Tennis in Halle Federer schlägt Mischa Zverev und trifft nun auf Mayer

Topfavorit Roger Federer hat bei den Gerry Weber Open das Viertelfinale erreicht. Dort trifft er nun auf Titelverteidiger Florian Mayer.

 Roger Federer jubelt über den Sieg gegen Mischa Zverev.

Roger Federer jubelt über den Sieg gegen Mischa Zverev.

Foto: afp, crj

Florian Mayer drückte Mischa Zverev die Daumen — und das nicht ganz uneigennützig. Der Titelverteidiger beim Rasenturnier im ostwestfälischen Halle hoffte inständig, einem Duell mit Roger Federer aus dem Weg gehen zu können. Doch vergeblich: Der Schweizer Rekordchampion ließ gegen den älteren der beiden Zverev-Brüder nichts anbrennen und gewann 7:6 (7:4), 6:4.

Mayer wird es verschmerzen können, weil er vor Beginn der Gerry Weber Open ein Viertelfinale gegen Federer "sofort unterschrieben hätte". Außerdem ist er nach monatelanger Formkrise selbstbewusst genug, sich auf dem geliebten Rasen auch gegen den 18-maligen Grand-Slam-Sieger Chancen auszurechnen.

Zumal Mayer in seinem Achtelfinale auf ganzer Linie überzeugte. 368 Tage nach seiner Sternstunde, als er Jungstar Alexander Zverev im Finale entzauberte und den größten Titel seiner langen Tenniskarriere gewann, setzte er sich gegen den hochgehandelten Franzosen Lucas Pouille nach 1:46 Stunden bei mehr als 35 Grad im Schatten mit 6:7 (6:8), 6:4 und 6:3 durch.

Kaum jemand hatte Mayers Sieg erwartet, immerhin hatte Pouille in der vergangenen Woche den Rasenauftakt in Stuttgart gewonnen. Hinter dem gebürtigen Bayreuther liegen zudem Monate, die er selbst als "sehr frustrierend" beschreibt. Bis Halle gelangen ihm ganze zwei Siege in diesem Jahr, in der Weltrangliste stürzte er aus den Top 100 und beschäftigte sich wieder intensiver mit dem Karriereende.

"In der Zeit ging es mir nicht gut", sagte Mayer: "Ich hatte wenig Glück, und dann kommt man in eine Negativspirale." Mit bald 34 Jahren weiß er genau, "irgendwann ist die Zeit zu Ende." Mayer merkt, dass er "körperlich abbaut", dass es immer schwieriger wird, mit Jungstars wie Alexander Zverev, der am Freitag ebenfalls im Viertelfinale steht, mitzuhalten.

Doch auf Rasen sind die Margen kleiner, Mayer glaubt trotz sieben Niederlagen in sieben Matches gegen Federer an seine Chance, "wenn ich den Respekt ablege und es mir zutraue". Mit seiner unkonventionellen Spielweise, seiner eingesprungenen Slice-Rückhand, den ansatzlosen Stoppbällen und gefühlvollen Volleys hat er immerhin zweimal das Viertelfinale in Wimbledon erreicht (2004 und 2012).

Federer weiß um die Gefahr, auch wenn er Mayer in Halle bereits dreimal ohne Satzverlust bezwungen hat. Der achtmalige Titelträger wird sich weiter steigern müssen, um nach seiner monatelangen Pause weitere Spielpraxis im Hinblick auf Wimbledon (ab 3. Juli) zu bekommen. Gegen Mischa Zverev ließ der 35-Jährige ungewohnt viele Chancen liegen, allerdings traf er auch auf einen unangenehmen Gegner.

"Es war knapp, es hätte auch in seine Richtung gehen können", sagte Federer: "Ich bin überglücklich, dass ich durch bin. Jetzt erwarte ich ein komplett anderes Spiel. Mayer als Titelverteidiger weiß, wie man in Halle spielt."

Vor vier Jahren hatte sich Zverev gegen Federer in Halle noch beim 0:6, 0:6 in sein Schicksal ergeben. Heute ist die Kombination aus Aufschlag und Volley, die Zverev bevorzugt, gefährlicher. Federer musste beim Return sein ganzes Können aufbieten, um sich dem Ansturm des Linkshänders zu erwehren.

(sid)
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