"Ich kann nicht Schlittschuhlaufen" Roger Federer — Perfektionist mit Schwächen

London/Frankfurt · Mit seinem insgesamt 40. Sieg beim ATP-Saisonfinale hat Roger Federer einen Rekord aufgestellt. Danach plauderte der Schweizer in London auch aus dem Nähkästchen.

Tennis: Federer trägt Fußball-Klamotten
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In den Tagen von London hat Roger Federer schon einiges ausgeplaudert. Zum Beispiel, dass er früher ein großer Boris-Becker-Fan war. Dass er gerne Fußballer wäre und den FC Basel zu einem Champions-League-Sieg führen würde. Ein Leben als charmanter Skilehrer in den Schweizer Bergen dagegen? Eher negativ. "Ich glaube nicht, dass ich im richtigen Leben so etwas Cooles wäre", sagte Titelverteidiger Federer beim ATP-Saisonfinale an der Themse.

Federer im Agenten-Fieber

Apropos britisch. Der 31-Jährige verriet auch, dass James Bond eine besondere Inspiration für ihn ist: "Während Wimbledon habe ich mir in diesem Jahr drei Filme von ihm angeschaut." Danach erfüllte Federer in 007-Manier seine ganz persönliche Mission. Auf dem heiligen Rasen gewann er nach zweieinhalbjähriger Major-Flaute seinen 17. Grand-Slam-Titel und setzte sich wieder an die Spitze der Weltrangliste. King Roger im Dienste ihrer Majestät sozusagen.

Als Nummer eins beendet zwar Novak Djokovic (Serbien) das Jahr 2012, doch Roger Federer ist in London der Mann der Stunde. Beim lockeren 6:3, 6:1-Gruppenauftakt gegen den Serben Janko Tipsarevic gab der sechsmalige Turniersieger bei seinem ersten Aufschlag nur einen einzigen Punkt ab. Dank seines insgesamt 40. Sieges (7 Niederlagen) beim Tourfinale seit 2002 ist Federer in dieser Kategorie nun alleiniger Rekordhalter vor Ivan Lendl (39 Erfolge).

Immer neue Bestmarken für den bescheidenen Maestro, der ob der Flut an Superlativen gerne auf seine Unvollkommenheit verweist. "Ich bin weit davon entfernt, perfekt zu sein", sagte der Vater von Zwillingstöchtern: "Ich kann zum Beispiel nicht kochen." Überhaupt gibt es im Federer-Universum einige Dinge, die nicht so nach dem Geschmack des Wimbledonsiegers laufen: "Ich kann auch nicht Schlittschuhlaufen. Und das würde ich gerne können."

Sieben Titel möglich

Fragt man seinen ersten Gegner Tipsarevic, kann der polyglotte Federer allerdings eine ganze Menge. Und zwar so richtig gut. Das aber auch nur, weil der Schweizer ein gnadenloser Perfektionist ist. "Sein Spiel sieht so locker aus. Bei ihm denken die Leute, 'Oh, das Leben ist so einfach für Roger, er ist so talentiert'", sagt Tipsarevic: "Roger ist talentiert, aber da steckt so viel Arbeit dahinter und so viele Gedanken daran, wie man sich noch weiter verbessern kann."

Federer könnte mit seinem dritten Coup in Serie beim ATP-Tourfinale seine Anzahl an Titeln 2012 auf sieben schrauben. So viele hat der "FedExpress", der 2007 als erster lebender Schweizer in seiner Heimat Motiv einer Sonderbriefmarke war, in einem Jahr noch nie gewonnen.

Dauer-Verbeugung von Petkovic

In der North Greenwich Arena spielt der Publikumsliebling, vor dem sich Andrea Petkovic vor Ehrfurcht am liebsten "immer wieder verbeugen" möchte, am Donnerstag gegen den frischgebackenen Paris-Bercy-Sieger David Ferrer. Der Spanier hatte in seinem ersten Gruppenmatch am Dienstag überraschend den früheren US-Open-Gewinner Juan Martin del Potro (Argentinien) in 2:18 Stunden mit 6:3, 3:6, 6:4 bezwungen.

Sollte Federer beim ersten Montags-Finale (12. November) der mit 5,5 Millionen Dollar dotierten Veranstaltung erneut triumphieren, würde er sich vielleicht zu einer Karaoke-Einlage hinreißen lassen. Im Interview mit der Daily Mail hat der 31-Jährige nämlich verraten, dass er "Fly away" von Lenny Kravitz gerne zum Besten geben möchte. Eine zu verkraftende Wahl aus Sicht der Londoner Zuschauer - wenn man die Alternative bedenkt: Auch die australischen Hardrocker von AC/DC zählen zu den großen Favoriten von Roger Federer.

(sid)
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