„Die Jungs sind begeistert“ Skandal-Profi Watson vor NFL-Comeback

Cleveland · Nach seiner Sperre wegen sexueller Belästigung gibt Deshaun Watson sein Comeback in der NFL. Seine Mitspieler freuen sich, der Skandal-Profi selbst schweigt noch immer.

 Deshaun Watson im Training der Cleveland Browns.

Deshaun Watson im Training der Cleveland Browns.

Foto: AP/David Richard

Deshaun Watson blickt durch das Gitter seines Helmes lässig und selbstbewusst in die Kamera, eine weiße „4“ prangt auf dem braun-orangenen Trikot - er wirkt bereit. Unter dem jüngsten Instagram-Post des Star-Quarterbacks überschlagen sich seine Follower in Vorfreude. „Die Rückkehr“, schreiben die einen und: „Lasset die Wiedergutmachung beginnen!“

Genau 700 Tage nach seinem letzten NFL-Spiel wird der 27-Jährige am Sonntag wieder auf dem Feld stehen - erstmals in den Farben der Cleveland Browns. Anders als es die Kommentare in den sozialen Medien vermuten lassen, werden dem einstigen Erstrunden-Pick jedoch lange nicht alle Fans zujubeln. Denn Watson ist einer der größten Skandal-Profis im Football.

Über 20 Frauen hatten Watson im März des vergangenen Jahres sexuelle Belästigung vorgeworfen, bei Massageterminen soll es regelmäßig zu Übergriffen durch den damals 25-Jährigen gekommen sein. Im Sommer dieses Jahres verhängte die NFL dann zunächst eine Sechs-Spiele-Sperre gegen Watson, die sie später auf elf Spiele erhöhte. Hinzu kamen eine Geldstrafe in Höhe von fünf Millionen Dollar und eine verpflichtendes Behandlungsprogramm.

In Cleveland interessiert das nur noch die wenigsten. „Wir freuen uns, dass Deshaun für uns spielen kann“, sagte Browns-Trainer Kevin Stefanski vor dem Spiel gegen - wie soll es auch anders sein - Watsons ehemaligen Arbeitgeber, die Houston Texans.

Während die Texans ihren Quarterback als Reaktion auf die einsetzende Klagewelle aus dem Kader gestrichen hatten, sah man in Cleveland die Anschuldigungen wohl weniger kritisch. Bei den Browns unterschrieb Watson im Frühjahr einen Fünfjahresvertrag über 230 Millionen Dollar - und läuft nun erstmals für seinen neuen Verein auf.

Zum Leidwesen von Jacoby Brissett. Der Ersatz-Quarterback spielte bislang eine solide Saison, rückt jetzt aber zurück ins zweite Glied. Für das Team anscheinend kein Problem. „Er ist besonders“, schwärmte Running Back Nick Chubb von Watson: „Er bringt den Ball genau dorthin, wo er ihn haben will. Die Jungs mögen das. Die Jungs sind begeistert.“

Auf der Tribüne wird sich jene Begeisterung am Sonntag in Grenzen halten - zumindest bei einer Gruppe. Zehn Frauen, die Watson verklagt hatten, planen laut ESPN einen Besuch. „Einige meiner Kundinnen haben darum gebeten, mitzukommen“, sagte Anwalt Tony Buzbee: „Sie hielten es für wichtig, deutlich zu machen, dass sie noch da sind und dass sie wichtig sind.“

Strafrechtliche Folgen für seine Vergehen muss Watson mittlerweile kaum mehr befürchten, die meisten Fälle wurden inzwischen außergerichtlich geregelt. Er selbst hatte stets alle Vorwürfe von sich gewiesen und behauptet, man würde sich nicht für seine Sicht der Dinge interessieren. Öffentlich geäußert hat sich Watson seit der Verkündung des Strafmaßes nicht mehr.

(sid/stja)
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