Mentor Holger Geschwindner Der Mann hinter Nowitzkis Erfolg

Dallas (RPO). Holger Geschwindner ist der Mann hinter dem Erfolg von Dirk Nowitzki. Als Mentor und persönlicher Trainer begleitet der ehemalige Nationalspieler den NBA-Champion seit dem Beginn seiner großen Karriere.

 Holger Geschwindner behält immer den Überblick.

Holger Geschwindner behält immer den Überblick.

Foto: Ap

Holger Geschwindner klebte regelrecht mit den Augen an seinem Schützling, als Dirk Nowitzki in der American Airlines Arena zum Showdown aus den Katakomben kam. Schon beim Wurftraining richtete der Mentor die volle Aufmerksamkeit auf seine Entdeckung, auch wenn das eingespielte Team in der Halle diesmal einige Meter trennten.

Augenzeuge in Miami

Aus Block 105 verfolgte der 65-Jährige das sechste und letztlich entscheidende NBA-Finalspiel in Miami und erlebte leibhaftig, wie sich die gemeinsame Schufterei der vergangenen Jahre endlich auszahlte.

Äußerlich ungerührt verfolgte der ehemalige Nationalspieler, wie Nowitzki im wichtigsten Spiel seiner Karriere vergeblich nach seinem Rhythmus suchte, einen Wurf nach dem anderen danebensetzte und auf dem Weg zum Titelgewinn sichtlich strauchelte.

Doch Geschwindner blieb völlig ruhig und bewegte sich keinen Zentimeter, selbst wenn die Fans rundherum voller Aufregung aufsprangen. Erst nach der Schlusssirene erhob sich der Mann hinter Nowitzki von seinem Stuhl, die Augen waren feucht, die Lippen zusammengepresst. Die leicht zuckenden Mundwinkel verrieten, wie stolz Geschwindner in diesem Moment war.

"Komm mit mir in die Halle"

Als 16-Jähriger war Nowitzki dem ehemaligen Nationalspieler aufgefallen, seitdem kümmert sich Geschwindner als Privattrainer um seinen Protege. Immer wieder tauscht der Basketball-Fachmann die Jeans gegen eine Jogginghose und bittet seinen Schützling zum Einzeltraining, um stundenlang "mit der Individualausbildung seine Werkzeuge zu polieren".

"Wenn du der beste Basketballer Deutschlands werden willst, kannst du aufhören zu trainieren. Wenn du aber einer der Besten der Welt werden möchtest, komm mit mir in die Halle", sagte er einst zum jungen Talent und sollte recht behalten.

Nowitzki hat sich mit dem Gewinn des NBA-Titels den letzten (sportlichen) Traum erfüllt, die Entwicklung ist für Geschwindner aber noch immer nicht abgeschlossen. "Dirk könnte noch viel, viel besser Basketball spielen", sagte der langjährige Förderer des frisch gebackenen NBA-Champions im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID): "Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber individuell und technisch trifft das auf jeden Fall zu."

Geschwindner versteht Aufregung nicht

Manches liege allerdings bereits im Werkzeugkasten. "Er hat ein paar Sachen drauf, die er noch nicht benutzt, weil er noch nicht genug Vertrauen hat", sagt Geschwindner. Dass in den USA eine große Sache aus Nowitzkis Privatstunden gemacht wird, kann er nicht verstehen. "Wir haben systematisch versucht, Teile zu trainieren und ordentlich zusammenzubauen. Und das ist eigentlich schon alles", sagt Geschwindner: "Die machen hier in Mordsding daraus."

Mit der Presselandschaft in Nordamerika hat der ehemalige Kapitän der deutschen Nationalmannschaft ganz grundsätzlich seine Probleme. "Heute wird man gelobt, morgen geschlachtet. Die Medien haben ihre eigene Welt", sagt Geschwindnder. An den Umgang damit hat er sich inzwischen einigermaßen gewöhnt: "Das gehört zum Geschäft. Die NBA ist ein großes Unternehmen. Da wird anständig getrommelt und geklopft, damit es auch immer was zu schreiben gibt."

Der Medien-Hype um Nowitzki hat für Geschwindner in erster Linie mit dessen Herkunft zu tun: "Da kommt jemand aus einem Fußball-Land, ist lang, dünn, weiß und kann nicht springen. Besondere physische Qualitäten hat er auch nicht, und dann spielt er plötzlich Finale und gewinnt. Da wird ein großes Ding draus gemacht."

Geschwindner kann sich gut vorstellen, dass Nowitzkis Titelgewinn mit den Dallas Mavericks zumindest in Europa Signalwirkung hat: "Es ist sicher eine tolle Sache, zu sehen, dass man auch dann eine Chance hat, wenn man nicht aus dem Mutterland des Basketballs kommt."

(SID/rüb)
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