Weltmeisterschaftskampf steigt am Sonntag Trotz Las Vegas: Klitschko boxt weiterhin in Europa

Las Vegas (rpo). Auch wenn Wladimir Klitschko am Sonntag seinen Weltmeisterschaftstitel in Las Vegas verteidigung muss, will er auch künftig Europa treu bleiben.

Im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst versicherte der jüngere der beiden Klitschko-Brüder, trotz seines gestiegenen Stellenwerts in den USA auch künftig in Europa und vielleicht sogar in Afrika boxen zu wollen. Das Gespräch im Wortlaut:

sid: "Am Samstag steigen Sie gegen den Amerikaner Jameel McCline zur Verteidigung des WM-Titels der WBO in den Ring. Wie sehen Sie ihre Chancen?"

Wladimir Klitschko: "McCline ist ein gefährlicher Boxer, der in seinen letzten Kämpfen gegen starke Gegner überzeugt hat. Trotzdem bin ich von einem Sieg überzeugt. Ich habe mich gewissenhaft vorbereitet und fühle mich topfit."

sid: "McCline ist einer der wenigen Boxer, die auch körperlich mit Ihnen mithalten können. Macht Ihnen das Sorgen?"

Klitschko: "Er erinnert mich mehr an einen Bodybuilder, aber man darf nie vergessen, dass körperliche Stärke im Boxen nicht alles ist. Erfahrung oder Taktik spielen eine fast gleich große Rolle, und da bin ich ihm deutlich überlegen. Ich bin mit jedem meiner Kämpfe ein Stück besser geworden."

sid: "Dennoch haben Sie extra für den Kampf ein paar Pfunde zugelegt."

Klitschko: "Das ist normal. Wenn ich mit meinem Trainer Fritz Sdunek die Kampfvorbereitung plane, stellen wir uns auf die aktuellen Gegebenheiten ein. Wir wollen für jeden Fight optimal vorbereitet sein. Ich glaube, das ist uns auch in diesem Fall gelungen. Ich bin zu 110 Prozent fit."

sid: "Nach Aussage der Sparringspartner von McCline soll dieser einen der härtesten Schläge im Boxgeschäft haben."

Klitschko: "Dann haben sie aber noch nicht mit meinen Sparringspartnern gesprochen."

sid: "Ihr älterer Bruder wird wieder als Betreuer in der Ringecke stehen, Sie machen es umgekehrt genauso. Was ist schwieriger: Selbst zu kämpfen oder den Bruder zu betreuen?"

Klitschko: "Wir beide würden jederzeit einen eigenen Kampf vorziehen. Wenn man zum Zuschauen verdammt ist, sieht man plötzlich Dinge, die einem im Ring nicht auffallen. Kleine Fehler, die man verbessern könnte. Aber es lässt sich in diesem Augenblick nichts ändern, man ist hilflos. Das ist schmerzhafter als ein Treffer des Gegners."

sid: "Die Klitschko-Brüder sind auf dem besten Wege, sich auch in den USA einen guten Ruf zu erarbeiten. Bedeutet das, dass Sie in Zukunft nur noch in den USA kämpfen?"

Klitschko: "Natürlich sind die USA das Box-Mekka schlechthin. Als ich vor zehn Tagen in Las Vegas gelandet bin, war das ein überwältigendes Gefühl. Dennoch darf man nicht vergessen, dass Boxen ein globaler Sport ist und es auch bleiben sollte. Muhammad Ali ist sogar bis nach Zaire gereist. Wir werden also versuchen, die richtige Mischung zu finden. Ich glaube, dass wir nach wie vor in Europa oder vielleicht sogar mal in Afrika boxen."

sid: "Gleich nach dem Kampf werden Sie mit ihrem Bruder in New York UNO-Generalsekretär Kofi Annan treffen, danach geht es für die Unesco nach Brasilien. Welchen Stellenwert hat die Sozialarbeit für Sie?"

Klitschko: "Wir engagieren uns seit Jahren für die unterprivilegierten Kinder dieser Welt. Als sich vor wenigen Monaten die Gelegenheit zur Zusammenarbeit mit der Unesco ergab, haben wir ohne Zögern zugesagt. In Brasilien wollen wir nächste Woche Geld sammeln, um mehr Lehrer einstellen zu können. Nichts ist wichtiger als die Erziehung und Ausbildung unserer Kinder. Sie sind unsere Zukunft."

(RPO Archiv)
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