Deutsche Basketball-Talente Zwei Wege in die NBA

Düsseldorf · Die beiden Deutschen Moritz Wagner und Isaac Bonga sollen in der kommenden Saison für die Los Angeles Lakers in der NBA spielen. Sie haben es auf unterschiedlichen Wegen in die beste Basketball-Liga der Welt geschafft. Einen Königsweg gibt es nicht.

Moritz Wagner, Issac Bonga, Isaiah Hartenstein: drei Deutsche in der NBA-Summerleague
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Die Deutschen in der NBA-Summerleague

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Foto: AP/Rich Pedroncelli

Moritz Wagner steckt in der Sackgasse. So zumindest sieht es aus. Der Power Forward hat sich links unter dem Brett festgedribbelt. Plötzlich dreht sich der 2,13 Meter große Deutsche, fällt nach hinten, klappt das Handgelenk ab, und der Ball fällt in den Korb. Seine Mitspieler springen von der Bank auf und applaudieren. Jeder hat es gesehen: Wagner bringt das komplette Paket mit, er ist groß, kann werfen und ist beweglich. Die Bewegung erinnerte ein wenig an Dirk Nowitzki. Das Poster von Wagners Vorbild hing lange an der Wand seines College-Zimmers.

Der gebürtige Berliner Wagner hat es in diesem Sommer ganz in die Nähe seines Idols geschafft. In der Draft, der Lotterie der besten Nachwuchsspieler, wurde er an 25. Stelle gezogen. Einige Plätze dahinter zogen die Lakers mit Isaac Bonga einen weiteren Deutschen. Derzeit bereiten sich die beiden in der Sommerliga auf die kommende Spielzeit vor. Ihre Wege dorthin waren ganz verschieden. Wagner steht für den amerikanischen Weg, Bonga für den europäischen.

Werden die Aussichten auf eine Profikarriere konkreter, stehen deutsche Basketballer vor einer schwierigen Entscheidung: Wählen sie den Weg an ein US-College – oder versuchen sie, den Durchbruch in Europa zu schaffen? Die Vorteile liegen auf der Hand: Am US-College lassen sich Bildung und Basketball miteinander vereinen. Klappt es nicht mit der Profikarriere, ist da wenigstens noch die Ausbildung. In Europa ist es schwieriger, Ausbildung und Basketball unter einen Hut zu kriegen. Außerdem ist die Distanz zu den Talentspähern der NBA größer. Frei von Risiken ist das College-Geschäft aber nicht: Oft werden Talente auf spezielle Aufgaben reduziert. So ist es zum Beispiel Nationalspieler Niels Giffey ergangen, von dem Bundestrainer Henrik Rödl einmal sagte, er sei vor seiner Zeit am College (University of Connecticut) wesentlich verspielter gewesen. Am College wurde er oft zum reinen Werfer degradiert.

Der heute 21-jährige Wagner wechselte 2015/2016 an die Universität von Michigan, deren Team in der höchsten College-Liga spielt. In der vergangenen Spielzeit erreichte Wagner sogar das Finale, sein Team unterlag dort aber der Universität von Oregon. Zuvor hatte er die Schuhe für Alba Berlin geschnürt. Erst im Nachwuchsbereich, später in der ersten Mannschaft. Die Trainingsbedingungen wären auch in Berlin optimal gewesen, allerdings ist es für deutsche Talente schwer, Spielzeit in der Bundesliga zu erhaschen. Viele Trainer vertrauen lieber gestandenen Profis.

Isaac Bonga entschied sich trotzdem dafür, in Europa zu bleiben und heuerte bei den Frankfurt Skyliners an. Dort hatte Trainer Gordon Herbert aus Danilo Barthel und Johannes Voigtmann zwei Nationalspieler geformt. Bonga lief zunächst in der Nachwuchsbundesliga NBBL, der Reservemannschaft und schließlich beim Bundesligateam der Frankfurter auf. Meistens spielte der 18-Jährige als Aufbau. Genau das macht ihn so interessant: Bonga ist 2,06 Meter groß und damit wesentliche größer als es Aufbauspieler normalerweise sind. "Er ist ein großer Junge für einen Point Guard. Er spielt exzellente Pässe", sagt Wagner über seinen Teamkollegen. Forsche Töne gibt es bei allem Lob von den beiden nicht zu hören. „Ich möchte mein Ding machen und mein Spiel verbessern", berichtet Bonga. Auch Wagner bleibt bei allem Lob cool. „Dafür sind wir hier“, sagte er, nachdem Bonga einen Fehler im Spiel gemacht hatte.

Gemeinsam arbeiten die beiden Deutschen nun daran, sich einen Platz in der Rotation der Lakers zu erspielen. In der Nacht zu Montag gab es für die beiden individuelle Erfolge: Wagner schnappte sich beim Sieg der Lakers gegen die Chicago Bulls (69:60) 14 Rebounds und machte acht Punkte, Bonga kam auf vier Punkte und drei Rebounds.

In LA treffen die beiden Deutschen im Sommer auf einen ganz Großen, von dem sie lernen können: Superstar LeBron James hat in diesem Sommer bei den Lakers unterschrieben. Der 33-Jährige ist dreimaliger NBA-Sieger, wurde viermal wertvollster Spieler (MVP) und schaffte es zwölfmal ins NBA-First-Team. Nur sechs Spieler erzielten in der Geschichte der NBA mehr Punkte als James (31,038). Direkt vor ihm steht ein Deutscher: Dirk Nowitzki erzielte 31,187 Punkte.

(sef)
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