Halbfinalsieg in Wimbledon Djokovic und Federer treffen sich im Traumfinale

London · Frisch geduscht und im feinen Zwirn hatte Boris Becker in der Royal Box Platz genommen. Die Wimbledon-Legende war im Auftrag seiner Majestät, dem regierenden Rasenkönig Novak Djokovic, gekommen. Becker sollte auf dem Centre Court den Finalgegner seines Schützlings auskundschaften, nach zwei Stunden verließ er sein Wohnzimmer tief beeindruckt von der brillianten Vorstellung des Schweizer Maestros Roger Federer.

Wimbledon: Roger Federer schüttelt Andy Murray ab
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Federer schüttelt Murray in drei Sätzen ab

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Der siebenmalige Titelträger bezwang in einem mitreißenden Match den britischen Hoffnungsträger Andy Murray 7:5, 7:5, 6:4 und bekommt im Finale gegen Djokovic am Sonntag (15.00 Uhr MESZ/Sky) die Chance, sich zum alleinigen Rekordhalter im All England Club zu krönen. Auch Djokovic hatte zuvor gegen den französischen Außenseiter Richard Gasquet ziemlich überzeugend 7:6 (7:2), 6:4, 6:4 gewonnen.

An Federers zauberhafte Vorstellung reichte der solide Auftritt des serbischen Branchenführers jedoch nicht heran. Beim zehnten Sieg in seinem zehnten Halbfinale von Wimbledon bewies Federer eindrucksvoll, dass er sein Spiel im reifen Tennis-Alter von 33 Jahren noch einmal auf ein neues Level gehoben hat. "Ich bin unglaublich happy über meine Leistung", sagte Federer, der nach seinem insgesamt 18. Grand-Slam-Titel greift: "Ich habe in den wichtigen Momenten sehr gut gespielt. Heute ist alles aufgegangen."

Murray kämpfte wie besessen um sein drittes Finale, stemmte sich mit der Hilfe des Publikums gegen die Niederlage, doch war letztlich hilflos gegen Federers Spielwitz. Extraklasse war dabei vor allem der Aufschlag: Federer wählte alle Varianten, die ihm zu Verfügung stehen, mal schnibbelte er ihn mit 165 Kilometern in der Stunde ins Feld, mal servierte er mit mehr als 200 km/h durch die Mitte.

Insgesamt gelangen ihm damit 20 Asse. "Ich habe gegen einen der besten Returnspieler auf der Tour nur einen Breakball zugelassen", resümierte Federer zufrieden. Derart unter Druck verlor der Schotte in den entscheidenden Momenten bei eigenem Aufschlag die Kontrolle. Federer erhöhte den Druck mit seiner starken Vorhand und stürmte an Netz. "Das ist frustrierend", gestand Murray, der 2013 den britischen Wimbledonfluch nach 77 Jahren beendet hatte.

Im zweiten Satz wehrte Murray beim Stand von 4:5 fünf Satzbälle ab und rettete sich nach dem Aufschlagspiel, das 15 Minuten dauerte, in die Verlängerung, doch Federer blieb unwiderstehlich. Nach genau 2:06 Stunden Spielzeit verwandelte er seinen ersten Matchball, in der Box jubelten sein Trainer Stefan Edberg und Ehefrau Mirka ausgelassen.

Djokovic hatte derweil bereits seine Pressetermine nach dem Match gegen Gasquet beendet und bereitete sich auf das 17. Grand-Slam-Finale seiner Karriere vor. Dort kann er mit seinem dritten Titel in Wimbledon mit Trainer Boris Becker gleichziehen - 30 Jahre nachdem dieser als 17-jähriger Leimener seine Sternstunde im Londoner Rasenmekka erlebte.

Djokovic weiß, was gegen Federer auf ihn zukommt, nicht erst seit seinem dramatischen Fünfsatzsieg im vergangenen Jahr. "Er ist der größte Spieler der Tennis-Geschichte, er liebt es hier zu spielen. Hier in Wimbledon spielt er sein bestes Tennis", sagte Djokovic. Federer gab die Komplimente zurück: "Novak ist seit Jahren der beste Spieler auf der Tour, er macht es jedem Gegner unheimlich schwierig. Aber ich weiß, dass ich ihn schlagen kann."

(dpa)
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