Super Bowl 2023 Großartige Werbung für den Sport – mit einer Ausnahme

Meinung | Glendale/Düsseldorf · Der 57. Super Bowl zwischen den Kansas City Chiefs und den Philadelphia Eagles hatte so ziemlich alles, was die NFL so spannend macht. Doch so ein Ende hatte er nicht verdient.

Super Bowl 2023: Chiefs feiern den Sieg
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Chiefs feiern den Sieg im Super Bowl

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Foto: AP/Matt Slocum

Viel mehr als das, was da in Arizona zwischen den Kansas City Chiefs und Philadelphia Eagles geboten wurde, kann man sich von einem Super Bowl nicht wünschen: Führungswechsel, spektakuläre Spielzüge, neue Rekorde, ein Comeback und Dramatik bis kurz vor dem Ende. Letztlich gewannen die Chiefs mit 38:35.

Es war von Anfang an beste Werbung für den Sport. Zunächst gab es zwei glänzend aufgelegte Offensiven, die mit tollen Spielzügen schnell für viele Punkte sorgten. Ein frühes Highlight war der Pass von Eagles-Quarterback Jalen Hurts auf A.J. Brown aus 45 Yards direkt zu Beginn des zweiten Viertels. Als Philadelphia dann in Führung lag und davonzuziehen drohte, gelang den Chiefs ein Touchdown mit der Defensive (natürlich unter gütiger Mithilfe von Hurts), um doch wieder auszugleichen.

Trotzdem ging Philadelphia mit einem 24:14 im Rücken in die Halbzeit und da sich Chiefs-Spielmacher Patrick Mahomes kurz zuvor erneut am Knöchel verletzt hatte und große Schmerzen zu haben schien, musste man befürchten, dass das Spiel entschieden sein könnte. Doch nichts da. In Hälfte zwei war Mahomes von einer Verletzung fast nichts anzumerken, stattdessen gelangen ihm und seinen Teamkollegen im Angriff bei jedem einzelnen Ballbesitz Punkte. Dabei kam auch die Genialität von Cheftrainer Andy Reid zum Vorschein, dessen Spielzüge die Eagles mehrere Male – gerade kurz vor der Endzone – auf dem falschen Fuß erwischten. Während Hurts auf der einen Seite der erste Quarterback wurde, der selbst drei Touchdowns in einem Super Bowl erlief, dirigierte Mahomes einen Comeback-Sieg, garniert mit einem 56-Yard-Punt-Return von Kadarius Toney – einen längeren hatte es im Super Bowl noch nie gegeben. Es war einfach großartig anzusehen.

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Alle Touchdowns und Highlights im Super Bowl 2023

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Foto: AP/Matt Slocum

Doch wie dieses Spiel dann zu Ende ging, war ihm leider nicht würdig. Die Eagles hatten die Chiefs beim dritten Versuch mit noch fast zwei Minuten auf der Uhr scheinbar gestoppt. Kansas City wäre zwar ohnehin per Field Goal in Führung gegangen, doch es wäre genug Zeit gewesen, damit Philadelphia mit einem letzten Ballbesitz realistische Chancen auf den Sieg oder die Verlängerung gehabt hätte. Oder die Verteidigung der Chiefs hätte das Spiel gewonnen.

Daraus wurde aber nichts, weil die Schiedsrichter ein Halten von Eagles-Verteidiger James Bradberry erkannt hatten. Das bringt fünf Yards Strafe und vor allem einen neuen ersten Versuch. So konnten die Chiefs die Uhr fast auslaufen lassen und Philadelphia blieben nach dem verwandelten Field Goal nur noch acht Sekunden, um zu antworten.

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Foto: AFP/ANGELA WEISS

Die Entscheidung der Schiedsrichter wurde und wird heftig diskutiert. Im ersten Moment war es eine dieser Szenen, wo man mit geübtem Auge sagen würde: „Es ist der Super Bowl, lasst sie spielen!“ Doch sie war richtig. „Es war ein Halten. Ich habe an seinem Trikot gezogen. Ich hatte gehofft, sie lassen es durchgehen“, gab Bradberry selbst zu. Dementsprechend ist den Schiedsrichtern kein Vorwurf zu machen, denn sie zu einer Fehlentscheidung aufzufordern, kann auch nicht im Sinne des Sports sein.

Kansas City Chiefs Tight End Travis Kelce (87) fängt einen Touchdown-Pass vor Philadelphia Eagles Safety Marcus Epps (22).

Kansas City Chiefs Tight End Travis Kelce (87) fängt einen Touchdown-Pass vor Philadelphia Eagles Safety Marcus Epps (22).

Foto: dpa/Abbie Parr

Und doch ist es schade, dass das Spiel durch diesen kleinen Zupfer eben nicht mit einem letzten dramatischen Versuch der Eagles geendet ist, sondern damit, dass Philadelphia Kansas City absichtlich einen Touchdown erzielen lassen wollte, um Zeit zu sparen. Doch dafür waren die Chiefs zu clever. Der allerletzte Spielzug war dann ein verzweifelter und viel zu kurzer Wurf von Jalen Hurts, es gab einfach keine reale Chance mehr. Dieses Spiel, das bis zwei Minuten vor Schluss beste Werbung für die NFL und American Football gemacht hat, hätte ein besseres Ende verdient gehabt.

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