Der nächste Neuanfang Zverevs Rückschritt ins Tennis-Jahr 2021

Hamburg · Alexander Zverev steht nach der Trennung von David Ferrer wieder mal vor einem Neuanfang. Die fehlende Kontinuität auf der Trainerposition erschwert die Jagd der deutschen Nummer eins nach einem Grand-Slam-Titel.

 Alexander Zverev.

Alexander Zverev.

Foto: dpa/Frank Augstein

Alexander Zverev fühlte sich endlich angekommen. "Perfekt" sei David Ferrer für ihn. Genau der richtige Coach, um die ganz großen Ziele zu realisieren, sagte der deutsche Tennis-Topspieler seit dem Sommer wieder und wieder. Doch nun ist alles aus, nach nur sechs Monaten steht der 23 Jahre alte Hamburger ohne Starcoach da, der ihn zum so ersehnten ersten Grand-Slam-Triumph führen sollte. Das Jahr 2021 beginnt erneut mit Turbulenzen.

Kurz vor Zverevs Abflug nach Australien sorgte das überraschende Ende der Zusammenarbeit für großes Aufsehen in der Szene. Nach den geräuschvollen Trennungen von Juan Carlos Ferrero und Ivan Lendl verlief der Abschied zwar diesmal friedlich, das Ergebnis allerdings ist das gleiche. Statt endlich einmal langfristig mit einem früheren Weltklasse-Spieler die entscheidenden Prozentpunkte herauszukitzeln, steht Zverev nach dem nächsten Intermezzo vor dem nächsten Neuanfang.

"Ich möchte David für die Monate danken, die wir gemeinsam verbracht haben, die Zeit auf und neben dem Platz, und ihm nur das Beste für die Zukunft wünschen", schrieb die deutsche Nummer eins, nachdem Ferrer sich in spanischen Medien zu Wort gemeldet hatte. Für ihn sei es "nicht der richtige Zeitpunkt" für eine Zusammenarbeit, die Familie stehe über allem, sagte der 40-Jährige: "Wir dachten, die Zeit sei reif, aber am Ende war sie es nicht."

Es sei, das betonte Ferrer, "absolut nichts zwischen uns vorgefallen, alles ist gut". Sein Engagement bei Zverev fiel in eine sehr bewegte Zeit mit sportlichen Erfolgen, in der sich der Weltranglistensiebte aus Hamburg aber auch unter anderem gegen Vorwürfe häuslicher Gewalt einer Ex-Freundin wehrte.

Bei seinem Saisondebüt Down Under im Rahmen des ATP Cups (1. bis 5. Februar) und bei den anschließenden Australian Open ab dem 8. Februar wird Zverev nun wieder allein auf den Rat seines Vaters Alexander Senior und seines Bruders Mischa vertrauen. Bisher hat sich noch kein prominenter Trainer länger als ein Jahr im Kreise der Zverevs bewegt, nach dem Lendl-Aus 2019 wurden auch Kompetenz-Streitigkeiten publik.

Mit Ferrer schien es besser zu passen, auch für Zverev-Kenner Michael Kohlmann, den Herren-Chef des Deutschen Tennis Bundes (DTB). "Die Zusammenarbeit wirkte nach außen gut, sehr fruchtbar. Die Erfolge waren da, die Harmonie war da. Es kam auch für mich überraschend", sagte Kohlmann dem SID. Zverev schaffte es ins Finale der US Open, blieb in schwierigen Matchphasen bei sich, kämpfte. Ferrers Handschrift wurde durchaus deutlich. Nun erneut der Bruch.

"Ich glaube, dass es für die Entwicklung sicher ratsam ist, eine längerfristige Zusammenarbeit zu haben", sagte Kohlmann. Wenn man sich die Profis an der Spitze der Weltrangliste anschaue, handele es sich zumeist um Zusammenarbeiten über mehrere Jahre. Kurzfristig sieht Kohlmann aber keinen zu großen Rückschlag für seinen besten Spieler. Zverev habe die Konstante mit seinem Vater und auch seinem Bruder Mischa, der beim ATP Cup in Melbourne das deutsche Team betreuen wird.

SID pl ts ab

(stja/sid)
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