Fed-Cup-Heldin Görges darf bei Scharapowas Comeback nur zuschauen

Stuttgart · Beim WTA-Turnier in Stuttgart gibt Maria Scharapowa nach Dopingsperre ihr Comeback. Viel wurde über die Wildcard für die Russin diskutiert. Leidtragende der Entscheidung der Turnierdirektion ist auch Julia Görges, die am Wochenende Deutschland vor dem Abstieg rettete.

Fed Cup: Julia Görges holt den entscheidenden Punkt
11 Bilder

Görges holt den entscheidenden Punkt

11 Bilder
Foto: dpa, dm cul

In der Abstiegsrelegation führte Julia Görges das deutsche Fed-Cup-Team auf der Roten Asche von Stuttgart zum Sieg. Die 28-Jährige gewann beim 3:2-Sieg gegen die Ukraine ihre beiden Einzel. Deutschland bleibt erstklassig, auch dank Görges. Vor allem der Erfolg gegen Jelina Switolina am Samstag, die tags darauf mit Deutschlands Nummer eins Angelique Kerber kurzen Prozess machte, war bemerkenswert. Wenn Switolina, Kerber und Co. ab diesem Montag an selber Stelle beim WTA-Turnier um Weltranglisten-Punkte spielen, muss Görges aber zuschauen.

Nur eine Wildcard geht an deutsche Spielerin

Für einen direkten Platz im Hauptfeld reicht Görges' Position in der Weltrangliste nicht (aktuell 45). Die Qualifikation konnte sie nicht spielen — denn die fand am Wochenende parallel zum Fed Cup statt. Und so sind mit Vorjahres-Siegerin Angelique Kerber und ihrer letztjährigen Finalgegnerin Laura Siegemund nur zwei Deutsche im Hauptfeld. Siegemund bekam eine von drei Wildcards des Turnierveranstalters. Görges ging leer aus. Die anderen beiden Wildcards gingen an die Britin Johanna Konta (WTA-Nr. 7), die zunächst nicht für das Turnier gemeldet hatte und — Maria Scharapowa. Natürlich Scharapowa, deren Comeback in Stuttgart die Augen der Weltöffentlichkeit auf das Hallenturnier im Schwabenländle lenkt.

Maria Scharapowa posiert bei Oscar-Party
6 Bilder

Scharapowa posiert bei Oscar-Party

6 Bilder
Foto: rtr, sf

Seit Monaten wird darüber diskutiert, ob die Russin, die nach einem positiven Dopingtest im Januar 2016 für 15 Monate gesperrt wurde, von den Turnieren einen Freifahrtsschein bekommen darf. Oder ob sie nicht eher den harten Weg über kleine Veranstaltungen und Qualifikationen gehen müsste. Schließlich ist Scharapowa nicht etwa wegen einer Verletzung in der Weltrangliste zurückgefallen. Sie ist eine überführte Dopingsünderin. Auch wenn der Internationale Sportgerichtshof CAS ihre Dopingsperre um neun Monate verkürzt hatte. Meldonium, das Mittel, mit dem Scharapowa erwischt wurde, war erst 2016 auf die Liste der verbotenen Substanzen genommen worden.

Turnierdirektor Markus Günthardt verteidigte erneut das Handeln der Verantwortlichen in Sachen Scharapowa. "Natürlich ist es schade, dass Jule Görges nicht dabei ist. Sie hat in der Vergangenheit aber schon Wildcards bekommen und kann sich nicht beklagen", sagte Günthardt dem SID. Der Schweizer unterstrich, dass Scharapowa ihre Sperre abgesessen habe und damit "jedes Recht dieser Welt hat, zurückkommen zu dürfen." Die fünfmalige Grand-Slam-Gewinnerin hatte in Stuttgart dreimal den Titel geholt (2012-2014). "Maria ist ein Weltstar, sie hat die Halle in der Vergangenheit zum Brodeln gebracht."

Görges will Siege sprechen lassen

Görges, die das Turnier in Stuttgart 2011 selbst gewonnen hatte, wollte sich zu der Thematik nicht äußern — und tat es zwischen den Zeilen dann doch. "Ich glaube, meine zwei Siege am Wochenende haben genug gesagt", sagte sie sichtlich verstimmt. Andere kritisierten die Wildcard-Vergabe direkter. Unter anderem der Weltranglisten-Erste Andy Murray. Oder zuletzt die Polin Agnieszka Radwanska, die meinte, Scharapowa solle keine Wildcard für die Grand-Slam-Turniere erhalten und dafür von Scharapowas-Manager Max Eisenbud die volle Breitseite bekam.

Maria Scharapowa im Porträt
16 Bilder

Das ist Maria Scharapowa

16 Bilder
Foto: AP/Alessandra Tarantino

"All diese 'Journeyman', Spielerinnen wie Radwanska und Wozniacki, die nie ein Grand-Slam-Turnier gewonnen haben und an denen die nächste Generation vorbeizieht. Sie sind clever, um Maria aus Paris zu drängen", stichelte Eisenbud. "Es ist ihre letzte Chance, ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen. Aber sie haben nie den CAS-Bericht gelesen, und sie haben nie die Paragraphen 100 und 101 gelesen. Deshalb haben sie keine Ahnung". Als "Journeyman" bzw. "Journeywoman" bezichnet man im Tennis Profis, die auf der Tour mitschwimmen, ohne durch große Erfolge sonderlich aufzufallen.

Brisante Wendung des Schicksals: Sollten beide ihre Erstrundenpartien gewinnen, könnte es in Stuttgart in der zweiten Runde zum Duell zwischen Scharapowa und Radwanska kommen. Sollte es soweit kommen, wird Görges das Duell höchstens am Bildschirm verfolgen. Sie trat nach der kleinen Feier mit ihren Teamkolleginnen am Sonntagabend die Heimreise an.

(areh)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort