Machtkämpfe in der ITU Triathleten mit ansteigender WM-Formkurve

Perth/Leipzig (dpa). Erstmals seit drei Jahren zeigt die Formkurve der deutschen Triathleten wieder nach oben. Bei den Weltmeisterschaften im austalischen Perth wollen die Athleten der Deutschen Triathlon-Union (DTU) weitere Olympia-Tickets erkämpfen, da bisher nur Anja Dittmer (Neubrandenburg) qualifiziert ist. Die olympische Generalprobe am Wochenende wird aber auch zur Zerreißprobe der Internationalen Triathlon-Union (ITU). Machtkämpfe, Manipulationen sowie Unregelmäßigkeiten bei den Finanzen kennzeichneten zuletzt das Bild des Weltverbandes.

Vor allem ITU-Präsident Les McDonald steht in der Schusslinie. Der Kanadier soll wiederholt Protokolle gefälscht, die Anzahl der ITU- Mitgliedsländer manipuliert und Wahlbetrug begangen haben. Die Nationen in Europa und in Südamerika wollen den bisher alleinherrschenden Präsidenten, der sich wegen Urkundenfälschung auch vor ordentlichen Gerichten verantworten muss, auf dem parallel ausgetragenen ITU-Kongress stürzen.

Für das Präsidentenamt haben sich neben McDonald, der schon zum vierten Mal kandidiert, noch weitere fünf Kandidaten aufstellen lassen. Die Opposition hat sich strategisch organisiert und bereits neue Zielstellungen für die Zukunft verkündet. Demnach soll eine professionelle Geschäftsstelle in der Nähe des IOC-Hauptquartiers in der Schweiz errichtet werden. Eine Förderung für ärmere Nationen sowie Aus- und Fortbildungsprogramme in den verschiedenen Bereichen sind ebenfalls geplant.

Oberste Priorität hat die Sicherung der Olympia-Zugehörigkeit. Immerhin sind die IOC-Verantwortlichen leicht verstimmt, da sie bereits vor zwei Jahren 2,7 Millionen Mark im Voraus zahlen mussten, damit der Weltcup überhaupt weiter existieren konnte. Die neue Führung muss diese Summe und weitere Altlasten in Höhe von vier Millionen Mark in der kommenden Amtsperiode aus den in Sydney zu erwartenden TV-Geldern zurückzahlen. Eine schwere Hypothek für den Neuanfang.

Die Athleten fordern vor allem eine Änderung der Olympia- Qualifikation. Klare Nominierungskriterien sind bei dem prall gefüllten Wettkampfkalender oberste Pflicht. Da Anja Dittmer dank ihres im Vorjahr erkämpften EM-Titels bisher als einzige Deutsche für die olympische Premiere über die Kurzdistanz (1,5 km Schwimmen/40 km Rad/10 km Laufen) qualifiziert ist, stehen die anderen DTU- Dreikämpfer mächtig unter Druck. Beste Aussichten haben noch der Wittener Stephan Vuckovic, der zuletzt mit Platz zwei beim Weltcup überzeugen konnte, sowie der Rostocker Andreas Raelert (9.). Beide müssen unter die besten Zwölf bei der WM kommen, um noch auf den Olympia-Zug aufzuspringen.

Eng wird es dagegen für Ironman Lothar Leder (Saar-Hochwald) und Routinier Ralf Eggert (Hamburg). "Beide müssen noch mächtig Gas geben", sagt Bundestrainer Reinhold Häußlein. Bei den Frauen ist Joelle Franzmann (Trier) so gut wie durch. Platz sechs und fünf bei den Weltcupstationen in Ishigaki und Sydney dürften fast reichen. Komplettiert wird das deutsche Team vom Ingolstädter Roland Knoll, der Nachwuchs-Hoffnung Christian Weimer (Griesheim), im Vorjahr WM- Zweiter bei den Junioren, sowie mit Ines Estedt (Neubrandenburg) und Ute Mückel (Uerdingen).

(RPO Archiv)
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