Super Bowl Das große Sport-Spektakel — und Katy Perry
Glendale/Frankfurt · In der Nacht zum Montag steigt das Spektakel Super Bowl, in den USA steht die Zeit für ein paar Stunden still. Die Hauptrollen spielen die Patriots, Seahawks, Tom Brady und Katy Perry.
Der Präsident spricht, das Popsternchen trällert, das Volk tobt: Der 49. Super Bowl zwischen den New England Patriots und Titelverteidiger Seattle Seahawks in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr) versetzt die Massen in den USA wieder ins Football-Fieber. Das Mega-Spektakel in Glendale/Arizona, bei dem Sebastian Vollmer als erster Deutscher NFL-Geschichte schreiben könnte, verschleiert aber eine der skandalösesten Spielzeiten der vergangenen Jahre.
Immer wieder schockierten Polizeimeldungen von häuslicher Gewalt bis hin zu (versuchten) Vergewaltigungen die Fans der US-Profiliga. Mehrere Profis wurden suspendiert, manche warten noch auf ihre Strafe. Die Liga um Commissioner Roger Goodell gab dabei lange ein schlechtes Bild ab, erst spät wurde mit härteren Sanktionen reagiert — umso erleichterter werden die Offiziellen sein, dass das alles zumindest am Sonntagabend keine Rolle mehr spielt.
"Mein erstes Kostüm wird furchtbar heiß sein"
Im Vorfeld des Spiels der Superlative beherrschten dann die seichten Skandälchen die Schlagzeilen. Im "Deflate-Gate" ging es um angeblich nicht aufgepumpte Bälle im Halbfinale. Seattles "Beastmode" Marshawn Lynch provozierte unermüdlich die Medien, die auf dessen nächsten Skandal-Griff in den Schritt warten. Nach seinem nächsten Touchdown könnte es trotz angedrohter Strafe so weit sein. Und Halbzeit-Star Katy Perry bezirzte die Journalisten in einem kaum praxistauglichen Cheerleader-Kostüm.
"Ich kann versichern, dass nichts an meiner Show 'deflated' sein wird", sagte das Popsternchen, das als gute Freundin von Seattles Star-Quarterback Russell Wilson zu den Seahawks hält, und versprach: "Mein erstes Kostüm wird furchtbar heiß sein." Die zwölfeinhalb Minuten lange Halbzeitshow gehört traditionell zu den Höhepunkten des Super Bowls — für die immer wieder zwischengeschaltete TV-Werbung wurden wie immer Mondpreise ausgerufen.
Ein 30-Sekunden-Clip kostet stolze 4,5 Millionen Dollar, also 150.000 Dollar pro Sekunde. Die, die das zahlen können, liefern sich jährlich einen Wettstreit um den besten und ausgefallensten Werbespot. Weltweit werden wieder mehr als 150 Millionen Zuschauer vor den TV-Bildschirmen sitzen, auch in Deutschland steigen Super-Bowl-Partys. Pizza-Lieferdienste und Bierbrauer hoffen auf den Mega-Umsatz. Auch wegen Vollmer.
Vollmer hofft auf die Trophäe
Der 30 Jahre alte Offensive Tackle der Patriots steht zum zweiten Mal im Endspiel, er wäre der erste "Export" aus Deutschland, der die "Vince Lombardi Trophy" gewinnt. "Ich will als Spieler gewinnen. Das hat mit meiner Nationalität wenig zu tun", sagte er: "Es gibt keinen klaren Favoriten."
Bei den Wettanbietern — die Fans können auf so gut wie alles Geld setzen — gehen die Patriots um Rekord-Quarterback Tom Brady leicht favorisiert in die Partie (bwin-Quote 1,87 zu 1,95). Die Seahawks motiviert dagegen auch die Chance, als erstes Team seit zehn Jahren den Titel erfolgreich zu verteidigen.
Einen heißen Tipp erwarten die Football-Fans auch von Präsident Barack Obama, der in der Pregame-Show des übertragenden Senders NBC zu Wort kommen wird. Die ausweichenden Antworten des Sportfans gehören aber ebenso zur Super-Bowl-Tradition wie Bier und Chicken Wings. Auf der Tribüne wird der deutsche IOC-Präsident Thomas Bach das Spektakel verfolgen, ehe er zur alpinen Ski-WM nach Vail und Beaver Creek weiterreist.