US Open in New York Alexander Zverev siegt zum Auftakt im Retro-Look

New York · Arbeitsreiche Nachtschicht statt purem Genuss beim Night-Session-Debüt: Alexander Zverev hat sich dank eines Kraftakts in die zweite Runde der US Open gequält. Der in New York mit vielen Vorschusslorbeeren gestartete Hamburger musste beim 7:6 (11:9), 7:5, 6:4 gegen den Qualifikanten Darian King (Barbados) zwei Satzbälle im Tiebreak des ersten Durchgangs abwehren.

US Open 2017: Alexander Zverev siegt im Retro-Look
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Alexander Zverev siegt im Retro-Look

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Foto: ap, JC

"Er hat richtig gut gespielt, und ich konnte meinen Rhythmus nicht finden. Es war wichtig, den ersten Satz zu gewinnen", sagte Zverev.

Um 2.03 Uhr am Dienstagmorgen Ortszeit verwandelte der an Position vier gesetzte Zverev seinen ersten Matchball in der Stadt, die angeblich niemals schläft. Das Duell mit dem Weltranglisten-168. von der Karibikinsel hatte eine gute halbe Stunde vor Mitternacht begonnen.

Und der teilweise brillant aufspielende King verlangte Zverev, der am Mittwoch auf Borna Coric (Kroatien) trifft, zur späten Stunde alles ab. Selbst eine 5:3-Führung im ersten Auftaktdurchgang konnte Zverev bei seinem ersten Auftritt im 23.771 Zuschauer fassenden Arthur-Ashe-Stadium nicht nutzen.

Sein Night-Session-Debüt in Flushing Meadows hatte sich der 20-Jährige einfacher vorgestellt. 62 unerzwungene Fehler unterliefen ihm (54 Winner). "Ich war schön etwas angespannt, aber weil es so spät war, sind ja auch einige Leute gegangen. Die Atmosphäre war aber toll, obwohl es so spät und eigentlich Zeit war, ins Bett zu gehen", meinte der Weltranglistensechste: "Ich hoffe, ich kann nochmal auf diesem Platz spielen."

Zverev, der bei einem Major noch nie über das Achtelfinale hinausgekommen ist, blieb trotz der heftigen Gegenwehr fokussiert. Ein neues Qualitätsmerkmal von "Sascha".

Spätestens seit seinen jüngsten Triumphen in Montréal und Washington zählt Zverev neben dem topgesetzten Rafael Nadal (Spanien) und Roger Federer (Schweiz/Nr. 3) zu den Favoriten im Corona Park.

Vier von acht deutschen Profis sind weiter

Damit nahmen am ersten Turniertag vier von acht deutschen Profis ihre Auftakthürden. Am Dienstag bestreiten neun weitere ihre Erstrundenpartien beim mit 50,4 Millionen Dollar dotierten Hartplatzevent — darunter Titelverteidigerin Angelique Kerber (Kiel/Nr. 6).

Auch Alexander Zverevs Bruder Mischa tat sich zum Auftakt des letzten Grand-Slam-Turnier des Jahres schwer. Der an Position 23 gesetzte Linkshänder musste beim 7:6 (7:5), 4:6, 4:6, 7:5, 6:3 im Duell mit dem Weltranglisten-710. Thai-Son Kwiatkowski (USA) einen 1:2-Satzrückstand aufholen.

"Ich habe dreieinhalb Sätze schlecht gespielt und mich auf dem Platz irgendwie nicht wohl gefühlt", sagte Mischa Zverev.

Dass Collegespieler Kwiatkowski als Demonstration der eigenen Fitness im fünften Satz drei Liegestütze an der Grundlinie machte, fand der Hamburger nicht witzig. "Ein Roger Federer würde so etwas nicht tun, ein Rafael Nadal nicht - und ich auch nicht", kritisierte Mischa Zverev, der die Aktion auf dem Court zunächst gar nicht mitbekommen hatte: "Mein Bruder hat es mir dann in der Umkleidekabine erzählt." Der Australian-Open-Viertelfinalist trifft am Mittwoch auf den Franzosen Benoit Paire.

Neben den beiden Zverev-Brüdern hatten am Montag auch Julia Görges (Bad Oldesloe/Nr. 30) und Florian Mayer (Bayreuth) die zweite Runde erreicht.

Ausgeschieden ist bereits ein Frauen-Quartett. Nach Annika Beck (Bonn) und Qualifikantin Anna Zaja (Sigmaringen) unterlagen auch Mona Barthel (Bad Segeberg) und Carina Witthöft (Hamburg).

Wildcard-Inhaberin Maria Scharapowa meldete sich nach 19-monatiger Grand-Slam-Abstinenz eindrucksvoll zurück. Die Russin, die bis April wegen Meldoniummissbrauchs gesperrt war, besiegte in einem hochklassigen Match die an Position zwei gesetzte Simona Halep (Rumänien) mit 6:4, 4:6, 6:3.

"Manchmal überlegt man, warum man all die Arbeit investiert. So etwas wie heute ist exakt der Grund dafür", sagte die Weltranglisten-146., die sich nach der Partie auf die Knie fallen ließ und Tränen in den Augen hatte.

(seeg)
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