Nikola Jokic zum MVP gewählt Der „große Dicke“ ist die Nummer eins

Denver · Als Kind war Nikola Jokic übergewichtig, vor seinem Wechsel in die NBA trank er drei Liter Cola am Tag. Der Serbe ist nach wie vor unathletisch, aber ein herausragender Passgeber und jetzt der wertvollste Spieler der Liga.

 Nikola Jokic (Nr. 15) zieht zum Korb.

Nikola Jokic (Nr. 15) zieht zum Korb.

Foto: AP/Matt York

Sprungkraft ist keine seiner Stärken. Schnelligkeit auch nicht, als Athleten kann man Nikola Jokic kaum bezeichnen. "Er sieht nicht aus wie ein Superstar", hat Trainerlegende Gregg Popovich mal über ihn gesagt, "er sieht aus wie ein großer Dicker ohne Muskeln." Und doch ist der Serbe der wertvollste Spieler der NBA.

Als Kind war Jokic übergewichtig. Auch heute, mit 26 Jahren, ist er weit davon entfernt, schlank zu sein. Aber der Basketballstar aus Sombor ganz im Norden des Landes hat es trotz eines Nachteils, der für ihn keiner ist, geschafft, bei der Wahl zum MVP der nordamerikanischen Profiliga alle auszustechen.

Jokic hat eine Metamorphose hinter sich. Vor sechs Jahren kam der Center zu den Denver Nuggets, er liebte Süßigkeiten und hatte ein ganz schlimmes Laster: Cola. "Nach dem Training habe ich ein Glas nach dem anderen getrunken, ich konnte nicht aufhören", erzählte Jokic vor einiger Zeit. Er kam weg davon.

Vor seiner Rookie-Saison nahm er durch eine Diät 13 Kilo ab, heute bringt er gut 130 kg auf die Waage. Das Gewicht schwankt. Jokic ist unathletisch, das wird wohl immer so bleiben. Dass sich "so einer" gegen all die Muskelprotze in der NBA durchsetzen würde, hätte sich früher kaum jemand vorstellen können.

Jokic ist nach Dirk Nowitzki (2007) und Giannis Antetokounmpo (2019, 2020) der dritte Europäer, der als MVP ausgezeichnet wurde. Zwar bekam auch Nowitzki nicht wegen seiner Athletik die meisten Stimmen, doch der 2,10 m große Jokic hätte dem Würzburger in diesem Bereich nicht das Wasser reichen können.

Aber Jokic, der sich mit 91 (!) von 101 möglichen Stimmen für Platz eins gegen Stephen Curry (Golden State Warriors) und Joel Embiid (Philadelphia 76ers) durchsetzte, hat eine ganz besondere Qualität. Er ist ein glänzender Passgeber - enorm kreativ, trickreich, unvorhersehbar.

Jokic habe "außergewöhnliche Fähigkeiten", sei "klug und komplett selbstlos", sagte Popovich, Trainer der San Antonio Spurs und US-Nationalcoach, "es funktioniert." Und Pferdenarr Jokic, der als Kind Jockey werden wollte, hat starke Zahlen. Im Schnitt kam er in der abgelaufenen Hauptrunde auf 26,4 Punkte, 8,3 Assists und 10,8 Rebounds.

"Nach den Statistiken war das die beste Saison meines Lebens", sagte "Joker" Jokic. Die MVP-Trophäe sei "so etwas wie die Kirsche obendrauf". Jokic ist zudem der MVP, der in der NBA-Geschichte am niedrigsten gedraftet wurde. Er war 2014 von Denver an 41. Stelle gezogen worden.

Dieser Aufstieg war nicht vorhersehbar, auch der Titel ist noch möglich. Derzeit spielt Jokic mit den Nuggets im Play-off-Viertelfinale gegen die Phoenix Suns. Er ist weiter dick im Geschäft.

(sid)
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