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Kolumne Gegenpressing Tennis und Fußball - viele kleine Ich-AGs

Meinung · Was unterscheidet eigentlich Tennisspieler wie Alexander Zverev von Fußballern? Nicht viel, beide sind Geschäftsleute in eigener Sache.

Alexander Zverev: Deutschlands Nummer eins im Tennis
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Das ist Alexander Zverev

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Foto: dpa/Michel Euler

Der Tennisspieler Alexander "Sascha" Zverev hat neulich erklärt, er stehe wahrscheinlich für die nächste Davis-Cup-Runde zur Verfügung. Da haben wir uns natürlich sehr gefreut. Bislang passten ihm die Auftritte bei den Länderkämpfen eher selten in den persönlichen Lebensplan. Deshalb sagte er in aller Regel ab.

Es soll zwar einen oder zwei Menschen geben, die sich laut darüber gewundert haben. So richtig bemerkenswert fanden es die meisten nicht, vor allem jene nicht, die zum großen Tenniszirkus gehören.

Dort geht es um die Wahrung der Einzelinteressen. Ein Team dient nur der Fortschreibung einer persönlichen Erfolgsgeschichte. Auch deshalb wählen Tennisspieler ihre Teamchefs selbst.

Davon würden die Fußballer nicht einmal verschämt träumen, obwohl auch sie in einer glitzernden Welt der Eigenvermarktung unterwegs sind. Aber nicht einmal Cristiano Ronaldo, der sich vermutlich fünf Stunden am Tag vor dem Spiegel seine Einzigartigkeit bestätigt, käme auf den Gedanken, vor der WM seinen Nationaltrainer anzurufen und seine Teilnahme abzusagen, weil in zwei Tagen ein wichtiger Sponsorentermin ansteht.

Ein deutsches Beispiel: Mats Hummels, der ebenfalls nicht dafür bekannt ist, sein Licht am liebsten unter den Scheffel zu stellen, geht in diesen Tagen nicht zu Jogi Löw und sagt: "Trainer, in ein paar Wochen spielen wir in Mönchengladbach und kurz vor Weihnachten wieder gegen Dortmund. Meine großen Zehen tun mir weh, und außerdem habe ich übermorgen eine Autogrammstunde bei Karstadt. Mein Berater sagt, dass meine Lebensplanung einen Nationalmannschafts-Einsatz zurzeit nicht vorsieht. Ich melde mich aber gern, wenn ich mal wieder Lust habe."

Die Boulevard-Presse würde Hummels mit Schlagzeilen als vaterlandslosen Verräter durch die Republik jagen. Und Löw fände es sicher "wahnsinnig schade", künftig auf "de Mats" verzichten zu müssen. Im Fußball kommen Jungs wie Zverev also einfach nicht vor.

Dass sie im Tennis die Regel sind, liegt nicht nur an der Sportart, in der Egoismen gepflegt werden (müssen). Es liegt auch am stetig sinkenden Wert von Veranstaltungen wie dem Davis Cup. Der Teamwettbewerb war mal eine richtige Weltmeisterschaft mit reichlich Glanz und Gloria. Neuerdings wird er aber nicht einmal mehr in den öffentlich-rechtlichen Sendern übertragen. Und wie soll da der Werbewert einer Ich-AG Zverev ausreichend gesteigert werden?

Im Fußball ist das anders. Länderspiele halten den Scheinwerfer auf die vielen kleinen Ich-AGs auf dem Feld. Und sie tragen dazu bei, den Wert zu mehren, weil Millionen Kunden zuschauen. Deshalb sind Tennisspieler keine vaterlandslosen Gesellen und Fußballer keine besonders moralischen Sportler. Beide sind Geschäftsleute in eigener Sache.

Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

(RP)
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