Boxer Jones Jr. ist ein Feigling TV-Kanal durfte Michalczewski nicht nennen

Los Angeles (dpa). Roy Jones Jr. entpuppt sich als Feigling. Bei seiner letzten Titelverteidigung vor elf Tagen in Indianapolis hatte der amerikanische Boxweltmeister dem übertragenden Fernsehkanal HBO die Nennung des Namens von Dariusz Michalczewski untersagt. "Jones wünschte das nicht, weil er nicht gegen ihn kämpfen möchte", bestätigte HBO-Kommentator Larry Merchant in einem Gespräch mit dem Ring-Talk-Radio.

Der Kabelsender sei brennend an dem Kampf zwischen dem Halbschwergewichts-Champion der Weltverbände WBC, WBA, IBF und dem ungeschlagenen Titelträger der WBO aus dem Hamburger Universum Boxstall interessiert. "Doch aus Diskussionen mit Exekutivmitgliedern des Senders weiß ich, dass sich Jones sträubt, gegen Michalczewski anzutreten", sagte Merchants TV-Partner Jim Lampley.

Der zu den besten Preisboxern der Welt zählende Jones Jr. hatte am 13. Mai gegen den Jamaikaner Richard Hall durch technischen K.o. in der elften Runde seine WM-Titel mühelos verteidigt. Dabei wurde während der gesamten Übertragung Michalczewski nicht einmal erwähnt. Vier Monate zuvor in New York, beim K.o.-Sieg gegen Michalczewskis neuem Herausforderer David Telesco (USA), war das noch anders. Per Zuschauerumfrage hatte die HBO den nächsten Wunschgegner von Jones Jr. ermitteln lassen. Die Wahl fiel mit 46,62 Prozent der Stimmen ganz klar auf den "Tiger", der den in 42 Kämpfen ein Mal unterlegenen US-Boy erst vor kurzem durch einen offenen Brief zum Duell gefordert hatte. Mit fadenscheinigen Argumenten schaffte es Jones Jr. bislang jedoch, sich dem Faustgefecht zu entziehen.

Der Olympia-Zweite von 1988 beharrt auf seiner völlig überzogenen Börsen-Forderung von zehn Millionen Dollar. In keinem seiner Kämpfe kassierte er bislang mehr als fünf Millionen. Außerdem moniert er fortlaufend, Michalczewski sei in Amerika ein "no name", ein Unbekannter: "Warum soll ich Dariusz schlagen, bevor ihn bei uns einer kennt? Er soll erst in den USA kämpfen, damit die Leute ihn im Fernsehen sehen können. Wer weiß, ob er die anderen amerikanischen Top-Fighter besiegt".

Statt sich dem gebürtigen Polen zu stellen, von dessen Manager Klaus-Peter Kohl er fünf Millionen Dollar geboten bekam, tönte Jones Jr. wiederholt, dass er aus Mangel an Kontrahenten in seinem Limit gegen Schwergewichts-Weltmeister Lennox Lewis antreten möchte. Das Management des britischen Dreifach-Titelträgers bezeichnete die Aussagen des 31-Jährigen als "dummes Geschwätz. Lennox nimmt das in keiner Weise ernst", sagte Lewis-Sprecher Donald Tremblay. "Würde er den Kampf machen, müsste er danach wegen Mordes inhaftiert werden."

(RPO Archiv)
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