Ohne Druck auf den Tennis-Thron Sabine Lisicki, eine wie Steffi Graf?

Stuttgart (sid). Wenn Sabine Lisicki ganz unbefangen über Gott und die Welt plaudert, dann unterscheidet die neue deutsche Tennis-Hoffnung sich kaum von anderen Teenies. Sie schläft gerne, liebt ihren iPod, surft im Internet und liest viel. Ihre jugendliche Naivität dokumentiert sich nicht selten in einem "Hi-hi"-Kicherer, den die 19-Jährige ihren Ausführungen in regelmäßigen Abständen folgen lässt.

Das ist Sabine Lisicki
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Die Unbekümmertheit ist Lisicki auch nach den "besten Wochen" ihres Lebens mit dem sensationellen Turniersieg in Charleston scheinbar nicht abhanden gekommen. "Ich verspüre nach meinen letzten Erfolgen keinen Extra-Druck", behauptet die Weltranglisten-42., die beim Turnier in Stuttgart am Donnerstabend im Achtelfinale gegen die frühere Weltranglistenerste Jelena Jankovic (Serbien) wieder auf der großen Bühne stand.

Im Gegenteil: "Ich genieße den Rummel und liebe es, auf dem Platz zu stehen. Es macht doch großen Spaß, wenn sich viele Leute interessieren. Das ist gut für das deutsche Tennis", sagt die Berlinerin keck und gibt lächelnd ein Autogramm.

Kein Wunder, dass Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner ("Sabine hat das Zeug für die Top 10") ihren Schützling liebevoll als "Rampensau" bezeichnete. Selbst die immer wiederkehrenden Vergleiche mit Steffi Graf bringen Lisicki nicht aus der Fassung. Das nerve nicht, sagt sie: "Es ist vielmehr eine Ehre für mich, mit so großen Namen verglichen zu werden. Ich versuche, so nah wie möglich an sie heranzukommen."

Lisicki hat Graf schon persönlich kennengelernt und schwärmt von der Ikone: "Steffi ist eine supernette Person, sehr bodenständig, sehr lieb." Ob ihr Steffi Graf wertvolle Tipps gegeben habe, darüber schweigt sich Lisicki aus - und kichert "hi-hi". In Sachen Power kann ihr die "Gräfin" wohl nichts mehr vormachen. Lisicki: "Ich schlage schon härter als Steffi, aber die Zeiten sind auch einfach anders."

Ihre jüngsten Erfolge sind für die deutsche Nummer eins, die am Wochenende mit dem Fed-Cup-Team den Sprung zurück in die Weltrgruppe I schaffte, keine Überraschung. "Ich habe Monate und Jahre hart dafür gearbeitet und bin jetzt belohnt worden", erklärte Lisicki nicht ohne Genugtuung: "Ich wusste, dass ich gut spielen kann. Bis Charleston habe ich es aber nie geschafft, meine guten Trainingsleistungen auch im Match umzusetzen." Unter anderem Wimbledonsiegerin Venus Williams (USA) stand in South Carolina auf der "Opferliste" von Lisicki. "Sabine hat großes Potenzial", lobte Williams nach ihrer Niederlage.

Lisicki, die seit sechs Jahren immer wieder in der legendären Tennis-Akademie von Nick Bollettieri in Florida trainiert, hat in den vergangenen knapp drei Wochen fünf Spielerinnen aus den Top 20 geschlagen. Trotzdem will sie sich ihren Traum ("Ich möchte die Nummer eins werden.") in kleinen Schritten erfüllen. "Zunächst will ich unter die besten 30, denn dann bin ich bei den Turnieren gesetzt. Die Topposition ist ein Langzeitziel, vielleicht klappt es in zwei, drei Jahren", meinte Lisicki.

Wohlwissend, dass ihr nach dem Aufstieg etliche Bewährungsproben bevorstehen. "Es werden immer wieder Rückschläge kommen. Damit muss man genauso umgehen, wie mit Siegen. Das werde ich versuchen", sagt die Berlinerin. Diesmal in ganz ernstem Ton.

(SID)
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