Neues Dach für die US Open Der Regen hat bald keine Chance mehr

New York · Fön-Autos und ein "Washout": Noch einmal trieb der Regen den Verantwortlichen der US Open die Schweißtropfen auf die Stirn. Mit einem mobilen Dach soll 2016 alles besser werden.

Der Regen hat den Spielplan bei den US Open durcheinander gebracht.

Der Regen hat den Spielplan bei den US Open durcheinander gebracht.

Foto: afp, JS/rix

Die beeindruckende Flotte der sogenannten Fön-Autos können sie ab dem kommenden Jahr bei den US Open reduzieren. Damit gehen dem schrillsten der vier Grand-Slam-Turniere zwar einige wirklich witzig anzuschauende Relikte verloren. Doch den Veranstaltern bleiben etliche Schweißperlen erspart, wenn 2016 in Flushing Meadows eine neue Zeitrechnung beginnt.

Wie wichtig das dann einsatzbereite und mobile Dach über dem Arthur-Ashe-Stadium (23.771 Zuschauer) ist, bewies der verregnete Donnerstag in New York. Die beiden Frauen-Halbfinals mit Superstar Serena Williams (USA) als Zugpferd mussten auf Freitag verlegt werden. Der sogenannte "Washout" auf dem Centre Court hatte zur Folge, dass die Siegerinnen gleich am darauffolgenden Tag das Endspiel bestreiten müssen — und nicht wie vorgesehen erst am übernächsten.

Auch Fed-Cup-Spielerin Anna-Lena Grönefeld wurde zum Regen-Opfer. Die letzte im Turnier verbliebene Deutsche trat mit ihrer Doppel-Partnerin Coco Vanderweghe (USA) zum Halbfinale an, doch nach einer halben Stunde musste das Match gegen Casey Dellacqua und Jaroslawa Schwedowa (Australien/Kasachstan/Nr. 4) beim Stand von 4:3 auf Freitag verschoben werden. Da halfen auch keine Fön-Autos mehr, die seit jeher im Big Apple die Courts dank ihrer lustigen Blastechnik vom Wasser befreien.

Williams freut sich auf das neue Dach

Die Profis jedenfalls fiebern der Einweihung des rund 120 Millionen Dollar teuren Daches über dem größten Tennis-Stadion der Welt bereits entgegen. "Das wird cool. Und es wird Zeit, dass wir hier dann endlich auch einen Schutz gegen schlechtes Wetter haben", sagte Superstar Serena Williams.

Mehr als 6000 Tonnen Stahl, 115.000 Schrauben und 1700 Eisenbalken werden verbaut sein, wenn der Hoffnungsträger im kommenden August nutzbar ist.

Große Teile der Konstruktion, die das Herzstück des 500-Millionen-Dollar-Umbaus der Anlage bildet, thronen bereits über dem kesselartigen Bau im Stadtteil Queens. "Man hat jetzt schon das Gefühl, man spielt in einer dieser Football-Arenen", berichtete Williams über die "verrückterweise intime Atmosphäre".

Und Roger Federer glaubt sogar, dass die automatische Reduzierung des Windes "das Qualitäts-Level erhöht. Man kann näher an die Linien spielen, was besseres Tennis verspricht", sagte der Grand-Slam-Rekordsieger.

Federer befürchtet Anstieg des Lautstärke-Pegels

Allerdings fürchtet Federer ein anderes Hallen-Phänomen. "Gerade in Amerika ist es üblich, dass sich die Zuschauer während eines Spiels unterhalten. Durch das Dach könnte sich der Geräuschpegel auf dem Platz unten dann erhöhen", sagte der Schweizer. Schon diesmal war die Atmosphäre unruhiger als in den Jahren zuvor. "Es war auf dem Court da unten irgendwie so etwas wie ein konstantes Summen zu hören", erzählte der britische Weltranglistendritte Andy Murray.

Das Schiebedach jedenfalls ist längst überfällig. Von 2008 bis 2012 konnte das Männer-Finale wegen Regens immer erst am Montag stattfinden. 2013 und 2014 planten die Veranstalter von vornherein ein Montags-Endspiel ein.

In Wimbledon und bei den Australian Open ist man in Sachen Dach bestens ausgestattet - und selbst bei den French Open wird es in drei Jahren eine Abdeckung geben.

Den Humor allerdings haben sie sich in Flushing Meadows — was kurioserweise soviel bedeutet wie "überflutete Wiesen" — auch am verregneten Donnerstag nicht verderben lassen. Als Grönefeld und die anderen drei Spielerinnen das Louis-Armstrong-Stadium fluchtartig verließen, wurde der passende Song eingespielt: der Eric-Clapton-Klassiker "Let it rain".

(sid)
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