ATP-Finale in London Federer erlebt gegen Nishikori einen Auftakt zum Vergessen

London · Roger Federer droht beim ATP-Saisonfinale nach einem Auftakt zum Vergessen ein seltenes Schicksal. Doch noch hat der Rekordsieger den Einzug ins Halbfinale selbst in der Hand.

 Enttäuscht Roger Federer

Enttäuscht Roger Federer

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Der Verdacht beschlich die treuen Fans schon früh im Match: Dieser Abend, das war kaum zu übersehen, lief ganz und gar nicht nach dem Geschmack ihres Lieblings. Erst wenige Punkte waren gespielt, da versprang ein Ball vom Schläger des Schweizers Roger Federer derart unglücklich, dass er seinem prominenten Absender einen Kinnhaken verpasste. Es sollte nicht das letzte Missgeschick im Spiel des Maestros bleiben. Federer erlebte beim Saisonfinale in London einen Auftakt zum Vergessen.

Die Erklärung dafür fiel dem 37-Jährigen, der das Turnier der acht Saisonbesten bereits sechsmal für sich entschieden hat, sichtlich schwer. Viel Zeit für die Vorbereitung der öffentliche Analyse gab er sich allerdings auch nicht. Vom Platz ging es es schnurstracks in die Katakomben und vor die Mikrofone. "Am Ende", so lautete Federers Fazit nach dem 6:7 (4:7), 3:6 gegen den Japaner Kei Nishikori, "habe ich einfach nicht gut genug gespielt."

Roger Federer: Tennis-Legende und Rekordjäger
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Nun besitzt dieses Turnier, das seit 2009 in der Londoner o2-Arena ausgetragen wird, einen eigenen Modus und Federer damit trotz der überraschenden Niederlage noch alle Chancen auf den Einzug in die K.o.-Runde. Er müsse das Match "so schnell wie möglich abhaken" und sich steigern, um in seiner zweiten Partie am Dienstag gegen Dominic Thiem aus Österreich nicht schon früh alles zu verspielen, sagte Federer. Auch Thiem steht nach seiner Niederlage gegen den Südafrikaner Kevin Anderson (3:6, 6:7) bereits gehörig unter Druck.

Zum 16. Mal ist Federer beim Saisonfinale dabei, nur einmal im Jahr 2008 scheiterte er in der Gruppenphase. Wie vor zehn Jahren unterlag er auch 2007 (Turniersieg) und 2013 (Halbfinale) in seinem ersten Gruppenspiel, rein statistisch gesehen ist alles möglich. Doch der Auftritt gegen Nishikori gibt den Federer-Fans wenig Anlass zur Hoffnung.

Fahrig, fehlerhaft und schnell frustriert: Viel zu selten blitzten die Klasse und die Routine des 20-maligen Grand-Slam-Siegers auf. Verärgert drosch Federer einen Ball auf den Oberrang und kassierte dafür eine Verwarnung. Bisweilen schien er selbst entgeistert zu sein über die Vorstellung, die so gar nicht in den Aufwärtstrend der letzten Wochen passte.

Nach den Grand-Slam-Enttäuschungen von Wimbledon (Viertelfinale) und New York (Achtelfinale) fand Federer zurück zur Form, die ihn zu Beginn der Saison die Australian Open hatte gewinnen lassen. Bei seinem Heimturnier in Basel holte er seinen 99. Titel auf der ATP-Tour, eine Woche später beim Masters in Paris unterlag er in einem der besten Matches der Saison dem derzeitigen Dominator Novak Djokovic denkbar knapp erst im Tiebreak des dritten Satzes.

"Die Puzzleteile könnten in London zusammenkommen. Aber ich werde dafür kämpfen müssen", hatte Federer vor dem Match gegen Nishikori dem Schweizer Tagesanzeiger gesagt. Das gilt nach der Niederlage umso mehr. Die Chancen auf die K.o.-Runde oder sogar auf seinen 100. Turniersieg sind noch immer da, auch wenn die Leichtigkeit früherer Tage Federer am Sonntagabend völlig fehlte.

(lt/sid)
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