Baseball "Geisterjäger" Bill Murray rührt der Erfolg seiner Cubs zu Tränen

Chicago · Die Chicago Cubs aus der nordamerikanischen Baseball-Profiliga MLB sind erstmals seit 71 Jahren in die World Series eingezogen. Ein Sportmärchen, das auch Hollywood-Star Bill Murray zu Tränen rührte.

 Den letzten Finaleinzug der Chicago Cubs hat auch Bill Murray noch nicht miterlebt.

Den letzten Finaleinzug der Chicago Cubs hat auch Bill Murray noch nicht miterlebt.

Foto: ap, SAW

In jenem Moment, in dem der Fluch der Ziege endlich, endlich vertrieben war, wurde auch Bill Murray von seinen Emotionen übermannt. Der populäre Schauspieler, bekannt auch durch den Film "Ghostbusters", die Geisterjäger, brach erst in Jubel aus, dann liefen ihm Tränen der Freude, der Rührung, der Erlösung über die Wangen. Das Wrigley Field, dieser ikonische, 102 Jahre alte, mit Efeu bewachsene Ballpark in Chicago, glich einem Tollhaus.

"Won for the ages", ein Sieg für die Ewigkeit, wortspielte die Chicago Tribune am Sonntag auf ihrer Titelseite und konstatierte: "Die erste Durststrecke ist beendet." In der Tat: Die Cubs haben schon mal den "pennant" gewonnen, also jenen Wimpel, den in der Major League Baseball (MLB) die Sieger der National League sowie der American League an einem Flaggenmast aufziehen. Erstmals seit 1945 stehen sie damit nun in der World Series.

Der Fluch der Ziege - gebannt. Am 6. Oktober 1945 hatte ein Mann namens Bill Sianis seine Ziege mit ins Wrigley Field gebracht. Seine Sitznachbarn störten sich am Geruch des Tieres, und so wurde er während des vierten Spiels der World Series zwischen den Cubs und den Detroit Tigers aus dem Stadion geworfen. "Die Cubs werden nie mehr etwas gewinnen", rief Sianis, Besitzer der Kneipe "Billy Goat Tavern", erbost. Und, logisch, sie verloren die Endspielserie.

Nun haben sie etwas gewonnen. "The Cubs are going to the World Series!" Generationen haben auf diesen Satz warten müssen - als er das letzte Mal Gültigkeit besaß, waren Alaska und Hawaii noch nicht Teil der USA. 2003 hatten die Cubs, die "lovable losers" (liebenswerte Verlierer), dann doch mal die große Chance, ehe ein Fan namens Steve Bartman das entscheidende Halbfinalspiel sabotierte: Er fing einem Spieler der Cubs dusseligerweise den Ball weg. Für die "Cubbies" galt "Murphy's Gesetz", jene Lebensweisheit, die da lautet: "Alles, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen." Sianis Ziege hieß übrigens: Murphy.

Diesmal jedoch scheint alles anders zu werden. Im Viertelfinale besiegten die Cubs die San Francisco Giants, Meister in den drei geraden Jahren zuvor (2010, 2012, 2014). Im Halbfinale schalteten sie die Los Angeles Dodgers mit 4:2 Siegen aus - nachdem sie schon 1:2 zurückgelegen hatten.

Es ist ja nicht so, dass Mannschaften aus Chicago seit dem letzten Sieg der Cubs in der World Series (1908) nicht gewonnen hätten: die Bears siegten im Super Bowl, Michael Jordan und die Bulls dominierten die NBA, die Blackhawks holten zuletzt 2015 den Stanley Cup, und ja, die White Sox, der Stadtrivale der Cubs, waren 2005 MLB-Champion. Die "Cubbies" aber, das war schon immer etwas anderes. Ihnen gehörten stets die Sympathien - auch und gerade weil sie immer scheiterten.

Es ist irgendwie passend, dass die Cubs nun gegen die Cleveland Indians spielen - ja, es gibt sie tatsächlich, nicht nur im Film "Major League" ("Die Indianer aus Cleveland"), in dem Charlie Sheen, der Star aus der Serie "Two and a half men", einen bekloppten Werfer namens "Wild Thing" spielt. Die Indians haben die World Series zuletzt 1948 gewonnen, danach standen sie immerhin dreimal im Finale, zuletzt 1997.

Die Cubs aber, schrieb die Chicago Tribune, sind nun "Fremde in einem fremden Land". Sie werden sich fühlen "wie die Spanier mit Kolumbus, wie die Wikinger, wie Odysseus". Vier Siege noch, dann wäre die längste Durststrecke im US-Sport zu Ende.

(sid)
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