„Als wenn die Freundin Schluss macht“ Zverev verlässt New York erneut enttäuscht

New York · Wieder war es nichts mit dem ersten Grand-Slam-Titel für Alexander Zverev. Bei den US Open unterlag er Novak Djokovic im Halbfinale. Eine Statistik tut ihm weiter weh - und die Konkurrenz rückt nach.

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Foto: dpa/Michel Euler

Alexander Zverev grübelte. Der niedergeschlagene Olympiasieger suchte nach einem passenden Vergleich, um seine Gefühlswelt zu beschreiben. "Es ist, als wenn die Freundin, die du seit Jahren liebst, mit dir Schluss macht", sagte er dann und musste selbst ein wenig schmunzeln.

Es war der einzige Moment nach dem Halbfinal-Aus bei den US Open gegen Novak Djokovic, in dem Zverevs Mundwinkel kurz nach oben zeigten. Ansonsten waren da nur Enttäuschung und Frust. Wieder einmal ist der 24 Jahre alte Hamburger bei dem Versuch gescheitert, seinen ersten Grand-Slam-Titel zu gewinnen.

Zverev war dreieinhalb Stunden in einem packenden Duell gerannt, hatte den Ball mit unbändiger Power in die Hälfte seines Gegners geprügelt, nie aufgegeben und mit großer Moral einen fünften Satz erzwungen. Am Ende des Turniers in New York stand er dennoch mit leeren Händen da und wieder nicht mit einer Majortrophäe in der Hand.

"Ich denke, mental ist er der beste Spieler, der je das Spiel gespielt hat", musste Zverev nach der 6:4, 2:6, 4:6, 6:4, 2:6-Niederlage einräumen, die das Finale zwischen Djokovic und dem Russen Daniil Medwedew am späten Sonntagabend (22 Uhr/Eurosport) besiegelt hatte.

Es war eine Niederlage, die schmerzt, die Zverev aber "verkraften" wird, da ist sich sein Bruder Mischa sicher. "Sascha wird stärker zurückkommen und nächstes Jahr seinen ersten Sieg holen", sagte er bei Eurosport. Boris Becker, der in New York der einzige deutsche Sieger bleibt (1989), warnte jedoch vor der nachrückenden Konkurrenz: "Die junge Generation schläft nicht."

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Foto: AP/Jason DeCrow

Zverev war gepusht von einer 16 Matches andauernden Siegesserie und dem Wissen aus Tokio, Djokovic schlagen zu können, in das Duell des Weltranglistenvierten gegen die Nummer eins der ATP gegangen. Und die Partie hielt alles, was sich die 21.139 Zuschauer im Stadion und Millionen vor den TV-Geräten versprochen hatten. Doch der Vorjahresfinalist erhielt am Ende erneut nur Komplimente, die er schon lange nicht mehr hören will.

Und er wird auch eine Statistik vorgelegt bekommen, die er schon lange nicht mehr sehen will. Elf Mal ist Zverev bei Grand Slams gegen Gegner aus den Top Ten angetreten, elf Mal hat er verloren. Immer fehlt ein Tick. Das war schon im US-Open-Finale von 2020 gegen Dominic Thiem so, als er nur zwei Punkte vom Coup entfernt war. Das galt nun erneut auch für das Match gegen Djokovic, den das Erreichen historischer Bestmarken noch einmal besonders anstachelte.

Es reichte wieder nicht für eine Verschiebung der Machtverhältnisse in Zverevs Richtung, der phasenweise groß aufspielte, aber seine Unterlegenheit letztlich akzeptieren musste. "In den wichtigen Momenten wird er auf einmal zur Wand. Er ist der beste Spieler der Welt aus einem Grund", lobte Zverev seinen Bezwinger.

(stja/SID)
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