Analyse zur Fed-Cup-Nominierung Sabine Lisicki darf wieder mitspielen

Düsseldorf · Bundestrainerin Barbara Rittner hat sich für die große personelle Lösung entschieden und nimmt für das Finale gegen Tschechien alle verfügbaren Spielerinnen mit. Das Gefüge in der eingeschworenen Gemeinschaft könnte durcheinandergeraten.

Deutschlands Fed-Cup-Team im Porträt
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Foto: Twitter

Barbara Rittner hätte eigentlich einmal "Nein" sagen müssen. Sie hat aber fünf Mal "Ja" gesagt, um vier freie Plätze zu besetzen. Diese für viele mathematisch etwas knifflige Aufgabe hat sie mittels ihrer ganz eigenen Bordmittel gelöst. "Es war am Ende eine Bauchentscheidung", befindet die Teamchefin der Fed-Cup-Auswahl. Herausgekommen ist so jedenfalls das Aufgebot für das Finale im Tennis-Wettbewerb am 8. und 9. November in Prag gegen Tschechien. Erst dort will sie eine endgültige Entscheidung treffen. Für das erste Endspiel einer deutschen Mannschaft seit 1992 berief sie Angelique Kerber, Andrea Petkovic, Julia Görges und Wackelkandidatin Sabine Lisicki. Aber auch Doppel-Spezialistin Anna-Lena Grönefeld sei "von Anfang an vollwertiges Teammitglied".

Die spannende Frage war vor dieser Nominierung, ob Rittner weiter auf die Dienste von Lisicki verzichten würde. Es hätte einiges dafür gesprochen. Sportlich gesehen ist die Berlinerin an guten Tagen gewiss eine enorme Bereicherung. An allen anderen kann sie zur enormen Belastungsprobe für eine Gemeinschaft werden, die bislang durch ausgeprägte Harmonie bestochen hat. Kerber, Petkovic, Görges, Grönefeld - und auch Rittner hatten es in den vergangenen beiden Partien förmlich zelebriert, sich als Einheit zu inszenieren. Ohne Lisicki, an der einigen ihr bisweilen ausuferndes Geltungsbedürfnis auf den Geist geht. Natürlich nur hinter vorgehaltener Hand. Offiziell ist die Sprachregelung so: "Sabine hat bei der Asien- und US-Tour gute Ergebnisse erzielt. Sie hat sich als Alternative gut präsentiert", sagt Rittner.

Gesetzt sind für die Einzel derzeit Kerber und auch die momentan in einem Leistungstief befindliche Petkovic. "Ich habe vollstes Vertrauen in Andi und stehe zu 100 Prozent zu ihr. Sie hat eine schwere Phase, aber wir werden sie in Prag wieder hinkriegen", bekundet Rittner, die die Spielerinnen bereits seit mehr als einem Jahrzehnt betreut. In den vergangenen Wochen war heftig darüber diskutiert worden, ob Lisicki in dieses gewachsene Gefüge passt. Kritiker hatten orakelt, dass die extrovertierte Akteurin, die mit dem Comedian Oliver Pocher liiert ist, für zu viel Unruhe sorgen könnte. Unter anderem Ex-Profi Nicolas Kiefer ("Sabine passt da nicht rein") hatte von einer Nominierung abgeraten. Rittner wiederum hatte sich vehement jegliche Einmischung verbeten.

Das ist Sabine Lisicki
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Es haben sich trotzdem weitere Experten zu Wort gemeldet. Davis-Cup-Sieger Marc-Kevin Goellner, der Lisicki zuletzt bei zwei Turnieren in Asien als Coach betreut hatte, votierte nicht ganz überraschend für einen Einsatz der 25-Jährigen. "Es geht darum, einen großartigen Erfolg für Deutschland und das deutsche Tennis zu erringen. Persönliche Interessen und Eitelkeiten müssen da zurückstehen. Die Besten müssen spielen", sagte Goellner der "Sport Bild". Für Hongkong-Gewinnerin Lisicki sprach, dass sie aus spielerischer Sicht sicher die ideale Absicherung sein könnte, sollten Kerber oder die zuletzt angeschlagene Petkovic schwächeln. Außerdem könnte "Bum-Bum-Bine" bedenkenlos im Doppel eingesetzt werden.

(RP)
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