Wegen Angriffskrieg gegen Ukraine Russland nahezu von allen Sport-Wettbewerben ausgeschlossen

Berlin · Fußball-WM? Nicht mit Russland. Europacup? Spartak Moskau muss zusehen. Paralympics? Womöglich ohne die starken russischen Athleten. Und auch bei der Eishockey-WM bleibt der Sbornaja nur die Zuschauerrolle. Ein Überblick.

Fifa und Uefa schließen Russland aus: "Der Fußball stellt sich gegen Putin" -Pressestimmen
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„Der Fußball stellt sich gegen Putin“

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Foto: imago/ITAR-TASS/Alexei Nikolsky

Das Internationale Olympische Komitee hat an alle Weltverbände und Ausrichter von Sportveranstaltungen die Empfehlung abgegeben, Russland und seinen Verbündeten Belarus wegen der Invasion in die Ukraine auszuschließen. Der Fußball-Weltverband FIFA und die Europäische Fußball-Union UEFA folgten bereits dem IOC. Das haben die Sanktionen gegen Russland mitunter für Folgen im Weltsport:

Fußball-WM: Die Nationalmannschaft Russlands wird von der WM-Qualifikation ausgeschlossen und hat keine Chance mehr auf ein Ticket für die Endrunde Ende des Jahres in Katar. Ursprünglich sollte Russland im Playoff-Halbfinale im März gegen Polen in Moskau spielen. Bei einem Sieg hätte der WM-Gastgeber von 2018 im Finale gegen Schweden und Tschechien wieder Heimrecht gehabt. Der Ausschluss sei „ausdrücklich diskriminierend“, kritisierte der Russische Fußballverband (RFS).

Fußball-EM: Bis zur EM der Frauen im Juli in England ist es noch etwas hin. Stand jetzt wäre die qualifizierte russische Mannschaft nicht mehr spielberechtigt. Das Team war in Gruppe C mit der Niederlande, Schweden und Schweiz gelost worden.

Fußball-Europacup: Bundesligist RB Leipzig profitiert vom Ausschluss Spartak Moskaus und zieht ohne Spiele ins Viertelfinale ein. Da im Europapokal kein weiteres Team aus Russland mehr im Wettbewerb vertreten ist, halten sich die Auswirkungen in Grenzen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) haben den Ausschluss russischer Mannschaften ausdrücklich begrüßt. "Wer Gewalt ausübt, wer Menschen und Menschenrechte verletzt, wer Krieg führt, verlässt mit seinen Bürgerinnen und Bürgern die Gemeinschaft des Sports", heißt es in einer Mitteilung des DFB.

Paralympics: Das Internationale Paralympische Komitee will am Mittwoch eine Entscheidung in dieser Angelegenheit treffen. Es wäre ein schwerer Schlag für Russland. 2018 in Pyeongchang hatten die russischen Sportler - damals wegen des großen Dopingskandals als neutrale Athleten geführt - die zweitbeste Ausbeute erzielt. Übrigens: Auch Belarus war in Südkorea auf Platz acht im Medaillenspiegel stark vertreten.

Eishockey-WM: Eine Eishockey-WM ohne Russland war bislang nicht vorstellbar. 27 Mal hat die Sbornaja den Titel geholt und ist damit neben Kanada der Rekordsieger. Bei den Olympischen Spielen in Peking hatte Russland noch ganz knapp im Finale gegen Finnland den Titel verpasst. Die Nordeuropäer sind nun Gastgeber der WM vom 13. bis 29. Mai und haben bereits klargestellt, dass sie auf die Anwesenheit von Russland und Belarus keinen Wert legen. Der Weltverband IIHF hat beide Länder „bis auf Weiteres“ ausgeschlossen. Beim Deutschen Eishockey-Bund (DEB) wurde diese Entscheidung positiv aufgenommen. "Solange dieser unfassbare Krieg nicht aufhört", sagte DEB-Präsident Franz Reindl dem SID, "kann auch der Sport nicht einfach weitermachen."

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Basketball-Europacup: Russische Teams werden vorerst von der Euroleague und dem Eurocup ausgeschlossen. Betroffen sind in der Euroleague ZSKA Moskau, Zenit St. Petersburg und Unics Kazan. Lokomotiv Kuban Krasnodar spielt im Eurocup. Die Euroleague will die Entwicklung der Situation kontinuierlich beobachten. Sollte sich die Lage nicht ändern, würden alle Spiele der regulären Saison gegen russische Teams annulliert und die Tabellen der Ligen angepasst werden. Vom 1. bis 18. September findet außerdem die Basketball-EM statt, da sollte Russland eigentlich in Gruppe A in Tiflis spielen.

Leichtathletik: Der Leichtathletik-Weltverband World Athletics (WA) hat sämtliche Athleten, Betreuer und Offiziellen aus Russland und Belarus "mit sofortiger Wirkung für die absehbare Zukunft" von allen Veranstaltungen unser seiner Federführung ausgeschlossen. Dies betrifft u.a. die anstehenden Hallen-Weltmeisterschaften in Belgrad (18. bis 20. März) und die Freiluft-WM in Eugene/Oregon (15. bis 24. Juli). Dies gab World Athletics am Dienstag nach einer Sitzung seines Councils bekannt. Der WA-Rat beschloss außerdem, auf seiner für 9. und 10. März anberaumten Sitzung "weitere Maßnahmen" zu prüfen, darunter die Suspendierung des belarussischen Verbands. Der russische Leichtathletikverband (RusAF) ist seit 2015 aufgrund von Dopingverstößen bereits suspendiert.

Handball-Europapokal: Der europäische Handball-Verband EHF schließt Russland und Belarus ebenfalls aus. Weder die Nationalmannschaften noch Clubs aus den beiden Ländern dürfen an europäischen Wettbewerben teilnehmen. Betroffen ist beispielsweise in der Männer-Champions League Meshkow Brest aus Belarus. In der Königsklasse der Frauen spielen Rostow-Don und ZSKA Moskau.

Volleyball-WM: Der Volleyball-Weltverband FIVB hat Russland die Weltmeisterschaft der Männer entzogen. Das Turnier hätte ursprünglich vom 26. August bis 11. September stattfinden sollen. Wie die FIVB am Dienstag mitteilte, seien der russische Verband und das Organisationskomitee informiert worden. Der Weltverband werde nach alternativen Gastgebern suchen. Die FIVB sei "zu dem Schluss gekommen, dass es aufgrund des Krieges in der Ukraine unmöglich wäre, die Weltmeisterschaft in Russland vorzubereiten und durchzuführen", teilte die FIVB in einem Statement mit. "Nach der russischen Militärinvasion in der Ukraine ist die FIVB nach wie vor zutiefst besorgt über die eskalierende Situation und um die Sicherheit der Menschen in der Ukraine", hieß es in der Erklärung.

Eiskunstlauf-WM: Nach einer entsprechenden Empfehlung des Internationalen Olympischen Komitees hat der Eislauf-Weltverband ISU alle ISU-Wettbewerbe für Teilnehmer aus Russland und Belarus gesperrt. Ausdrücklich in diese Maßnahme eingeschlossen wurden sämtliche Funktionäre, Preisrichter und andere Offizielle. Besonders den russischen Eiskunstlauf trifft dieser Bannstrahl im Hinblick auf die bevorstehenden Weltmeisterschaften in Montpellier (23. bis 26. März) hart. Bei den Olympischen Winterspielen in Peking gewannen Mitglieder des russischen Teams sechs von 15 möglichen Medaillen. Bei der letztjährigen WM in Stockholm holte die Mannschaft ebenfalls sechsmal Edelmetall, darunter drei Plaketten aus Gold.

Wer noch? Am Dienstag sperrte zudem der Ski-Dachverband FIS die Aktiven aus beiden Ländern für seine Events. Im Volleyball entschieden sich der Weltverband FIVB und der europäische Verband CEV für einen Ausschluss, zudem wird die WM im kommenden August und September nicht wie geplant in Russland stattfinden. Ruderer aus Russland und Belarus dürfen bis auf Weiteres nicht mehr an internationalen Wettkämpfen teilnehmen. Das gab der Ruder-Weltverband FISA am Dienstag bekannt. Auch der Welt-Kanuverband ICF hat Athleten aus Russland und Belarus ausgeschlossen.

(dpa/old)
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