Vierschanzentournee Thomas Diethart schockt die Tournee-Favoriten

Partenkirchen/Düsseldorf · Bei seiner ersten "richtigen" Teilnahme führt der 21 Jahre alte Österreicher nach Rang drei in Obersdorf und dem Sieg in Garmisch-Partenkirchen die Gesamtwertung an. Sein Weg an die Spitze war aber nicht einfach.

Vierschanzentournee und Skisprung-Weltcup: Die Favoriten 2015/2016
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Diese Springer könnten in dieser Saison die Hauptrollen spielen

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Foto: dpa, hsc fux hpl

Severin Freund saß nach seinem Fehlstart ins Olympia-Jahr längst im Teamcontainer, als Martin Schmitt auf seiner Abschiedstournee noch einmal das Bad in der Menge genoss. Mit dem Halbzeit-Aus beim Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen verspielte Freund, als einer der Mitfavoriten gestartet, die Chance auf einen Podiumsplatz in der Gesamtwertung der 62. Vierschanzentournee. Andreas Wellinger als bester Deutscher auf Rang fünf und Richard Freitag als Neunter sorgten beim Sieg von Thomas Diethart zumindest für einen kleinen Lichtblick.

Bei seinem Sieg am Gudiberg flog der Newcomer aus Österreich mit 141 und 140,5 Metern der Konkurrenz um Landsmann Thomas Morgenstern und Simon Ammann aus der Schweiz davon und fährt als Gesamtführender nach Innsbruck. Dort findet am Samstag der dritte Wettbewerb statt. "Ich bin überwältigt. Das ist so ein geiles Gefühl", sagte der 21-Jährige.

Diethart war fünf, als er erstmals ein Skispringen im Fernsehen bewusst verfolgte. Für ihn war klar: "Das will ich auch machen." Kein einfaches Unterfangen für einen Flachländer in der Alpenrepublik. Vier Jahre später stand der Junge erstmals am Ablauf einer Schanze. Zwei Stunden Autofahrt mussten seine Eltern absolvieren, denn die nächstgelegene Sportanlage war in Hinzenbach. Auch 20 000 Kilometer pro Jahr im Auto bremsten den Ehrgeiz der Dietharts nicht. Am Ende durfte der Niederösterreicher aufs Skigymnasium in Stams.

Seinen ersten "echten" Wettkampf hatte der Springer aus Milchhausen am 19. Januar 2008. Drei Jahre später qualifizierte sich Diethart als Mitglied der nationalen Gruppe für das dritte Springen der Vierschanzentournee in Innsbruck. Zwar verlor er im K.o.-Duell gegen Vladimir Zografski, doch der Bulgare wurde wegen zu langer Ski disqualifiziert. Am Ende landete der Österreicher auf Rang 28. Erstmals holte er Weltcup-Punkte (drei).

In dieser Saison überzeugte Diethart im Continental-Cup. Der Lohn war ein Platz im Weltcup-Team. Nach Platz vier und sechs in Engelberg (Schweiz) gehörte er zum Aufgebot für die Vierschanzen-Tournee. Dritter in Oberstdorf, nun Sieger in Garmisch-Partenkirchen — Thomas Diethart kommt als Gesamtführender zum dritten Springen nach Innsbruck.

Das Aus von Frontmann Freund verstärkte die deutsche Misere. "Wir haben derzeit ein Problem: Wir haben keine klare Hierarchie im Team. Die muss sich wieder einstellen", erklärte Bundestrainer Werner Schuster. Freund, der mit 130 Metern sein K.o.-Duell gegen den Japaner Taku Takeuchi verlor und — anders als Michael Neumayer und Schmitt — auch nicht unter die besten Lucky Loser (fünf) kam, stand die Enttäuschung über das Ende seiner Tournee-Chancen ins Gesicht geschrieben. "Ich habe gedacht, dass ich stabiler bin. Das ist sehr schade, aber ich bin einfach schlecht gesprungen", bilanzierte der 25 Jahre alte Bayer.

Wie Freund erlebte auch Marinus Kraus einen brutalen Absturz. Der 22-Jährige, in Oberstdorf als Achter noch bester DSV-Springer, verpasste mit Rang 35 ebenfalls den Durchgang der besten 30 Springer. "Er ist noch jung, da geht es immer mal auf und ab", kommentierte Schuster das enttäuschende Ergebnis.

Hoffnungen weckte der Auftritt von Freitag. "Ich bin froh, dass mir diese Steigerung gelungen ist. Das nehme ich gerne an", meinte der zum Auftakt in Oberstdorf gescheiterte Sachse. Nach einem Mittelfußbruch im Herbst und einer Knochenhautreizung unmittelbar vor der Tournee hofft Freitag darauf, dass der Knoten nun platzt: "Ich gebe alles und schaue, was gelingt."

(DPA)
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