Ehrungen, Jobs und Familienleben Das neue Leben des Dirk Nowitzki

Dallas · Seit April 2019 ist der Würzburger in Rente. Langweilig wird ihm nicht – er berät sein altes Team, springt als TV-Kommentator ein und wird immer wieder geehrt. Vor allem aber genießt er sein Privatleben.

Dallas Mavericks würdigen Dirk Nowitzki mit Nummer unterm Dach
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Mavericks würdigen Nowitzki mit Nummer unterm Dach

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Foto: AFP/TOM PENNINGTON

In Würzburg bleiben sie fränkisch stur: Eine Straße oder einen Platz werde man erst nach dessen Tod nach Nowitzki benennen, heißt es aus dem Stadtrat. So sei es Sitte und dabei bleibe es. In seiner Wahlheimat Dallas hingegen ist nicht nur die Straße an der Basketball-Arena nach Nowitzki benannt. Eine passende Bronzestatue wird derzeit gegossen. Ihre baldige Enthüllung wird der letzte Akt der Verwandlung Dirk Nowitzkis in den ehemaligen Sportler, die lebende Legende. Der vorletzte trug sich in der Nacht auf Donnerstag zu: Mit Feuerwerk und Konfetti wurde ein stilisiertes Trikot feierlich unter die Hallendecke gezogen als Zeichen dafür, dass Nowitzkis Rückennummer 41 bei seinem Team nie wieder vergeben wird. 41 Mitglieder des örtlichen Sinfonieorchesters spielten dazu, Nowitzki schwankte zwischen Witzchen, Schluchzen und Liebeserklärungen an seine Frau Jessica und ihre gemeinsamen Kinder Malaika, Max und Morris.

Als der Würzburger im April 2019 im hohen Sportler-Alter von 40 Jahren zurücktrat, tat er das nach 21 Saisons bei demselben Team – ein Rekord mutmaßlich für die Ewigkeit. Dasselbe gilt für die fast 200 Millionen Dollar Gehalt, auf die er über die Jahre verzichtete, um mehr Budget für bessere Mitspieler zu haben.

Die deutsche Nationalmannschaft führte er in seinen Sommerpausen sensationell zu WM-Bronze 2002, EM-Silber 2005 und den Olympischen Spielen 2008. An der NBA-Meisterschaft aber waren Nowitzki und sein Team wieder und wieder gescheitert – 2006 besonders dramatisch in einer bereits gewonnen geglaubten Finalserie gegen Miami. Die Sportwelt schrieb ihn ab – zu alt, zu weich, zu nett. Nowitzkis Revanche war umso triumphaler: 2011 führte er Dallas gegen das auf dem Papier deutlich überlegene „Superteam“ des Erzrivalen Miami zum ersten Titel der Mavericks-Geschichte.

Dirk Nowitzki – Würzburger, Basketball-Star, NBA-Legende
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Das ist Dirk Nowitzki

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Foto: ap

In den zehn Jahren danach jedoch wurde keine einzige Play-off-Runde gewonnen. Im vergangenen Sommer wurde deshalb nach langen Jahren die Führung des Teams komplett ausgetauscht. Auf Nowitzkis Votum hin kam als neuer Cheftrainer Jason Kidd, der Spielmacher der Meister-Mannschaft. Seitdem ist Nowitzki Team-Berater, in Teilzeit: „Ich bin dabei und helfe, wenn ich kann, aber kann trotzdem noch viel Zeit mit den Kids verbringen.“ Auch das Homeschooling habe er genossen, nebenbei Schachspielen gelernt und eine Art Tagebuch geführt. Mit seiner Stiftung vermittelt er einerseits jungen Trainern werteorientierte Führung. Andererseits finanziert er andere wohltätige Organisationen, von Tafeln in Texas bis hin zu Waisenhäusern und Skateparks in Kenia.

Im Sommer sei er mit der Familie im Auto durch Europa gereist, verriet er seinem Biograf Thomas Pletzinger, von Schweden über Würzburg nach Italien. Hier und da sei er auf Bewunderer getroffen: „Das ist natürlich wahnsinnig rührend, dass es da irgendwo, mitten in der Toskana, so einen Fan gibt.“ Nach einem Vierteljahrhundert für den Sport genießt er die ungewohnte Freiheit: Pizza und Wein statt endloser Trainings, Spiele und Reisen quer durch die USA.

In der Nacht auf Donnerstag wurde das Trikot von Dirk Nowitzki symbolisch unter die Hallendecke gezogen. Links im Bild: ein Modell seiner Statue.

In der Nacht auf Donnerstag wurde das Trikot von Dirk Nowitzki symbolisch unter die Hallendecke gezogen. Links im Bild: ein Modell seiner Statue.

Foto: dpa/Lm Otero

Spontan sprang Nowitzki jüngst als Co-Kommentator bei der TV-Übertragung eines Spiels seiner Dallas Mavericks ein. Auch dafür regnete es Lobeshymnen. Bester Spruch: „Als Verteidiger war ich zwar miserabel, aber gepunktet habe ich fast immer mehr als mein Gegenspieler. Also sagte ich meinen Mitspielern: ‚Würdet ihr das auch tun, würden wir jedes Spiel gewinnen!’“

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