Einfach erklärt So funktioniert American Football

Service | Düsseldorf · Die Regeln beim American Football sind umfangreich und wirken auf viele Zuschauer anfangs verwirrend. Wir erklären die wichtigsten Grundlagen, damit auch Neulinge das Spiel verstehen.

NFL, ELF: Football für Anfänger -  wichtigste Regeln im Überblick
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Die wichtigsten Regeln im American Football

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Foto: AP/Adrian Kraus

American Football ist eine Ballsportart, bei der zwei Teams gegeneinander antreten. Ziel ist es, mehr Punkte als der Gegner zu erzielen und so das Spiel zu gewinnen. Die Spielzeit beträgt eine Stunde, aufgeteilt in vier Viertel von jeweils 15 Minuten. Gespielt wird mit einem länglichen ovalen Ball, der umgangssprachlich als „Ei“ bezeichnet wird, auf einem Spielfeld von 120 Yards Länge und etwa 53 Yards Breite.

Grundlegendes zum Spiel:

  • Grundgedanke des Spiels ist es, Raumgewinn zu erzielen. An den beiden Endes des Spielfeldes gibt es jeweils eine Endzone. Nur dort können Punkte erzielt werden.
  • Beide Mannschaften bestehen aus zwei Abteilungen: Offense und Defense. Das Team, das in Ballbesitz ist, hat seine Offense auf dem Spielfeld, das gegnerische die Defense. Beide bestehen aus jeweils elf Spielern. Ziel der Offense ist es, sich über das Feld bis zur gegnerischen Endzone vorzuarbeiten, um zu punkten. Ziel der Defense ist es, das zu verhindern und so den Ball für die eigene Offense zu erobern.
  • Die Offense hat vier Versuche (Englisch: Downs), um eine Distanz von 10 Yards zurückzulegen. Schafft die Offense das, bekommt sie weitere vier Downs für die nächsten 10 Yards. Gelingt das in vier Versuchen nicht, bekommt das gegnerische Team den Ball und so die Möglichkeit selbst zu punkten.
  • Es zählt nur die reine Spielzeit. Etwa nach Spielzügen oder bei Fouls wird die Uhr angehalten. So kommt es permanent zu Unterbrechungen.

So erzielt man Raumgewinn:

  • Die Offense hat zwei Möglichkeiten, um Raum zu gewinnen: Passen durch die Luft oder das Laufen mit dem Ball.
  • Ausgangspunkt eines Spielzugs ist meist der Spielmacher (Englisch: Quarterback), der den Ball entweder wirft, einem anderen Spieler für einen Lauf übergibt oder auch selbst läuft.
  • Das Spiel wird immer dort fortgesetzt, wo der Angreifer mit dem Ball gestoppt wurde.
  • Aufgabe der Defense ist es zwar in erster Linie den eigenen Raumverlust – etwa durch Tackles – möglichst gering zu halten. Doch auch die Defense kann einen Raumgewinn erzielen, indem sie die Angreifer zurückdrängt.
  • Ebenfalls ein Raumgewinn für die Defense entsteht durch eine Interception oder einen Fumble: Dabei erobert das Defense-Team den Ball von der angreifenden Mannschaft. Interception heißt es, wenn ein Pass aus der Luft abgefangen wird, bevor er den Boden berührt oder außerhalb des Spielfelds ist. Ein Fumble liegt vor, wenn ein Angreifer den Ball fallen lässt oder aus der Hand geschlagen bekommt bevor er selbst den Boden berührt oder im Aus ist. Diesen kann die Verteidigung dann aufnehmen. Bei beiden Formen wechseln Ballbesitz und Angriffsrecht auf die zuvor verteidigende Mannschaft.
  • Schafft die Offense den nötigen Raumgewinn von 10 Yards nach drei von vier Downs nicht beziehungsweise ist noch zu weit von der gegnerischen Endzone entfernt, um Punkte zu erzielen, folgt in der Regel der sogenannte Punt. Hierbei wird der vierte Versuch dazu verwendet, den Ball möglichst weit in die gegnerische Hälfte zu schießen. Dort wechselt dann das Angriffsrecht.

So erzielt man Punkte:

Gelingt es einem Team, den Ball in die gegnerische Endzone zu befördern, wird das mit Punkten belohnt. Je nach Art fallen diese unterschiedlich hoch aus und werden wie folgt vergeben:

  • Touchdown: Dieser liegt vor, wenn die Offense den Ball mittels eines Laufes oder eines Passes in die gegnerische Endzone transportiert. Für einen Touchdown gibt es sechs Punkte. Auch die Defense kann einen Touchdown erzielen, wenn sie den Ball durch eine Interception oder einen Fumble erobert und direkt in die gegnerische Endzone trägt.
  • Extra Point: Nach dem Erzielen eines Touchdowns erhält das punktende Team einen weiteren Frei-Versuch. Dieser wird in der Regel als Schuss ausgeführt. Das bedeutet, ein Spieler schießt den Ball zwischen den beiden Torstangen am Ende der Endzone hindurch. Dieser Extra Point wird, wie der Name schon sagt, als ein Punkt gutgeschrieben.
  • Two Point Conversion: Selten nutzt ein Team seinen Frei-Versuch nach einem Touchdown dazu, einen zweiten Touchdown zu erzielen – den Ball also nochmal durch einen Pass oder Lauf in die Endzone zu bewegen. Gelingt das, wird das mit zwei Punkten belohnt. Einen weiteren Frei-Versuch gibt es danach jedoch nicht.
  • Field Goal: Diese Option hat die Offense, wenn sie nach drei von vier Versuchen zwar noch keine 10 Yards geschafft hat, sich aber schon in Reichweite des gegnerischen Tores befindet. In diesem Fall kann mit einem Schuss durch die Stangen des Tores hinter der gegnerischen Endzone ein Field Goal erzielt werden, das drei Punkte einbringt.
  • Safety: Die zweite Möglichkeit für die Defense zu punkten. Hierfür muss die Verteidigung das gegnerische Team bis in dessen eigene Endzone zurückdrängen und dort einen in Ballbesitz befindlichen Angreifer zu Fall bringen oder hinten oder an den Seiten der Endzone ins Aus zwingen. Gelingt das, gibt es dafür zwei Punkte. Sofern eine Mannschaft bei einem Extrapunktversuch nach einem Touchdown einen Safety erzielt, gibt es dafür nur einen Punkt. Dieses Szenario ist aber extrem selten und in der NFL noch nie vorgekommen.
NFL: Football A bis Z für Neulinge - Die wichtigsten Begriffe und ihre Bedeutung
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Die wichtigsten Begriffe im American Football

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Foto: dpa, CA hpl

Fouls und weitere Regeln:

  • Das Spiel beginnt mit dem sogenannten Kick-Off, bei dem ein Team den Ball so weit wie möglich in die Hälfte des Gegners schießt. Welches Team den Kick-Off ausführt, wird per Münzwurf entschieden. Die Aufgabe des Teams, das den Ball fängt, ist es, diesen möglichst weit zurück in Richtung gegnerischer Endzone zu transportieren (ein sogenannter „Kickoff-Return“). Das Team, das den Kick-Off ausgeführt hat, versucht den gegnerischen „Returner“ so früh es geht zu stoppen. Dort, wo dieser Stopp stattfindet, beginnt für die Offense die erste Angriffsserie von vier Versuchen des Spiels (Englisch: Drive). Sofern der Kick-off die Endzone erreicht, kann auch einen sogenannter „Fair Catch“ ausführt werden. Dann beginnt die Offense automatisch an der 25-Yard-Linie.
  • Die vorderste Reihe der Offense (Englisch: Offensive Line oder O-Line) hat die Aufgabe, ihren Quarterback zu schützen und ihm möglichst viel Zeit zu verschaffen, einen Pass- oder Lauf-Spielzug durchzuführen. Die Verteidiger versuchen ihrerseits, zum Quarterback durchzudringen und ihn zu Fall zu bringen. Gelingt ihnen das, spricht man von einem Quarterback Sack (Aussprache: „Säck“).
  • Beim Aufeinandertreffen von Offense und Defense kommt es zu viel Körperkontakt und regelmäßig zu Fouls. Findet ein Foul statt, wird eine gelbe Flagge von einem der Schiedsrichter aufs Feld geworfen. Der Spielzug wird jedoch zuerst beendet, erst danach wird das Foul bestraft. Die Strafen reichen von mehreren Yards Raumverlust über das Gewähren eines neuen ersten Versuchs bis hin zum Ausschluss eines Spielers.
  • Das strenge Regelwerk überwachen sieben Schiedsrichter, die per Funk untereinander kommunizieren und ihre Entscheidungen über die Stadionlautsprecher mitteilen.
  • Ist der Trainer eines Teams mit einer Schiedsrichter-Entscheidung nicht einverstanden, hat er zweimal pro Spiel die Möglichkeit zur Challenge, indem er eine rote Flagge aufs Feld wirft. Dann überprüfen die Referees ihre Entscheidung anhand von Videobildern. Wird die Entscheidung nicht verändert, verliert das Team, das eine Challenge verlangt hat, eine Auszeit. In den letzten zwei Minuten jeder Spielhälfte werden alle Challenges von den Video-Schiedsrichtern in New York angestoßen. Es gibt allerdings Schiedsrichter-Entscheidungen, die nicht per Challenge überprüft werden können.
  • Jedes Team hat pro Halbzeit drei Auszeiten (Englische: Time-Outs). Auf diese Weise können die Trainer die Spieluhr anhalten – etwa um einen anderen Spielzug zu planen. Ebenfalls angehalten wird die Uhr beispielsweise, wenn ein Spieler mit dem Ball ins Aus läuft (in den letzten zwei Minuten der ersten und letzten fünf Minuten der zweiten Hälfte), ein Pass nicht gefangen wird oder der Ballbesitz wechselt. Auch die Schiedsrichter können eine Auszeit nehmen, was sie etwa bei der Verletzung eines Spielers tun.
  • Spielerwechsel in Offense und Defense sind zwischen den Spielzügen jederzeit möglich. So kommt es, dass eine Mannschaft am Spieltag aus bis zu 46 aktiven Spielern bestehen kann. Es dürfen jedoch immer nur höchstens elf Spieler pro Team gleichzeitig auf dem Platz stehen.
  • Wenn es nach 60 Minuten á vier Vierteln Unentschieden steht, geht es in die Overtime, die in der NFL bis zu 10 Minuten dauert. Steht es nach Ablauf der Overtime noch Unentschieden, endet das Spiel in der regulären NFL-Saison mit Remis. In den K.o.-Spielen wie Playoffs und Super Bowl werden so lange weitere Overtimes angehängt, bis ein Sieger feststeht. In der European League of Football wird in der Verlängerung nach College-Regeln gespielt: Dabei gibt es keine Uhr mehr und beide Teams bekommen mindestens einmal den Ball. Wenn Team A im ersten Ballbesitz einen Touchdown erzielt, muss Team B ebenfalls mindestens einen Touchdown erzielen, um gleichzuziehen. Gelingt der Ausgleich, geht es weiter. Gelingt er nicht, gewinnt Team A. Erzielt Team B sogar mehr Punkte, gewinnt Team B.

Weitere wichtige Football-Begriffe von A bis Z haben wir Ihnen hier zusammengestellt.

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