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Klare Worte des Trabrenn-Champions Darum dachte Nimczyk über einen Wechsel nach Schweden nach

Exklusiv | Mönchengladdbach · Deutschlands bester Trabrennfahrer Michael Nimczyk aus Mönchengladbach spricht über die Probleme während der Corona-Krise, seine Hoffnung auf einen Neustart im Mai und Gedankenspiele über einen Ortswechsel.

 Im August 2019 jubelte Michael Nimczyk in Berlin über seinen Sieg beim Stuten-Derby mit „La Grace“.

Im August 2019 jubelte Michael Nimczyk in Berlin über seinen Sieg beim Stuten-Derby mit „La Grace“.

Foto: imago images / Marius Schwarz/via www.imago-images.de

Michael Nimczyk wird am 16. Mai 34. Er ist noch jung für einen Trabrennfahrer – dennoch ist der gebürtige Mönchengladbacher längst eine Institution in seinem Sport. 2019 ist er zum siebten Mal in Folge Deutscher Champion geworden, neunmal war er es insgesamt. 2010 war er Europameister. Und 2019 gewann er beim Derby in Berlin mit „La Grace“ aus dem eigenen Stall den Stutenpreis. Auch in dieser Saison führt Nimczyk die Championatswertung an. Doch Corona stoppte seinen Siegeszug. Wie sehr die Krise seinen Sport trifft, sagt er im Interview.

Herr Nimmczyk, wo treffen wie Sie an?

Nimczyk Ich komme vom Training. Wir sind voll dabei und hoffen, dass es bald mit den Rennen wieder losgeht, möglichst wie geplant ab dem 1. Mai. Wir sind vorbereitet und bereit alle Auflagen zu erfüllen, zum Beispiel mit Geister-Renntagen ohne Zuschauer. Aber die Regierung muss es abnicken. Darum trainieren wir ins Blaue hinein. Das ist schon problematisch.

Warum?

Nimczyk Wir sprechen in unserem Sport nicht nur über uns Fahrer, sondern auch über die Pferde. Wir waren mitten in der Saisonvorbereitung, bevor wegen Corona alles runtergefahren wurde. Eigentlich müssen die Pferde auf die Bahn. Ich kann sie nicht in Quarantäne schicken und dann sagen: So, jetzt lauft mal ein Rennen. Die Tiere brauchen eine Vorlaufzeit. Die Trainingsarbeit ist auf Ziele wie Renntage und große Rennen ausgelegt. Dann müssen sie Topniveau haben. Aber wir haben keine Termine, darum ist es schwer, alles zu steuern. Auch bei den Pferden muss es im Kopf ebenso stimmen wie körperlich. Und Rennen sind nun mal etwas anderes als nur Training. Insgesamt gerät gerade das gesamte Konstrukt durcheinander.

Pferdesport: Das ist Michael Nimczyk
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Das ist Michael Nimczyk

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Foto: Steffi Christoph

Was ist mit den Fahrern?

Nimczyk Für uns ist es ein immenser Verlust. Wenn es keine Rennen gibt, gibt es keine Prämien und Prozente, wir sind an der Stelle auf Null gestellt, Was bleibt, ist das Pensionsgeld für die Pferde wie bei uns auf unserem Hof in Schiefbahn. Was das angeht muss ich sagen, dass ich viel Glück habe. Die Besitzer halten durch und werden nicht nervös. Zwei Pferde sind nach Schweden, wo es noch Rennen gibt, abgezogen worden, um mit ihnen in den Rennen Geld verdienen zu können. Es ist schade, doch ich kann es nachvollziehen. Aber wir haben noch 55 Pferde. So können wir den Betrieb normal aufrecht halten. Aber die Wochenenden mit den Rennen, an denen der Gewinn verdient wird, fallen weg. Auch für die Besitzer. Jeder Besitzer, der jetzt noch wegfällt, tut uns sehr weh und ist ein großer Verlust für unseren Sport. Wir müssen alle zusammenhalten. Auch jeder einzelne Trainer und Fahrer sind von großer Bedeutung, weil wir sonst keine Rennen fahren könnten.

Wie lange können Sie ohne Rennen durchhalten?

Nimczyk Wenn im Mai und Juni auch keine Rennen sind, weiß ich nicht, was passiert. Ich weiß nicht, wie die Besitzer dann reagieren. Für sie kosten die Pferde im Moment nur Geld. Jeder geht mit gewissen Vorstellungen in eine Saison, nun ist nichts planbar. Wir haben elf festangestellte Mitarbeiter und im Moment sind die Kosten mehr oder weniger gedeckt. Wenn wir 15 Pferde weniger im Stall hätten, also 15 Boxen leer wären, sähe es schon anders aus. Wir haben zudem wirklich tolle Pferde, da gerät eine ganze Generation junger Pferde ins Wanken, weil der Rhythmus total aus den Fugen gerät. Darum ist eine schnelle Fortsetzung der Saison für unseren Sport existenziell.

Was wäre, wenn es nicht so kommt?

Nimczyk Darüber möchte ich eigentlich gar nicht nachdenken. Aber man muss der Gefahr ins Auge sehen, ohne etwas dramatisieren zu wollen: Wenn es so kommt, kann es sein, das es die Hälfte oder mehr Rennen künftig wegfallen. Was das für unseren Sport bedeuten würde, kann man sich ausmalen. Aber erstmal möchte ich nicht zu negativ sein, ich hoffe einfach, dass es im Mai weitergeht. Bis dahin haben wir auch unsere Besitzer eingeschworen.

In Schweden gab es weiter Rennen...

Nimczyk ... und wir waren Anfang April soweit, dass wir ernsthaft über eine Filiale in Schweden nachgedacht haben. Wir haben tolle Pferde und könnten da auf jeden Fall mithalten. Doch so ein Umzug wäre ein riesiger Aufwand, das ist ja logisch. Und da es Nachrichten gab, dass es auch in Schweden nicht weitergeht mit den Rennen, haben wir uns dagegen entschieden. Schnellschüsse sind nicht gut, wenn etwas nicht zu 100 Prozent feststeht. Aber wenn es hier nicht weitergeht, werden wir neu nachdenken. Dann kann es sein, dass wir doch nach Schweden gehen. Wir können nicht riskieren, dass uns das Potenzial, das wir im Stall haben, verloren geht, weil wir keine Rennen fahren können.

Wenn alles nach Plan läuft, wäre aber am 21. Mai der nächste Renntag an der Niersbrücke in Mönchengladbach.

Nimczyk Das ist richtig. Auch für die Bahn in Gladbach wäre es schade, wenn da nichts mehr stattfinden würde. Wir hatten uns stabilisiert und die Bahn ist nach der Sanierung in einem tollen Zustand, es gibt in Deutschland kein besseres Geläuf. Gut ist auch, dass das Derby in Berlin verlegt wurde, dafür hatte ich mich stark gemacht. Es wäre schade, wenn wir den Saisonhöhepunkt einfach wegfallen lassen würden.

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