aus. So ist es bei dieser Sache auch", erklärte Belichik.

Die Reaktion ließ nicht lange auf sich warten. Für Wissenschaftler Bill Nye, in den USA aus TV-Shows als "Sciency Guy" bekannt, ist die Theorie völlig aus der Luft gegriffen: "Das ergibt keinen Sinn."

Super Bowl: Diese Teams haben das NFL-Finale gewonnen - Alle seit 1967
Infos

Alle Super-Bowl-Sieger seit 1967

Infos
Foto: AFP/ANGELA WEISS

Und so geht es immer weiter, hin und her. Es sei "eine Entschuldigung fällig", sagte Patriots-Besitzer Robert Kraft, sollte es keine Beweise für einen Betrug geben. Quarterback Tom Brady versteht die ganze Aufregung sowieso nicht, er wählte klare Worte:
"Es geht hier nicht um ISIS, niemand stirbt."

Die Bälle entsprachen nur in der ersten Hälfte nicht den Vorschriften. Zur Pause stand es 17:7, erst danach wurde der Vorsprung deutlich. Außerdem haben die schlappen Bälle - wenn überhaupt - beiden Mannschaften geholfen. Entsprechend klingen die Reaktionen der demontierten Colts. Tight End Dwayne Allen bringt es auf den Punkt: "Sie hätten uns auch geschlagen, wenn mit einem Stück Seife gespielt worden wäre. Sie waren einfach das bessere Team."

(sid)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort