Deutscher schreibt NFL-Geschichte Koloss Kuhn: "Wir nennen es Touchdown"

Nashville · Plötzlich lag er da. Markus Kuhn zögerte keine Sekunde. "Ich habe den Ball gesehen und mir gesagt: Geh hin, schnapp ihn dir und punkte!", sagte der Weinheimer. Wieder und wieder musste Kuhn beschreiben, wie er – als erster Deutscher – in der Football-Profiliga NFL einen Touchdown erzielte. Solche Großtaten gehören eigentlich ganz und gar nicht zu seinen Aufgaben.

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Foto: ap

Plötzlich lag er da. Markus Kuhn zögerte keine Sekunde. "Ich habe den Ball gesehen und mir gesagt: Geh hin, schnapp ihn dir und punkte!", sagte der Weinheimer. Wieder und wieder musste Kuhn beschreiben, wie er — als erster Deutscher — in der Football-Profiliga NFL einen Touchdown erzielte. Solche Großtaten gehören eigentlich ganz und gar nicht zu seinen Aufgaben.

Kuhn ist ein Berg von einem Mann. 1,93 m groß, fast 140 kg schwer. Ein Gegenentwurf zu den schnellen Ballträgern. Bedrohlich sieht er aus, ein Typ der Marke: An mir kommt keiner vorbei. Und genau darum geht es für den Defensive Tackle der New York Giants. Doch diesmal stoppte der 28-Jährige keinen Gegenspieler, sondern rannte, besser gesagt: Er schleppte seine beinahe drei Zentner über 26 Yards in die Endzone.

"Als ich den Ball in der Hand hatte, habe ich nur gedacht: Es kann nicht sein, dass das jetzt wirklich passiert", sagte Kuhn nach dem 36:7 bei den Tennessee Titans. Als dem gegnerischen Quarterback Zach Mettenberger der Ball aus der Hand fiel, bot sich die seltene Gelegenheit. Der "German Giant" schaltete am schnellsten und schrieb Geschichte. Im Kopf habe es gerattert: "Wow, renn, renn, renn, renn, renn!"

In der Kabine war Kuhn bei den Journalisten ein gefragter Mann. Das kommt eher selten vor, für die spektakulären Aktionen sind normalerweise andere zuständig. In bestem Englisch beantwortete der langjährige College-Spieler die vielen Fragen. Ganz so bedrohlich sah er mit dem weißen Hemd und der bunten Krawatte nicht mehr aus, auch seine langen, lockigen Haare hatte Kuhn gebändigt.

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"Wir nennen es Touchdown. Ein deutsches Wort kann ich leider nicht bieten", erklärte Kuhn den Medienvertretern in Nashville. Am College sei ihm so etwas nie gelungen. "Als ich zum letzten Mal gepunktet habe, war ich Quarterback in Deutschland. Das ist schon eine ganze Weile her."

Kuhn hat für die Weinheim Longhorns in der German Football League (GFL) gespielt. 2007 ging er in die USA und lief für die North Carolina State auf, fünf Jahre später griffen die Giants zu. Im NFL-Draft, der alljährlichen Verteilung der Talente, wurde Kuhn in New York vom Meister an Position 239 ausgewählt. Vier Monate später gab der Koloss, der täglich 5000 Kalorien zu sich nimmt, sein Debüt.

Inzwischen ist die NFL so deutsch wie nie. Neben Kuhn mischen Sebastian Vollmer (New England Patriots), Björn Werner (Indianapolis Colts) und neuerdings Kasim Edebali (New Orleans Saints) im Milliardengeschäft mit. Den Titel hat noch keiner von ihnen geholt.

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Für Kuhn wird es auch diesmal nichts. Die Giants spielen eine grausige Saison und sind nach dem Super-Bowl-Gewinn von 2012 zum dritten Mal in Folge nicht in den Play-offs dabei. Der Sieg in Tennessee war für das Team um Star-Quarterback Eli Manning der erste nach sieben Pleiten in Serie.

Zumindest Kuhn wird seine dritte Saison im Trikot mit der Nummer 78 in guter Erinnerung behalten - allein wegen des Touchdowns. "Ich habe schon immer davon geträumt, das eines Tages zu machen", schrieb er nach seinem "Big Play" bei Twitter. Das Profilfoto passte. Kuhn lässt vor der Skyline von New York die Muskeln spielen - im Deutschland-Shirt mit Bundesadler.

(sid)
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