GFL statt NFL Was US-Footballer nach Köln und Düsseldorf führt

Düsseldorf/Köln · Football-Spieler aus den USA kämpfen um ihren Traum vom Profisport – für kaum 1000 Euro im Monat. Nur wenige schaffen es in die Topliga NFL. Was also treibt diese Spieler an? Zwei ganz verschiedene Fälle aus Düsseldorf und Köln.

 Conor Miller am Ball für die Cologne Crocodails.

Conor Miller am Ball für die Cologne Crocodails.

Foto: Foto: Thomas H. Bershet

Der Quarterback ist der wichtigste Spieler im American Football. Er wirft den eiförmigen Ball, sein Würfe entscheiden über Sieg oder Niederlage. In den USA sind sie schon in der Schule die großen Stars. Der Stereotyp des Quarterbacks ist durchtrainiert, ehrgeizig, bei allen beliebt.

So wie Conor Miller, 24, geboren in Fort Lauderdale (Florida). „Ich wollte es immer in die NFL schaffen. Ich wollte meine Eltern, meine Freunde, meine Heimatstadt stolz machen. Dafür habe ich jeden Tag trainiert“, sagt Miller. Er spielte in der Schule, danach an einer angesehenen Universität. „Ich war davon überzeugt, dass mir eines der Profi-Teams in der NFL eine Chance geben würde“, sagt Miller. Im Frühjahr 2019 absolvierte eine Handvoll Probetrainings, unter anderem bei seinem Lieblingsteam in Miami. Doch am Ende stand Miller ohne Vertrag da – wie so viele andere auch.

Mehr als 3000 Football-Stipendien vergeben die besten Sport-Universitäten der USA jede Saison. 3000 junge Männer hoffen deshalb Jahr für Jahr auf eine Karriere und das große Geld in der NFL. Doch die umsatzstärkste Sportliga der Welt nimmt jede Saison nur 224 neue Spieler auf. Der Traum vom Leben als Football-Profi bleibt für die meisten Amerikaner genau das: ein Traum. Auch für diejenigen wie Conor Miller, die nur ganz knapp daran scheitern. „Das war richtig enttäuschend“, sagt Miller rückblickend. „So viele Freunde und Bekannte haben es in die Liga geschafft. Und ich stand ohne alles da.“

An diesem Punkt gibt es im American Football genau zwei Optionen: Karriereende oder Kampf. Denn die NFL ist nicht nur die beste Liga der Welt, es gibt kaum Alternativen. In Kanada lassen sich jährlich etwa 50.000 Dollar verdienen, doch auch hier kommt längst nicht jeder unter. Wer dennoch an sich glaubt, dem bleiben Japan und Europa.

Vom NFL-Glamour ist auf dieser Seite des Atlantiks jedoch nichts zu spüren. Das meiste Geld verdient man in Italien, bis zu 2000 Euro pro Monat. Sportlich ist die „German Football League“ (GFL) führend. Dabei ist die Liga nur semi-professionell organisiert. Die meisten Teams trainieren zwei bis dreimal pro Woche, am Wochenende wird gespielt. Viele deutsche Spieler bekommen nur eine Aufwandsentschädigung, die besten Amerikaner kommen auf rund 1000 Euro pro Monat. Das reicht, um den großen Traum am Leben zu halten.

„Mein Agent sagte mir, dass es ein Angebot aus Köln gibt und die deutsche Liga wirklich gut sein soll“, beschreibt Conor Miller seine Entscheidung. Also setzt er sich Ende Mai in ein Flugzeug und unterzeichnet einen Vertrag bei den Cologne Crocodiles. Der GFL-Meister aus dem Jahr 2000 war mit drei Niederlagen in die Saison gestartet, mit Miller als Spielmacher gewann man drei der folgenden vier Spiele. „Das Niveau ist hoch, meine Mitspieler sind nett und die Stadt gefällt mir – alles bestens“, sagt Miller.

Dass er sich zuletzt an der Schulter verletzte und ausfiel, ist ihm keine große Erwähnung wert. Schließlich ist der Druck hoch, die Saison endet bereits je nach Erfolg zwischen Anfang September und Mitte Oktober. Bis dahin muss Miller noch reichlich Pässe und Touchdowns werfen, um die Scouts in seinem Heimatland zu überzeugen. „Wie es ab Herbst weitergeht, kann ich noch gar nicht sagen. Ich werde nach Hause fliegen, mit meinem Agenten sprechen und hoffen“, sagt Miller.

Er wäre einer der ganz wenigen US-Spieler, die es über den Umweg Europa doch noch in die NFL schaffen. Eine genaue Zahl gibt es nicht, doch in der Vergangenheit waren es in der Regel einheimische Talente, die aus Deutschland direkt in die USA geholt wurden. „Die Amerikaner können sich in der GFL zeigen, aber die NFL ist ein Haifischbecken. Wenn man es einmal nicht geschafft hat, ist man in der Regel raus“, weiß Tom Aust, Pressesprecher des American Football Verbandes Deutschlands (AFVD).

Manche kommen deshalb auch, um noch ein wenig Football zu spielen und dabei Europa zu bereisen, ehe ein unsportliches Leben in der Heimat wartet. Und dann sind da noch die Geschichten, die nicht mit einer Rückkehr in die USA enden. So wie die von Jacob Adelmann, aktuell Verteidiger der Düsseldorf Panther.

Einst war auch der gebürtige Kalifornier auf Tuchfühlung mit der besten Football-Liga der Welt: die Houston Texans hatten ihn 2015 ins Trainingslager eingeladen, doch anschließend nicht verpflichtet. Das zu akzeptieren sei ihm zunächst schwer gefallen. Nach einem Wechsel in die schwedische Liga wollte er es allen beweisen: „Im ersten Jahr in Europa habe ich nur für mich gespielt. Ich wollte tolle Statistiken erzielen, um doch noch eine Chance zu bekommen“, sagt Adelman. Doch ein Angebot aus der Heimat blieb aus.

 Jacob Adelman, Verteidiger der Düsseldorf Panther.

Jacob Adelman, Verteidiger der Düsseldorf Panther.

Foto: Foto: Düsseldorf Panther

Seit 2017 ist der 27-Jährige nun schon in Deutschland. „Ich habe akzeptiert, dass ich in der NFL keine Chance mehr habe“, sagt er. In den USA dauert eine Karriere als Football-Profi im Durchschnitt knapp drei Jahre. Der Verschleiß und die Verletzungsgefahr sind groß, in Adelmans Alter sind viele Karrieren bereits beendet. Er weiß: „Heute noch auf einen Anruf zu warten, wäre reine Zeitverschwendung.“

Stattdessen hat er sich hierzulande ein neues Leben aufgebaut. Seine deutsche Freundin lernte er in Hildesheim kennen, in München jobbte er neben dem Football als Barkeeper in der Kultdisco „P1“, heute fühlt er sich am Rhein wohl. Als nächstes will er die Sprache lernen und nach der Karriere als Football-Trainer arbeiten. In Deutschland. Adelman sagt: „Ich möchte gerne bleiben.“

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