Baseball-World-Series Die Nats holen den MLB-Titel nach Washington

Nach einer kuriosen World Series sind die Washington Nationals tatsächlich Meister in der Major League Baseball. Auch, weil die Houston Astros eine fatale Entscheidung treffen.

 Das Team der Washington Nationals nach dem Titelgewinn.

Das Team der Washington Nationals nach dem Titelgewinn.

Foto: AP/David J. Phillip

Auch Donald Trump gratulierte, und selbstverständlich tat er dies bei Twitter. "Glückwunsch an die Washington Nationals für eine großartige Saison und eine unglaubliche World Series", schrieb der US-Präsident, "Spiel sieben", ergänzte er, "war großartig". Auf die obligatorische Einladung ins Weiße Haus verzichtete er zunächst - womöglich ist er beleidigt, weil er beim fünften Spiel der Finalserie der Major League Baseball (MLB) ausgebuht wurde.

Als 1924 zum letzten Mal eine Baseball-Mannschaft aus der US-Hauptstadt die World Series gewann und in das Weiße Haus eingeladen wurde, regierte dort ein gewisser Calvin Coolidge, der Klub hieß Senators und wurde 1961 zu den Minnesota Twins. 34.718 Tage später gewannen die Nationals, die von 1969 bis 2004 die Montreal Expos waren, das siebte und finale Spiel bei den Houston Astros mit 6:2, mit dem siebten Auswärtssieg einer kuriosen Serie.

Es war der Triumph der Widerspenstigen. Denn im Gegensatz zur Behauptung von Trump war beileibe nicht die gesamte Saison der Nationals großartig. Keiner hatte sie auf der Rechnung, zumal sie im März ihren Superstar Bryce Harper an die Philadelphia Phillies verloren hatten. Harper wollte endlich einen Titel gewinnen - bei seiner Vorstellung in Philadelphia sagte er dann aber prompt den Satz: "Wir wollen den Titel nach D.C. zurückholen." Ein prophetischer Versprecher des Abtrünnigen.

Ohne Harper ging es den Nats zunächst mal miserabel. Ende Mai hatten sie eine fürchterliche Bilanz von 19 Siegen und 31 Niederlagen, Chefcoach Dave Martinez stand vor der Ablösung und das Management dachte schon darüber nach, die Mannschaft komplett umzubauen. Aber dann: kam alles anders. "Wir haben damals nicht aufgegeben", betonte Martinez, "wir haben jetzt nicht aufgegeben." In der Finalserie hatte seine Mannschaft bereits 2:3 zurückgelegen.

Die Entscheidung in dieser verrückten Serie fiel im siebten Spielabschnitt des siebten Spiels. Houstons Chefcoach A.J. Hinch wird sich wohl auf ewig fragen lassen müssen, was ihn in diesem siebten Inning geritten hat. Zack Greinke, einer der drei herausragenden Werfer der Astros, hatte gerade einen Homerun zugelassen und es einem Schlagmann ermöglicht, ohne Treffer zur ersten Base zu gelangen: Kommt vor, zumal gegen die treffsichersten Spieler des Gegners.

Hinch reagierte trotzdem und holte den ansonsten überragend werfenden Greinke vom Feld. "Ich wollte ihn lieber zu früh als zu spät auswechseln", sagte er, "es ist eine Entscheidung, mit der ich leben muss." Er wird wohl schlecht damit leben, denn: Hinch leitete die Niederlage ein. Sein erster Ersatzwerfer patzte, der umgehend eingewechselte zweite ebenfalls. Als der siebte Spielabschnitt vorbei war, hatten die zuvor schon frustrierten Nationals aus einem 0:2 ein 3:2 gemacht.

"Was für eine Geschichte", sagte Washingtons Klubidol Ryan Zimmermann, "so wie dieses Spiel lief unsere gesamte Saison ab." Und trotz des World-Series-Triumphs werden die Nats schon wieder unterschätzt: Die Buchmacher in Las Vegas haben bereits die Wettquoten für die Saison 2020 festgelegt: Die Houston Astros stehen mit einer Quote von 1:5 ganz vorne - die Washington Nationals nur auf Rang sechs (1:14).

(ako/sid)
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