Quarterback Kaepernick singt Nationalhymne nicht mit "Benimm dich wie ein Amerikaner"

San Diego · Colin Kaepernick erhitzt in der NFL weiter die Gemüter. Erneut erhob sich der Quarterback aus Protest nicht zur US-Nationalhymne, dazu gibt es Diskussionen um seine Socken, die Schweine mit Polizeimützen zieren.

 Colin Kaepernick kniete bei der Nationalhymne demonstrativ auf dem Boden.

Colin Kaepernick kniete bei der Nationalhymne demonstrativ auf dem Boden.

Foto: ap, CC

Auch in San Diego blieb Colin Kaepernick seiner Linie treu. Als 240 Militärkräfte auf dem Footballfeld eine riesige US-Flagge präsentierten und die Nationalhymne erklang, stand der Quarterback nicht auf und kniete aus Protest gegen die Rassendiskriminierung im Land vor der Bank seiner San Francisco 49ers — das Publikum reagierte mit Buhrufen.

Kaepernick hat gute Gründe für seinen Boykott, den er während der gesamten Vorbereitung auf die neue Saison der US-Profiliga NFL durchgehalten hat. Der 28-Jährige will seine Popularität nutzen, um aufzurütteln. "Ich werde nicht aufstehen und stolz für eine Fahne demonstrieren, die für ein Land steht, das Schwarze und andere Farbige unterdrückt", so Kaepernick: "Das ist für mich größer als der Football."

Protest gegen Polizeigewalt in den USA

Hintergrund für sein Verhalten ist die Polizeigewalt in den USA. In zahlreichen Städten, darunter Ferguson, Baltimore und Cincinnati, waren in den vergangenen beiden Jahren unbewaffnete Schwarze von Beamten getötet worden. Bei einer Demonstration gegen diese Zustände erschoss Anfang Juli in Dallas ein Heckenschütze fünf Ordnungshüter.

Die Atmosphäre ist aufgeheizt, Kaepernick hat sich — wie viele andere Prominente vor ihm — ein ziemlich sensibles Thema ausgesucht. Dass nun auch noch Bilder aufgetaucht sind, die den Sportler in Socken zeigen, auf denen Schweine mit Polizeimützen zu sehen sind, bringt neuen Zündstoff in die Debatte.

"Es ist einfach lächerlich, dass die gleiche Liga, die den Dallas Cowboys verbietet, Abzeichen zu Ehren der ermordeten Beamten zu tragen, hier nichts unternimmt", sagte Bill Johnson, Geschäftsführer der amerikanischen Polizistenvereinigung NAPO. Die NFL hatte dem Team nicht erlaubt, in der neuen Saison auf den Helmen Aufkleber mit der Aufschrift "Arm in Arm" zu tragen.

Kaepernick ließ die Kritik nicht auf sich sitzen. "Ich habe diese Socken getragen, weil bösartige Cops in den Dienststellen mit ihrem Verhalten die Gesellschaft und Polizisten, die das Richtige tun wollen, in Gefahr bringen. Ich habe zwei Onkel und Freunde, die für die Polizei arbeiten und ALLE beschützen wollen", schrieb Kaepernick bei Instagram. Die Bilder der Socken würden missbraucht, "um von den wirklichen Problemen abzulenken".

Zudem kündigte Kaepernick an, eine Million Dollar an Gruppen zu spenden, die Opfern von Rassendiskriminierung und Polizeigewalt helfen. Zudem wehrte er sich gegen die Berichterstattung: "Die Medien haben das hingestellt, als sei ich anti-amerikanisch und gegen das Militär. Das alles stimmt nicht."

Zuletzt hatte bereits der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump den Spielmacher attackiert ("Vielleicht sollte er sich ein anderes Land suchen"), danach waren unter anderen Basketball-Legende Kareem Abdul-Jabbar und der frühere NFL-Star Jim Brown Kaepernick zur Seite gesprungen.

Im Qualcomm Stadion von San Diego kam der Kniefall jedenfalls nicht gut an. Kaepernick, diesmal bei seiner Aktion von Teamkollege Eric Reid unterstützt, wurde während des Spiels bei jeder Ballberührung ausgebuht. Auf einem Schild eines Fans stand: "Du bist Amerikaner. Benimm dich auch so."

Kaepernick, der noch um seinen Platz im Aufgebot kämpfen muss, berührte das alles nicht. Mit seinen Pässen sorgte der Quarterback beim 31:21-Sieg über die Chargers für 103 Yards Raumgewinn, 38 weitere Yards erlief er bei seinem Einsatz in der ersten Hälfte selbst. Für sportliche Schlagzeilen reichte das nicht.

(seeg/sid)
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