Wimbledon-Titelverteidiger gescheitert Federer streicht nach Fünf-Satz-Krimi sensationell die Segel

London · Roger Federer ist in Wimbledon völlig überraschend im Viertelfinale gescheitert. Gegen den Südafrikaner Kevin Anderson verspielte der Schweizer eine 2:0-Satzführung.

Wimbledon 2018: Roger Federer verliert Marathon-Match gegen Kevin Anderson
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Federer verliert Marathon-Match gegen Anderson

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Foto: AP/Ben Curtis

Mit hängendem Kopf schlich Rasen-König Roger Federer vom Platz, verabschiedete sich tief enttäuscht aus seinem Reich in Wimbledon. Völlig überraschend ist der Schweizer auf dem Weg zu seinem neunten Titel beim Grand-Slam-Höhepunkt in London bereits im Viertelfinale gescheitert, geschlagen in einem mehr als vierstündigen Fünfsatzkrimi vom Südafrikaner Kevin Anderson. Der Titelverteidiger ist damit raus, Wimbledon sucht jetzt einen neuen Herrscher.

"Es war einfach einer dieser Tage, an denen man hofft irgendwie durch zu kommen", sagte Federer, als er nur Minuten später auf der Pressekonferenz seine unerwartete 6:2, 7:6 (7:5), 5:7, 4:6, 11:13-Niederlage zu erklären versuchte: "Ich hatte nie das Gefühl, bei 100 Prozent zu sein. Jetzt fühle ich mich furchtbar." So früh wie seit seinem sensationellen Zweitrunden-Aus im Jahr 2013 gegen den Ukrainer Sergej Stachowski nicht mehr ist der achtmalige Champion bei seinem Lieblings-Grand-Slam zum Zuschauen verdammt.

Wimbledon 2018: Novak Djokovic erreicht erstmals seit Verletzungspause ein großes Halbfinale
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Djokovic erreicht erstmals seit Verletzungspause ein großes Halbfinale

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Foto: AP/Tim Ireland

Federers Dauerrivale Rafael Nadal verhinderte wenig später ein eigenes Aus nur knapp. Gegen den Argentinier Juan Martin del Potro gewann der French-Open-Sieger am Abend nach einem packenden Duell mit 7:5, 6:7 (7:9), 4:6, 6:4, 6:4. Nadal steht damit erstmals seit 2011 wieder unter den letzten Vier beim Rasen-Klassiker in London. Er trifft dort am Freitag auf den früheren Seriensieger Novak Djokovic, der zuvor den Japaner Kei Nishikori 6:3, 3:6, 6:2, 6:2 besiegt hatte.

Federer - der zum ersten Mal seit 2015 nicht in seinem "Wohnzimmer" auf dem Centre Court, sondern auf dem kleineren Court Nr. 1 antreten musste - hatte gegen den vor allem durch sein starkes Service gefährlichen Anderson zunächst noch auf Kurs gelegen. Nachdem er mit seinen Satzgewinnen 33 und 34 in Serie die eigene Wimbledon-Bestmarke aus den Jahren 2005 und 2006 eingestellt hatte und sogar einen Matchball hatte, musste er erstmals wieder einen Durchgang abgeben.

Danach kippte das Match endgültig. Am Ende eines packenden Duells über 4:14 Stunden beendete Anderson, der letztlich 28 Asse schlug, das Match. "Ich habe mir immer wieder gesagt, dass heute mein Tag ist", sagte der Weltranglisten-Achte: "Roger Federer hier in Wimbledon zu schlagen, diese Erinnerung wird mir für immer bleiben. Ich bin glücklich, muss mich aber schnell wieder erholen. Schließlich will ich hier möglichst noch zwei Matches spielen."

Bereits im zweiten Satz hatte der Rekord-Grand-Slam-Sieger nach zuvor 85 gewonnenen Aufschlagspielen bei dem Rasen-Turnier in London erstmals wieder ein Break kassiert. Am Ende waren es deren vier. Nach 2:0-Satzführung hatte Federer zuvor erst viermal verloren, zuletzt vor sieben Jahren bei den US Open gegen Djokovic.

Wimbledon 2018: Rafael Nadal ringt Juan Martin Del Potro nieder
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Nadal ringt Del Potro nieder

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Foto: AFP/GLYN KIRK

Im zweiten Spiel auf dem Court Nr. 1 bezwang am Abend der US-Amerikaner John Isner (Nr. 9) im Duell der Aufschlagriesen den kroatischen Ex-Finalisten Milos Raonic 6:7 (5:7), 7:6 (9:7), 6:4, 6:3. In seinem ersten Grand-Slam-Halbfinale trifft er auf Federer-Bezwinger Kevin Anderson (Südafrika/Nr. 8).

(areh/SID)
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