ATP-Turnier Federer triumphiert zum achten Mal in Halle
Halle/Westfalen · Roger Federer hat sich auf dem ostwestfälischen Tennisrasen von Halle einmal mehr selbst übertroffen. Der Rekordchampion aus der Schweiz bezwang Außenseiter Andreas Seppi aus Italien 7:6 (7:1), 6:4 und triumphierte zum achten Mal in seiner Wohlfühloase.
Kein Turnier auf der Welt hat Federer häufiger gewonnen - nun soll auch im Rasenmekka von Wimbledon (ab 29. Juni) sein achter Titel folgen. "Dieser Sieg freut mich extrem, weil ich mich hier so wohl fühle", sagte Federer nach dem glanzlosen Erfolg: "Das ist eines meiner Lieblingsturniere. Es macht mir so viel Freude, hierher zu kommen." Seppi fasste trocken zusammen: "Roger hat mal wieder einen Titel auf Rasen gewonnen. Es ist immer eine Ehre, gegen ihn zu spielen."
Vor 10.000 Zuschauern unter dem geschlossenen Dach des Gerry Weber Stadions - unter ihnen Vizekanzler und Tennisfan Sigmar Gabriel - tat sich Federer gegen Seppi (31) allerdings erneut schwer. Bei den Australian Open hatte Federer im Januar völlig überraschend gegen den Südtiroler verloren. Auch diesmal erspielte sich Seppi im ersten Durchgang zwei Satzbälle, Federer konterte jedoch mit Stil und servierte zwei Asse.
Mit dem ersten Break des Spiels gewann Federer die Partie, seinen zweiten Matchball bei Aufschlag Seppi verwandelte er nach 1:48 Stunden Spielzeit. Im Halbfinale am Samstag gegen den kroatischen Aufschlagriesen Ivo Karlovic hatte sich Federer noch ohne Breakchance in einem Tiebreak-Krimi durchgesetzt.
In Halle ist noch immer etwas von Federers Glanz und seiner Dominanz vergangener Tage zu spüren, gegen Seppi bestritt der 33-Jährige sein zehntes Finale, nur 2010 gegen den Australier Lleyton Hewitt und 2012 gegen Tommy Haas unterlag er. Nach den Erfolgen in Brisbane, Dubai und Istanbul war es bereits sein vierter Turniersieg in dieser Saison und sein 86. insgesamt.
Die Zeiten, als Federers Triumphe in Halle gute Omen für die Krönung im All England Club von Wimbledon waren, liegen allerdings lange zurück. Viermal, in den Jahren 2003 bis 2006, hatte er das Rasendouble gewonnen. In der vergangenen Saison unterlag Federer nach seinem Sieg beim Vorbereitungsturnier in einem dramatischen Fünfsatzfinale an der Church Road dem Serben Novak Djokovic.
Jedes Match auf seinem Lieblingsbelag, jeder Sieg und jeder Titel nährt jedoch Federers Hoffnung auf den 18. Grand-Slam-Titel. Nach London fährt der vierfache Vater zudem ausgeruhter denn je. Ohne die Zwillinge Myla und Charlene (5) sowie Leo und Lenny (1) sei es im ländlichen Halle zwar langweiliger als sonst gewesen, er könne allerdings "vor- und ausschlafen für Wimbledon", sagte Federer.
Liebe spürt Federer auch in Abwesenheit seiner Familie. Das Publikum peitschte ihn selbst gegen die Deutschen Philipp Kohlschreiber und Florian Mayer nach vorne, ein weiblicher Fan versuchte Federer gar ins Bett zu locken. "Roger, wir schaffen auch Drillinge", stand auf ihrem Schild geschrieben. Dergleichen wird Federer im Allerheiligsten seines Sports in Wimbledon nicht lesen.