Tennis Lisickis Neustart ins Ungewisse

White Sulphur Springs · Zahlreiche Verletzungen, Pfeiffersches Drüsenfieber: Sabine Lisicki hat viele Rückschläge hinnehmen müssen. Und dann kam auch noch Corona. Der Weg zurück ist lang und birgt viel Ungewisses. Nur auf eine Frage hat die Tennisspielerin eine klare Antwort.

 Sabine Lisicki.

Sabine Lisicki.

Foto: dpa/Andy Rain

Drei Niederlagen an einem Tag? Für Sabine Lisicki kein großes Problem. Nach zahlreichen Verletzungen und der Erkrankung an Pfeifferschem Drüsenfieber ist die 30-Jährige froh, überhaupt wieder Tennis zu spielen. „Es ist toll, wieder auf dem Platz zu stehen. Das ist etwas, was ich sehr vermisst habe“, sagte Lisicki, die derzeit bei der World-Team-Tennis-Serie in den USA aktiv ist, im Interview der Deutschen Presse-Agentur. Ihr letztes offizielles Match hat die ehemalige Wimbledon-Finalistin vor fast genau einem Jahr bei einem kleinen Turnier in Karlsruhe bestritten.

Schon bei dieser erneuten Erstrunden-Niederlage war Lisicki geschwächt von der Krankheit, die sie Ende September öffentlich machte: Pfeiffersches Drüsenfieber - endlich hatte die 30-Jährige eine Erklärung dafür, warum sie bei ihrem erneuten Comeback-Versuch nicht voran kam.

Gegen Ende des Jahres wähnte sich die Berlinerin dann wieder auf einem guten Weg, arbeitete in ihrer Wahlheimat Florida täglich an ihrer Rückkehr auf die WTA-Tour. Doch dann kam Corona und Lisicki wurde wieder jäh gestoppt. „Da ich in den USA war, war es mir leider nicht möglich, auf den Tennisplatz zu gehen“, berichtete Lisicki. „Die Nick Bollettieri Tennis Academy war seit März unter „full lockdown“, selbst die public courts waren zu, so hatte man nicht viele Möglichkeiten.“ Erst Anfang Juni machte die Tennis-Akademie des legendären US-Trainers Nick Bollettieri wieder auf, seitdem hat auch Lisicki wieder einen Schläger in der Hand.

Doch weil sie wegen ihrer Krankheits- und Verletzungsgeschichte in der Corona-Zeit „extrem vorsichtig“ war, fängt Lisicki nun praktisch wieder von vorne an. „Nach so einer langen Phase im Lockdown muss man erstmal wieder eine Aufbauarbeit absolvieren“, sagte die einstige Nummer zwölf der Welt, die zu Beginn ihrer Karriere vollmundig verkündet hatte, die Nummer eins werden zu wollen.

Davon ist sie derzeit 594 Plätze weit entfernt und angesichts des dramatischen Absturzes in der Weltrangliste ist eine Planung schwer. Weil sie mit diesem Ranking bei Turnieren nicht einmal einen Platz in der Qualifikation bekommt. „Ich habe ein „protected ranking“ und werde dieses dann auch entsprechend nutzen“, sagte Lisicki über die Regelung, die lange verletzten Spielerinnen eine bestimmte Anzahl an Wildcards für Turniere zugesteht.

Doch wegen der Coronavirus-Pandemie ist insgesamt völlig unklar, wie es auf der weltweiten Tour weitergeht. „Ich glaube, im Jahr 2020 kann man überhaupt nichts planen“, sagte Lisicki, die sich einst mit ihren wuchtigen Aufschlägen als „Bum Bum Bine“ in die Herzen der deutschen Tennis-Fans spielte. „Wir alle sind darauf angewiesen, wie die Lage durch das Coronavirus beeinflusst wird, welche Turniere stattfinden können, welche nicht.“ Offiziell wieder losgehen soll es Anfang August in Palermo, ab dem 31. August sind die US Open in New York geplant. Ob es tatsächlich so kommt, weiß niemand.

Und daher ist Lisicki froh, zumindest bei der World Team Tennis für die New York Empire an den Start gehen zu können. Mit ihren Teamkollegen Jack Sock oder Kim Clijsters hat sie jede Menge Spaß, die Niederlagen im Einzel, Doppel und Mixed am Montag (Ortszeit) gegen die Orange County Breakers sind da nebensächlich. „Ich habe die Chance, viel Matchpraxis zu sammeln“, sagte Lisicki über den Hauptzweck der noch bis Anfang August laufenden Serie. Denn nach wie vor ist sie fest gewillt, noch einmal an ihre früheren Leistungen anzuknüpfen. Ob sie im Lockdown auch einmal an ihr Karriereende gedacht habe? „Nein.“

(pabie/dpa)
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