Sportspektakel in den USA In New Jersey steigt der kälteste Super Bowl aller Zeiten

Die Denver Broncos treffen im Super Bowl XLVIII auf die Seattle Seahawks, so viel zum Sportlichen. Doch das Milliarden-Spektakel hat im Vorfeld einige Nebenschauplätze gehabt. Im Mittelpunkt: Minderwertigkeitskomplexe und das Wetter.

Das MetLife Stadium in East Rutherford
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Das MetLife Stadium in East Rutherford

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Eine Woche vor dem Super Bowl hatte Senator Cory Brooker die Nase voll. "Das ist lächerlich", sagte er dem TV-Sender Fox und bemühte sich nur oberflächlich um Diplomatie. "Wann immer vom Super Bowl die Rede ist, heißt es: 'Wir sehen uns in New York.' Es wird aber nicht in New York gespielt, sondern in New Jersey." Das musste raus.

Gegendarstellungen sind nicht nötig. Wer sich bei Google Maps per Satellit nach East Rutherford beamt, stellt fest, dass das MetLife Stadium deutlich im Bundesstaat New Jersey liegt, der Riesenklotz ist inmitten einer Parkplatzwüste aus Beton nicht zu übersehen. Doch Manhattans Upper West Side ist nur zehn Kilometer entfernt, so dass der "Garden State" New Jersey seit jeher gegen den Komplex ankämpft, nur "Dieser Ort da neben der Hauptstadt der Welt" zu sein. Auch daran gibt es keine Zweifel.

Sogar die New York Times engagierte sich Anfang der Super-Bowl-Woche für die Belange des chronisch unter- und geringschätzten New Jerseys. "Man könnte meinen", hieß es da in einem ausführlichen Sport-Geografie-Text, "dass der Hudson River ausgetrocknet sei und New York City sich Dutzende Meilen nach Westen ausgebreitet habe." Es folgte eine Aufzählung von verdienten Persönlichkeiten aus New Jersey wie Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison, Mondfahrt-Pionier Buzz Aldrin oder Hollywood-Legende Jack Nicholson.

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Foto: AP/Matt York

Den Kampf gegen das übermächtige New York hat New Jersey trotzdem verloren und bestenfalls ein Ehren-Field-Goal erzielt. Nichtsdestotrotz darf sich Super Bowl XLVIII, also der insgesamt 48., Historisches auf die Fahnen schreiben. Nie zuvor wurde das größte Einzelsportereignis der Welt in der Region um New York ausgetragen. Die Gründe sind so pragmatisch wie einleuchtend: Im Nordosten der USA ist es Anfang Februar verdammt kalt.

30 Grad Fahrenheit werden zum Kick-off (Montag, 0.30 Uhr MEZ) erwartet. Wenn der Super Bowl in Florida gastiert, sind derartige Werte auf der Celsius-Skala denkbar. Diesmal aber wird es alles andere als sommerlich. Das MetLife Stadium in East Rutherford musste vor anderthalb Wochen von Schneemassen befreit werden. Nie war es kälter beim Super Bowl, seit 1975 sogar immer mindestens 14 Grad warm — gut, dass die statistikliebenden US-Amerikaner alles akribisch notieren.

"Das ist Football, nicht Beachvolleyball"

Das Wetter tauchte in den Vorberichten so häufig auf, dass man behaupten könnte, nie sei ein Super Bowl britischer gewesen. NFL-Boss Roger Goodell wird ein Zeichen setzen und das Spiel zwischen den Denver Broncos und den Seattle Seahawks nicht in einer beheizten Loge, sondern volksnah auf den Rängen verfolgen. New Yorks damaliger Bürgermeister Michael Bloomberg hatte bereits 2010 in der Bewerbungsphase gesagt: "Das ist Football, nicht Beachvolleyball."

Also freuen sich die 80.000 geradezu darauf, im MetLife Stadium zu frieren. Eine Randnotiz wird Fußballfans aus München aufhorchen lassen: Beinahe hätte Super Bowl XLVIII in der Allianz-Arena stattgefunden. Doch der Versicherer zog sich schließlich aus den Verhandlungen zurück, nachdem es großen Wirbel um das Wirken des Unternehmens zur Zeit des Nationalsozialimus gegeben hatte. Die Allianz wollte ursprünglich über 30 Jahre mindestens 20 Millionen im Jahr für die Namensrechte zahlen.

Das mit rund 1,2 Milliarden Euro Baukosten teuerste Stadion der Welt weist dennoch Parallelen zur Münchner Arena auf. Mit den New York Giants und den New York Jets teilen sich ebenfalls zwei Teams das MetLife Stadium, wenn auch sportlich wie finanziell mehr auf Augenhöhe als der FC Bayern und 1860. Außerdem hat das Stadion eine beleuchtete Außenfassade, bei deren Technik die Münchner Allianz-Arena Vorreiter gewesen ist.

80.000 Zuschauer werden beim Super Bowl so nah dran sein wie in keinem anderen NFL-Stadion. Der Abstand der ersten Sitzreihe zum Spielfeld beträgt an der Mittellinie nur 14 Meter. Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und unterm freiem Himmel ist der Super Bowl in diesem Jahr beinahe etwas für Sport-Romantiker. Nur der Bundesstaat New Jersey wird das Gefühl nicht los, ein wenig auf der Verliererseite zu stehen.

(cfk)
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