Wimbledon Kerber gewinnt "Match ihres Lebens" gegen Scharapowa

Wimbledon · Angelique Kerber riss nach dem "Match ihres Lebens" die Arme in den Himmel über Wimbledon. Nur wenige Minuten zuvor hatte Sabine Lisicki auf dem Heiligen Rasen gekauert und sich ihre Freude aus dem Leib geschrien: Das deutsche Duo zog ins Viertelfinale des bedeutendsten Tennisturniers der Welt ein - die beiden Darbietungen im All England Club hätten dabei allerdings kaum unterschiedlicher sein können.

Wimbledon: Angelique Kerber besiegt Maria Scharapowa
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Kerber besiegt Scharapowa und zieht ins Viertelfinale ein

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Kerber gewann nach hochklassigen 2:37 Stunden gegen Paris-Champion Maria Scharapowa 7:6 (7:4), 4:6, 6:4. Nachdem sie ihren siebten Matchball verwandelt hatte, jubelte die Weltranglistensiebte aus Kiel ausgelassen: "Es ist unglaublich, es war ein großartiges Match." Bundestrainerin Barbara Rittner bezeichnete Kerbers Auftritt als "Match ihres Lebens".

Vorjahresfinalistin Lisicki setzte sich dagegen nach einem wahren Fehlerfestival gegen die Kasachin Jaroslawa Schwedowa 6:3, 3:6, 6:4 durch. Die Euphorie, die Kerber verspürte, konnte Lisicki nach 20 Doppelfehlern nicht teilen. "Ich habe gebissen und bin glücklich, dass es gut ausgegangen ist", sagte Lisicki, die zum fünften Mal nacheinander unter den besten Acht von Wimbledon steht.

Wimbledon 2014; Sabine Lisicki zieht ins Viertelfinale ein
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Sabine Lisicki zieht ins Viertelfinale ein

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Kerber war erstmal froh, ihren Viertrundenfluch bei Grand Slams gebrochen zu haben. Zuletzt hatte sie 2012 - ebenfalls in Wimbledon - ein Achtelfinale bei einem der vier Majors überstanden. "Der Unterschied war, dass ich wieder an mich geglaubt habe", sagte Kerber: "Sie hat das Match nicht verloren. Ich habe es gewonnen." Trainer Benjamin Ebrahimzade muss trotz seiner Höhenangst nun aufs Riesenrad - das war der Wetteinsatz für das Erreichen des Viertelfinals.

Rittner hatte beide Partien aus der Spielerbox verfolgt - ein nervenaufreibender und "unheimlich emotionaler" Tag für die Bundestrainerin. "Angie hat heute endlich alles gezeigt, was sie kann", sagte Rittner. Lisickis Match sei dagegen "komisch" gewesen: "Sie hatte anscheinend wahnsinnige Schulterprobleme, aber Schwedowa war zu unerfahren, das zu nutzen." Gegen jede andere aus den Top 16 wäre Lisicki an diesem Tag wohl chancenlos gewesen.

Wimbledon: Sabine Lisicki nach Sieg über Ana Ivanovic im Achtelfinale
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Lisicki nach Sieg über Ivanovic im Achtelfinale

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Lisicki knüpfte zu keinem Zeitpunkt an die grandiose Leistung aus dem Entscheidungssatz gegen Ana Ivanovic an. Als das Lächeln gerade aus ihrem Gesicht verschwand, rief sie den Physiotherapeuten auf den Platz - ausgerechnet bei Breakball gegen sich. Ein verunglückter Schlag war ihr ins Kreuz geschossen. Nach minutenlanger Behandlungspause kam Lisicki zurück, brachte ihren Aufschlag durch und verwandelte wenig später ihren dritten Matchball zum Sieg.

Sie selbst bezeichnete den Zeitpunkt der Unterbrechung als "unglücklich", wehrte sich aber gegen die Kritik, die Pause nur aus taktischen Gründen genommen zu haben. "Es war offensichtlich, dass ich Hilfe brauchte", sagte Lisicki: "Ich muss jetzt zum Arzt und hoffe, dass es nur eine Blockade im Rücken ist."

Lisicki zieht in die dritte Runde ein
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Lisicki zieht in die dritte Runde ein

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Im Viertelfinale spielt Lisicki am Mittwoch gegen Simona Halep, Halbfinalistin in Melbourne und Finalistin in Paris. "Sie ist jetzt eine von den Mitfavoritinnen, die Spielerin der letzten zwölf Monate und steht zurecht auf Platz drei der Welt", sagte Rittner: "Ohne Aufschlag braucht Sabine da gar nicht erst anzutreten. Mit Aufschlag kann sie Halep allerdings sehr wohl schlagen."

Keine Verletzung, aber ebenfalls körperliche Probleme plagen Kerber, die einen Tag weniger zur Erholung hat, als ihre Gegnerin Eugenie Bouchard aus Kanada. Und das nach dem Marathonmatch gegen Scharapowa. "Es kommt darauf an, wie sie das Spiel verkraftet. Bouchard hatte einen Tag frei - das ist eine Katastrophe", sagte Rittner, die Kerber den großen Triumph dennoch zutraut: "Ich habe schon vorher gesagt, dass sie das Turnier gewinnen kann. Ihr Spiel passt perfekt zum Rasen."

(sid)
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