Tennis-Teenie Cori Gauff Mal wieder ein Wunderkind

London · Die 15-jährige Cori Gauff sorgt in Wimbledon für Furore. Wer sie ist, und was aus früheren Teenie-Stars geworden ist.

 Alle Augen sind auf sie gerichtet: Cori „Coco“ Gauff bei ihrem zweiten Match in Wimbledon gegen die Slowakin Magdalena Rybaikova.

Alle Augen sind auf sie gerichtet: Cori „Coco“ Gauff bei ihrem zweiten Match in Wimbledon gegen die Slowakin Magdalena Rybaikova.

Foto: AP/Alastair Grant

Spätestens seit Beginn der Woche kennt die Tennis-Welt ihren Namen: Cori Gauff, genannt Coco, 15 Jahre, jüngste Teilnehmerin in Wimbledon in diesem Jahr – und das mit Erfolg. Zum Auftakt des Rasenturniers hatte sie die fünfmalige Wimbledonsiegerin Venus Williams geschlagen und damit das Duell der jüngsten mit der ältesten Spielerin (39) im Hauptfeld für sich entschieden. „Ich bin total schockiert. Ich hätte nie gedacht, dass das passiert“, sagte Gauff mit Freudentränen nach dem Triumph gegen ihr Idol.

Und der Siegeszug des amerikanischen Tennis-Talents geht weiter. Am Mittwoch zog Gauff dank eines souveränen 6:3, 6:3 gegen die doppelt so alte Magdalena Rybarikova in die dritte Runde ein. Die Slowakin hatte beim Grand-Slam-Klassiker in London vor zwei Jahren im Halbfinale gestanden. Gauff spielt nun am Freitag gegen Polona Hercog aus Slowenien um das Erreichen des Achtelfinals. „Ich denke, ich habe gut gespielt, insbesondere bei den wichtigen Punkten. Es passiert so viel, ich bin immer noch geschockt, dass ich hier bin“, sagte Gauff, die für die Qualifikation eine Wildcard erhalten hatte.

Der Blick in ihre Vita zeigt, dass Gauff mit sportlichen Genen aufgewachsen ist: Vater Corey war Basketballspieler und Mutter Candi Leichtathletin. Von ihnen wird sie zu Hause in Delrey Beach unterrichtet, wo sie mit noch zwei Brüdern lebt. Vor ihrem Auftaktspiel gegen Williams musste sie erst einen Test in Naturwissenschaften schreiben.

Das 1,78 Meter große Wunderkind begann im Alter von sechs Jahren mit dem Tennisspielen. 2017 machte sie das erste Mal so richtig auf sich aufmerksam, als sie mit nur 13 Jahren im Finale der US Open der Juniorinnen stand, dort aber deutlich verlor. Im Folgejahr gewann sie die Junioren-Konkurrenz der French Open und sicherte sich den Junioren-US-Open-Titel im Doppel an der Seite von Catherine McNally. Zum Abschluss eines von Erfolg gekrönten Jahres triumphierte sie beim Orange Bowl, dem nach den Grand-Slam Turnieren wichtigsten Juniorenturnier. Im Mai 2018 spielte sie ihr erstes ITF-Turnier. Und 2019 reicht es schließlich für Wimbledon. „Wenn sie nicht die Nummer eins der Welt ist, wenn sie 20 ist, werde ich absolut schockiert sein“, sagte Tennis-Ikone John McEnroe.

Zurzeit befindet sich Gauff auf Platz 313 der Frauen-Weltrangliste. Durch ihre jüngsten Erfolge gegen Williams und Rybarikova kratzt sie aber schon an den Top 200. Mit einem weiteren Sieg gegen Hercog winkt nicht nur der Sprung unter die letzten 16, sondern auch Position 150 in der Weltrangliste.

Einst war Jennifer Capriati, ebenfalls US-Amerikanerin, mit 14 Jahren und 90 Tagen noch jünger als Gauff, als sie erstmals in Wimbledon antrat. Im Achtelfinale schied Capriati gegen Steffi Graf aus. Nach dem Höhepunkt ihrer Karriere, Olympia-Gold in Barcelona, wurde Capriati mit Marihuana und beim Ladendiebstahl erwischt. 2001 schaffte sie kurzzeitig ihr Comeback bei den Australian Open.

Auch Maria Sharapova ist in der Reihe der Tennis-Wunderkinder nicht zu vergessen. 2004 gewann Sharapova mit nur 17 Jahren die Wimbledon Championships. Die Russin wurde durch ihren Final-Coup gegen Serena Williams zur jüngsten Wimbledon-Siegerin aller Zeiten. Ein Jahr später erklomm sie die Spitze der Weltrangliste und mit 19 triumphierte sie bei den US-Open. Später machte sie durch Verletzungen und Dopingsperren von sich hören.

Boris Becker gewann ebenfalls mit 17 Jahren zum ersten Mal Wimbledon. Den Titel konnte er im Folgejahr und 1989 erneut gewinnen. Er feierte zudem Siege bei den Australian (1991, 1996) und den US-Open (1989), bis er 1999 seinen Rücktritt aus dem Profi-Geschäft erklärte. Nach seiner aktiven Zeit arbeitete er als Trainer des serbischen Tennisasses Novak Djokovic. Nebenbei ist er als TV-Experte bei Eurosport an der Seite von Matthias Stach tätig.

Und Coco? Mit ihrer Unbekümmertheit, Coolness und spielerischen Klasse entzückt sie Zuschauer und Medien. Behält Gauff ihre in ihrem Alter erstaunliche Konstanz bei, dürfte der Teenager die begehrte zweite Woche erreichen. Ihre Ziele sind eindeutig: „Ich will die Größte werden. Ich will den Titel gewinnen.“ Bis dahin sind es nun noch fünf Siege. (mit dpa)

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