Trabrennen Vorreiterrolle für Mönchengladbach

Mönchengladbach · Als erste Trabrennbahn im Westen durfte Mönchengladbach am Donnerstag wieder Rennen austragen. Unter strengen Auflagen – doch mit Signalwirkung für den Sport. Nur finanziell bleibt für den Veranstalter kaum etwas übrig.

 Zuschauer waren am ersten Renntag nach dem Corona-Lockdown auf der Trabrennbahn in Mönchengladbach nicht zugelassen. 

Zuschauer waren am ersten Renntag nach dem Corona-Lockdown auf der Trabrennbahn in Mönchengladbach nicht zugelassen. 

Foto: bauch, jana (jaba)

Die Eindämmung des Coronavirus erfordert Geduld. Auch an der Trabrennbahn in Mönchengladbach. Roland Hülskath, früherer Europameister mit eigenem Stall auf der Anlage, steht mit seinem Transporter samt Pferdeanhänger in der Einfahrt. Erst müssen die Personalien überprüft werden. Und da gibt es ein Problem. „Das gibt es doch gar nicht“, murmelt Elmar Eßer in seine Maske. Er blättert hektisch durch die Personenliste auf seinem Klemmbrett. Hülskath steht zwar im Starterfeld, aber nicht auf der Personenliste. Er muss nachgetragen werden. Nach fast fünf Minuten darf Hülskath endlich aufs Gelände.

Eßer ist Vorsitzender des ausrichtenden Vereins zur Förderung des rheinischen Trabrennsports. Er hat für jeden ein Ohr und ein paar Sätze, ist omnipräsent auf der Anlage. An diesem Tag ist er vor allem Koordinator für das Hygienekonzept. Fragen und Unklarheiten, alles sammelt sich bei ihm. Auch das Ordnungs- und Veterinäramt führt er am Vormittag über das Gelände. Spender hier und da, ausgedruckte Vorgaben an jedem Stall und das Casino hat geschlossen. Die Behörden haben nichts zu beanstanden.

Zuletzt gab es am 13. März hier ein Rennen. Dann kam der Lockdown. Einen Qualifikationstag bekam Eßer zwischenzeitlich bei den Ämtern nicht genehmigt, stellte vorsorglich aber gleich einen neuen Antrag für einen Renntag – samt Hygienekonzept. Mit der Bitte, sobald die Verordnung es hergibt, Bescheid zu geben. Eßer und sein Team waren daher vorbereitet, als am Dienstag die endgültige Bestätigung kam.

Es ist die erste Veranstaltung des Trabrennsports im Westen und die zweite überhaupt nach München am Dienstag. Aus Berlin ist extra Heinz Tell angereist, Geschäftsführer des Hauptverbands für Traberzucht. „Gladbach ist einer der Vorreiter, wenn es gut geht, ist das ein ganz wichtiges Signal.“ Sein Verband ist mitverantwortlich für das Hygienekonzept, auf dessen Grundlage der deutsche Trabrennsport wieder starten darf. Darin enthalten ist der Auschluss der Zuschauer, Mundschutzpflicht für alle, die Teilnahme nur für Profis sowie die Vorgabe, nur zwingend notwendige Personen auf die Anlage zu lassen. Besitzer ohne Aufgabe schließt das aus.

Eßer ist auch in der Hinsicht gefordert: Zu Beginn der Qualifikation am Mittag bekommt er gemeldet, Leute würden über einen Zaun auf das Renngelände klettern. Schnell ist Eßer vor Ort und findet einen älteren Herrn im Gebüsch vor, der sein Pferd bei der Qualifikation verfolgen wollte. Eßer belässt es bei einer Ermahnung. Selbst die Leute vor Ort bekommen von den Rennen nichts zu sehen. „Das ist schade, aber anders nicht machbar“, sagt Eßer. Immerhin gibt es bei einigen Wettanbietern und bei Facebook einen Livestream – Norbert Potofski kommentiert, Bruder von Sportmoderator Ulli Potofski.

Pferdesport: Das ist Michael Nimczyk
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Das ist Michael Nimczyk

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Foto: Steffi Christoph

Sportlich sind für diesen Tag vier Qualifikationsläufe und sieben Rennen angesetzt. Für Lokalmatador Michael Nimczyk, neunfacher deutscher Meister, ist die Qualifikation fast wichtiger: „Bei den dreijährigen Pferden haben wir nun lange drauf gewartet, die rauszubringen. Für sie in das die wichtigste Saison.“ Diese Pferde können sich für Derby in Berlin qualifizieren, das höchstdotierte und wichtigste Rennen in Deutschland. Das Derby ist aktuell von August in den September verschoben. Laut Verbands-Geschäftsführer Tell habe die Branche die vergangenen zwei Monate aber glimpflich überstanden: „Es sind nicht mehr Pferde von den Trainingslisten genommen worden als in den Vorjahren.“ Tell glaubt, bislang haben die Besitzer noch abgewartet. Auch deshalb sei der Neustart so wichtig.

Die Auszeit beschert Mönchengladbach zumindest ein hochklassiges Starterfeld: Im letzten Rennen stehen mit Halva von Haithabu und Broadwell von Nimczyk zwei der aktuell besten inländischen Pferde am Start. Am Ende gewinnt Halva von Haithabu, auch, weil Nimczyks Pferd beim Start galoppiert – im Trabrennsport gleichbedeutend mit der Disqualifikation. „Nach der langen Pause war es für alle ein Test, wo sie stehen. Da sind solche Überraschungen möglich“, sagt Eßer. Tell findet zum Abschluss lobende Worte: „Keiner möchte Rennen ohne Zuschauer. Aber die Gladbacher haben es toll gemacht. Das Konzept hat funktioniert.“

Finanziell lohnt sich die Veranstaltung laut Eßer jedoch nur bedingt. Ohne die Zuschauer fallen die Bahn-Wetten weg, der Hauptverdienst für den Verein. Denn von den Online-Wetten bekommen sie nur eine anteilige Provision. Durchschnittlich würde ein Rennen 7.000 Euro Umsatz bringen. Dieses Mal kommen online für die sieben Rennen lediglich 33.000 Euro zusammen. „Ein bisschen zu wenig“, sagt Eßer. Er blickt trotzdem optimistisch nach vorn. Am Donnerstag ist wieder Renntag.

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