Nach Ausraster im US-Open-Finale Boris Becker kritisiert Williams für Streit mit Schiedsrichter

New York · Die Aufregung um das US-Open-Finale der Damen und die Bestrafung von Serena Williams legt sich nur langsam. Die Profi-Organisation der Damen kritisiert angeblich fehlende Gleichbehandlung, auch Boris Becker und Novak Djokovic sehen Fehler.

Serena Williams wütet im US-Open-Finale 2018 gegen den Schiedsrichter
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Serena Williams wütet im US-Open-Finale gegen den Schiedsrichter

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Foto: dpa/Greg Allen

Die Diskussionen um den Wutausbruch von Serena Williams im US-Open-Finale sind auch nach dem Abschluss des Turniers weitergegangen. Die Profitennis-Organisation der Damen (WTA) verlangte, Frauen und Männer gleich zu behandeln, wenn sie sich auf dem Platz emotional verhalten. „Wir glauben nicht, dass dies gestern Abend getan wurde“, hieß es in einer am Sonntagabend (Ortszeit) in New York veröffentlichten Stellungnahme von WTA-Chef Steve Simon zum Endspiel am Samstag. Dort hatte Williams beim 2:6, 4:6 gegen die Japanerin Naomi Osaka drei Verwarnungen erhalten und war im zweiten Satz mit dem Spielabzug zum 3:5 bestraft worden.

Der dreimalige Wimbledonsieger Boris Becker kritisierte im TV-Sender Eurosport die unterlegene Amerikanerin, die „komplett ausgeflippt“ sei. „Sie hat eine Diskussion mit dem Schiedsrichter angefangen, die man als Spieler nie gewinnt“, sagte Becker. „Sie hat emotional nicht mehr aufhören können. Sie kann hier nicht vor Millionen von Menschen dem Schiedsrichter sagen, er ist ein Lügner.“ Die 36-Jährige habe dann zum Glück die richtigen Worte gefunden, um das Publikum zu beruhigen, deswegen sei sie ein großer Champion.

Herren-Sieger Novak Djokovic sah auch Fehler bei Schiedsrichter Carlos Ramos, den Serena Williams als Dieb bezeichnete. Anschließend beklagte sie, er hätte für diesen Ausdruck noch nie einen Mann bestraft. Die einstige Nummer eins der Welt warf dem Portugiesen in diesem Zusammenhang Sexismus vor. Dafür erhielt sie Zustimmung unter anderen von Tennis-Idol Billie Jean King aus den USA und der früheren Weltranglisten-Ersten Victoria Asarenka aus Weißrussland.

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Foto: AP/Seth Wenig

Djokovic meinte, Ramos habe den Ausgang des Matches beeinflusst. Er hätte Williams nicht an die Grenze treiben sollen. „Wir alle machen Emotionen durch, besonders wenn du um eine Grand-Slam-Trophäe kämpfst“, sagte der Serbe. Er forderte aber auch Verständnis für Ramos, für den es eine schwierige Situation gewesen sei.

Der Internationale Tennis-Verband ITF hat Schiedsrichter Carlos Ramos den Rücken gestärkt. Ramos sei „einer der erfahrensten und respektiertesten Tennis-Schiedsrichter“, hieß es in einer am Montag verbreiteten Mitteilungen. Seine Entscheidungen hätten den Regeln entsprochen und seien im Nachhinein durch die Veranstalter der US Open bestätigt worden, die Williams wegen ihrer drei Vergehen betraft hätten. Ramos habe im Damen-Finale nach den Regeln entschieden und stets „professionell und integer“ gehandelt.

Die WTA verlangte, Coaching im Tennis durchgängig zu erlauben, so wie es bei Damen-Turnieren möglich sei. Serena Williams hatte die erste Verwarnung im Endspiel bekommen, weil ihr Trainer Patrick Mouratoglou von der Tribüne aus Zeichen gegeben hatte. Dies ist verboten, unabhängig davon, dass Williams die Signale nach eigener Aussage gar nicht mitbekommen hatte. Auch der Österreicher Dominic Thiem sprach sich beim TV-Sender Sky dafür aus, das Coaching von der Tribüne zu erlauben. „Es wäre für alle Beteiligten das Beste, wenn der Trainer Handzeichen geben darf“, sagte Thiem.

(rent/dpa)
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