Ausfall von Dak Prescott Ist die NFL-Saison der Dallas Cowboys schon gelaufen?

Düsseldorf · Die Dallas Cowboys aus der NFL haben bereits zum Saisonstart einen herben Rückschlag erlitten: Quarterback Dak Prescott fehlt nach einer Verletzung mehrere Wochen. Der Ausfall des Spielmachers könnte alle Hoffnungen auf eine erfolgreiche Saison schon jetzt begraben.

Dallas Cowboys Quarterback Dak Prescott (4) wird von Tampa Bay Buccaneers Linebacker Shaquil Barrett (58) beim Werfen eines Passes in der zweiten Hälfte getroffen.

Dallas Cowboys Quarterback Dak Prescott (4) wird von Tampa Bay Buccaneers Linebacker Shaquil Barrett (58) beim Werfen eines Passes in der zweiten Hälfte getroffen.

Foto: dpa/Michael Ainsworth

Zunächst ließ sich Dak Prescott nicht viel anmerken. Der Quarterback der Dallas Cowboys spielte am Sonntagabend (Ortszeit) noch weiter, nachdem Shaquil Barrett von den Tampa Bay Buccaneers bei dem Versuch, einen Pass zu blocken, Prescotts Hand hart erwischt hatte. Der 29-Jährige verletzte sich dabei nicht unerheblich am Daumen seiner Wurfhand. Drei Spielzüge machte Prescott noch und warf drei Pässe, bevor er sich zur Seitenlinie begab, um die Verletzung checken zu lassen. Er kehrte nicht mehr ins Spiel, das sich bereits im Schlussviertel befand und bei dem die Cowboys mit 3:19 in Rückstand waren, zurück.

Schon kurze Zeit nach dem Spiel verkündete Cowboys-Besitzer Jerry Jones die Neuigkeiten: Prescott müsse operiert werden und werde deshalb einige Wochen ausfallen. Wie viele, das ist nicht klar. Von sechs bis acht Wochen gingen viele raus, Jones sprach sogar von nur vier. Dass das nach einer Operation am Daumen der Wurfhand möglich ist, erscheint nicht unbedingt realistisch.

Dallas hat natürlich ein großes Interesse daran, Prescott so schnell wie möglich wieder auf dem Feld zu sehen. Cooper Rush, Prescotts Vertreter, hat zwar sein einziges NFL-Spiel, in dem er startete, gewonnen, ist aber aus gutem Grund nur Ersatzmann. „Wir haben großes Vertrauen in Coop“, sagte Runningback Ezekiel Elliot am Sonntagabend sofort. „Er kam letztes Jahr rein und wir haben nicht viel verpasst.“

Dass Ersatz-Quarterbacks mal ein gutes Spiel machen, ist keine Seltenheit. Auch dann nicht, wenn sie an sich nicht die Fähigkeiten haben, ein Stamm-Quarterback in der NFL zu sein. Die Gegner kennen sie manchmal schlicht nicht so gut und können deshalb auf dem falschen Fuß erwischt werden. Doch kann Rush über mehrere Wochen hinweg so überzeugen, dass er die Cowboys im Rennen um die Play-offs halten kann? Schwierig zu sagen, doch der Spielplan macht es ihm nicht leicht: Es geht in den kommenden fünf Wochen unter anderem gegen die beiden Super-Bowl-Teilnehmer Cincinnati Bengals und Los Angeles Rams, dazu kommen drei Divisions-Duelle gegen noch schwer einzuschätzenden New York Giants und Washington Commanders (die beide ihr erstes Spiel gewannen) sowie die starken Philadelphia Eagles. Nicht auszuschließen, dass Dallas bei Prescotts Rückkehr schon bei fünf oder gar sechs Niederlagen steht - und dann wird es mit den Play-offs schon sehr eng. Realistisch betrachtet war es das dann schon.

Die Cowboys waren auch mit Prescott ein Wackelkandidat für einen Platz unter den besten sieben Teams ihrer Conference NFC, die sich für die Play-offs qualifizieren. Die Mannschaft hat mit Amari Cooper einen ihrer besten Wide Receiver abgegeben und auf der Position ansonsten Verletzungsprobleme. Zudem befindet sich die Offensive Line, über Jahre das Prunkstück des Teams, im Umbruch und auch hier gibt es Verletzungspech. Selbst mit Prescott wäre das Team irgendwo bei neun, vielleicht zehn Siegen zu erwarten gewesen. Nun könnten es weniger werden, was für die Play-offs definitiv nicht reichen wird.

Und so droht der Mannschaft von Cheftrainer Mike McCarthy erneut eine verschenkte Saison, die den stolzen Anhängern der Cowboys nicht gefallen wird. McCarthy, der lange Jahre bei den Green Bay Packers sehr erfolgreich war und einen Super Bowl gewann, startete 2020 in Dallas, um auch dort endlich wieder den Titel zu holen. Gleich in seinem ersten Jahr hatte sich Prescott früh verletzt und war die restliche Spielzeit ausgefallen. Nun hat er das Pech erneut, auch wenn der Quarterback diesmal nicht ganz so lange fehlen wird. McCarthy könnte das im schlimmsten Fall sogar den Job kosten; nach einer eigentlich starken Saison 2021 waren die Cowboys nämlich schon in Runde eins der Play-offs überraschend gescheitert.

Das entspricht nicht dem Selbstverständnis einer Organisation, die in jedem Jahr den Titel gewinnen will. Fünf Super Bowls dürfen die Cowboys bereits ihr Eigen nennen, der Letzte ist aber schon lange her - 1995. Seither haben die Cowboys gerade einmal vier Play-off-Spiele gewonnen, das letzte 2018. Über die zweite Runde kamen sie nie mehr hinaus. Das war bis 1995 anders, der Titel in jener Saison war der dritte binnen vier Jahren.

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Foto: AP/Frank Franklin II

Jerry Jones arbeitet seither fieberhaft daran, die Cowboys wieder zu altem Glanz zu führen, jedoch ohne Erfolg. Auch in diesem Jahr sieht es nicht danach aus, dass Dallas einen Schritt nach vorne macht, auch wenn längst nicht alles schlecht ist. Die Defense sah schon gegen die sehr gute Offense der Buccaneers um Tom Brady gar nicht schlecht aus, mit Micah Parsons haben sie dort zudem einen jungen Spieler, der danach strebt, der beste Spieler der NFL zu werden, und herausragende Fähigkeiten hat.

Doch selbst die beste Defense holt in der modernen NFL nicht allein den Titel, das hat die jüngere Vergangenheit gezeigt. Die Super-Bowl-Sieger verfügten in aller Regel über viel Feuerkraft in der Offensive. Die war schon mit Prescott fraglich, ohne erst recht. Vielleicht ist es eine Überreaktion nach dem ersten Spieltag, doch es sieht bereits jetzt ganz danach aus, als würden die Cowboys auch 2022 keine Rolle im Titelrennen spielen.

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