Deutsche in Wimbledon Kerber müht sich gegen Liu - Zverev droht das Aus

London · Angelique Kerber zittert sich in die dritte Runde von Wimbledon. Zufrieden ist die 30-Jährige anschließend nicht. Anders als Deutschlands große Tennis-Hoffnung Alexander Zverev konnte sie den Turniertag aber immerhin mit einem Sieg beenden.

 Angelique Kerber im Spiel gegen die Amerikanerin Liu.

Angelique Kerber im Spiel gegen die Amerikanerin Liu.

Foto: dpa/Kirsty Wigglesworth

Alexander Zverev droht in Wimbledon das Zweitrunden-Aus, Angelique Kerber vermied mit Mühe einen herben Rückschlag. Die ehemalige Weltranglisten-Erste rettete sich mit einem Sieg des Willens über drei Sätze gegen US-Talent Claire Liu in die dritte Runde. Deutschlands Topspieler Zverev lag dagegen am Donnerstagabend gegen den US-Amerikaner Taylor Fritz mit 6:4, 5:7, 6:7 (0:7) hinten, als das Match wegen der einbrechenden Dunkelheit auf Freitag verschoben wurde. Zverev muss nach dem desolaten Tiebreak im dritten Satz seine Comeback-Qualitäten beweisen und die kommenden beiden Durchgänge gewinnen, um eine bittere Enttäuschung beim berühmtesten Tennis-Turnier der Welt zu verhindern.

Der Sauerländer Jan-Lennard Struff will am Freitag in seiner Drittrunden-Premiere Topfavorit Roger Federer ärgern. Auch Julia Görges und Philipp Kohlschreiber haben die Chance auf das Erreichen der besten 16. Nervenstark bezwang Kohlschreiber in der Fortsetzung seines am Vortags abgebrochenen Auftritts den Luxemburger Gilles Muller 7:6 (8:6), 7:6 (7:4), 7:6 (7:3).

Zverev war zunächst auf einem guten Weg, nachdem er um kurz nach halb sieben Ortszeit den zweitgrößten Platz der berühmten Tennis-Anlage betreten hatte. In dem Youngster-Duell war der 21-Jährige anfangs gegen den ein Jahr jüngeren Fritz mit seinen gewaltigen Grundschlägen und Aufschlägen der bessere Spieler. Zverev fand gar Zeit, in die Rolle des Entertainers zu schlüpfen. Als er ausrutschte und so tat, als ob er sich schlafen lege, amüsierte er die Zuschauer.

Als eine „anstrengende“ Zweitrundenaufgabe hatte Boris Becker das Kräftemessen mit Fritz beschrieben - und dazu wurde es spätestens mit dem Satz-Ausgleich. Der Weltranglisten-Dritte rief nicht sein komplettes Können ab und wird nun wie gleich dreimal nacheinander bei den French Open einen 1:2-Satzrückstand drehen müssen. „Ich traue ihm vieles zu“, hatte der dreimalige Wimbledonsieger Becker, im Deutschen Tennis Bund für das Herren-Tennis verantwortlich, gesagt.

Kerber war beim 3:6, 6:2, 6:4 gegen die erst 18-jährige Liu weit entfernt von ihrem besten Tennis und wirkte danach leicht zerknirscht. „Ich kam überhaupt nicht in mein Spiel rein, ich habe überhaupt nicht frei gespielt“, haderte die Wimbledon-Finalistin von 2016. Die Nummer 237 der Welt hatte ihr an diesem Tag in der zweiten Runde arge Probleme bereitet.

Wimbledon 2018: Angelique Kerber gewinnt in Runde zwei knapp gegen Claire Liu
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Angelique Kerber gewinnt knapp gegen Claire Liu

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Foto: AP/Kirsty Wigglesworth

Im Kampf um den Achtelfinaleinzug wird Naomi Osaka sie deutlich mehr fordern. Gegen die Japanerin hatte die Linkshänderin bei den US Open in New York eine schmerzhafte Niederlage erlebt, als sie als Titelverteidigerin verunsichert in der ersten Runde scheiterte. Das Match war ein negativer Höhepunkt in ihrem frustrierenden Jahr 2017, das auf ihre Traumsaison gefolgt war.

„Das waren ganz andere Umstände. Das war 2017, daran denke ich nicht mehr“, behauptete Kerber. „Ich weiß, was auf mich zukommt. Sie wird versuchen, das Match zu dominieren. Da muss ich gegenhalten. Ich weiß, dass ich mehr riskieren muss als heute.“

Gegen Liu ersparte sich die zweimalige Grand-Slam-Siegerin auch dank ihrer Kämpferqualitäten ein frühes Aus, das schon etliche andere Topspielerinnen im Damen-Feld überraschend ereilt hat. Äußerst kritisch ging Kerber mit sich während des Spiels gegen die Junioren-Wimbledonsiegerin des Vorjahres um. Sie stampfte verärgert mit dem Fuß auf den Boden, zuckte mit den Schultern. „Es geht nichts“, schrie sie nach einem ihrer zahlreichen vermeidbaren Fehler.

Ein Schlüssel war, dass Kerber sich im entscheidenden Moment bei 5:4 im dritten Satz auf ihren Aufschlag verlassen konnte. Sie glaube, dass sie auch mithilfe ihrer Emotionen den Weg zum Erfolg gefunden habe, sagte Kerber. „Einfach mal alles rauszuschreien, um sich ein bisschen freier zu fühlen, ist manchmal gar nicht so schlecht.“

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(rent/sid)
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