NBA-Star übt scharfe Kritik Enes Kanter nennt Chinas Staatschef einen „brutalen Diktator“

Hamburg · Basketballspieler Enes Kanter hat Chinas Staatsführung scharf kritisiert und nennt den Präsidenten einen „brutalen Diktator“. Eine Krise zwischen der NBA und China steht bevor.

 Enes Kanters Schuhe mit der Aufschrift „Free Tibet“.

Enes Kanters Schuhe mit der Aufschrift „Free Tibet“.

Foto: AFP/Sarah Stier

Als Basketball-Star Enes Kanter China attackiert, trägt er ein schwarzes Dalai-Lama-Shirt. Den chinesischen Präsidenten Xi Jinping bezeichnete der Teamkollege von Dennis Schröder bei Twitter als "brutalen Diktator" und erklärte, dass "Tibet dem tibetischen Volk gehört".

Das 2:46 Minuten lange Video, das Kanter in den Sozialen Netzwerken veröffentlichte, hat sofort hohe Wellen geschlagen - und dürfte erneut für Spannungen zwischen Peking und der US-Basketballliga sorgen.

"Ich stehe an der Seite meiner tibetischen Brüder und Schwestern und unterstütze ihre Aufrufe zur Freiheit", sagte Kanter, der bekannt dafür ist, dass er sich lautstark politisch äußert.

Am Mittwochabend (Ortszeit) spielte der 29-Jährige nicht für seine Celtics beim 134:138 bei den New York Knicks, stand aber doch im Fokus. Denn der in Zürich geborene Sohn türkischer Eltern trug Schuhe mit der Aufschrift "Free Tibet". In China wurde die Übertragung der Partie gestrichen.

Pekings Rolle in Tibet gerät damit erneut in die Öffentlichkeit. Erst am Montag hatten Protestanten bei der Entzündung der Olympischen Flamme für die Winterspiele in China (4. bis 20. Februar) die tibetische Flagge gezeigt. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums wies Kanters Kritik zurück. Die "lächerlichen Anschuldigungen" seien es "nicht einmal wert, widerlegt zu werden".

Kanter machte sich bereits vor Jahren als scharfer Kritiker des Regimes von Recep Tayyip Erdogan in der Türkei einen Namen, in der Heimat seiner Eltern gilt der Center als Terrorist, sein Pass wurde annulliert. 2019 reiste er für eine Promo-Tour der NBA nicht nach London, aus Angst, womöglich verschleppt zu werden. Doch auch Kanter selbst steht wegen seines politischen Engagements in der Kritik, weil er Anhänger des umstrittenen türkischen Predigers Fethullah Gülen ist.

"Tibet gehört den Tibetern, ich bin hier, um meine Stimme zu erheben und mich gegen das auszusprechen, was in Tibet unter der brutalen Herrschaft der chinesischen Regierung passiert", sagte Kanter nun. Religiöse Unterdrückung, Folter und Zwangssterilisationen: Menschenrechtsaktivisten und Exil-Tibeter werfen China zahlreiche Gräueltaten in der Himalaya-Region vor, die seit 1951 von der Volksrepublik besetzt wird.

Kanter dürfte mit seiner Aktion nun für die nächste Krise zwischen der NBA und China sorgen. Im Jahr 2019 stoppte das Land die TV-Übertragung von NBA-Spielen zeitweise, nachdem Daryl Morey, ehemaliger General Manager der Houston Rockets, über Twitter die prodemokratischen Demonstranten in Hongkong unterstützte hatte. Die NBA sah sich zu einer Entschuldigung gezwungen.

(jg/sid)
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