Australian-Open-Siegerin zurück in Deutschland Hype um Kerber erreicht Leipzig
Leipzig · Inmitten ihres Medien-Marathons huschte ein verschmitztes Lächeln über Angelique Kerbers Gesicht. "Endlich mal 'ne andere Frage", murmelte die Tennisheldin dieser Tage – und die Auslöser der Kameras klickten. Eine Reporterin des People Magazine hatte wissen wollen, wann Bastian Schweinsteiger seine Ana Ivanovic heiraten werde. Erstmals seit ihrem Triumph von Melbourne war Kerber sprachlos.
Inmitten ihres Medien-Marathons huschte ein verschmitztes Lächeln über Angelique Kerbers Gesicht. "Endlich mal 'ne andere Frage", murmelte die Tennisheldin dieser Tage — und die Auslöser der Kameras klickten. Eine Reporterin des People Magazine hatte wissen wollen, wann Bastian Schweinsteiger seine Ana Ivanovic heiraten werde. Erstmals seit ihrem Triumph von Melbourne war Kerber sprachlos.
Bei ihrem ersten offiziellen Auftritt auf deutschem Boden bekam Kerber die Nachwehen ihres Grand-Slam-Erfolgs deutlich zu spüren. Neun Kamerateams und insgesamt 80 Journalisten drängten sich in den Presseraum der Messehalle 1 in Leipzig. Teamkollegin Andrea Petkovic scherzte: "Das müssen wir genießen: eine volle Pre-Draw-Pressekonferenz. Sonst stehen hier zwei Leute und wir machen es auf dem Klo."
Am Samstag und Sonntag treffen die deutschen Tennis-Frauen im Fed Cup auf die Schweiz, die Partie spielte am Mittwochvormittag jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen gab Kerber auf Nachfrage Auskunft über die großen und kleinen Dinge, die eine Majorsiegerin vier Tage nach dem größten Tag ihrer Karriere beschäftigen — oder gerade nicht.
Deutschkenntnisse, Zika-Virus, Millionen-Preisgeld
"Wie deutsch sind Sie?", "Was sagen Sie zum Zika-Virus?", "Was machen Sie mit dem Millionen-Preisgeld?" Charmant, sympathisch und nie genervt antwortete Kerber. Sie wolle den Boom momentan einfach genießen, alles mitnehmen, auch wenn darunter der wohlverdiente und dringend benötigte Schlaf leidet.
Nach ihrer Ankunft in Leipzig am Dienstagabend plauderte sie wenige Stunden später — ohne Augenringe — im Morgenmagazin über ihren sensationellen Sieg gegen Superstar Serena Williams. Mit einem Lächeln hakte sie souverän die Presserunde in der Messehalle ab, am Abend war ein Auftritt bei Stern TV in Köln geplant.
Und zwischendurch spielte Kerber tatsächlich Tennis. Lange vor ihrer Trainingseinheit hatten die Kameramänner um den Hartplatz Stellung bezogen. Bundestrainerin Barbara Rittner beobachtete das Treiben mit einer Mischung aus Belustigung und Sorge.
"Müssen den Fokus finden"
Die Teamchefin, gut befreundet mit der deutschen Tennis-Ikone Steffi Graf, weiß um die Bürde, die ihre Nummer eins derzeit trägt. "Das wird ein Spagat für uns alle, aber vor allem für Angie", sagte Rittner: "Wir müssen dieses tolle Erlebnis abhaken und den Fokus finden. Es wird entscheidend sein, am Samstag alles hinter sich zu lassen."
Ab Donnerstag, das hat Rittner verfügt, ist Schluss mit den Schweinsteiger-, Heimat- und Zika-Virus-Fragen. "Dann konzentriere ich mich nur noch auf die Partie am Wochenende", sagte Kerber. Das ist auch dringend notwendig, um gegen die starken Einzelspielerinnen der Schweiz zu bestehen. Selbst für eine frischgekürte Grand-Slam-Siegerin.
Ein Selbstläufer werden die Spiele gegen Belinda Bencic und Timea Bacsinszky sicherlich nicht, Rittner will außerdem erst abwarten, wie sich Kerber nach dem Party- und Medienrausch der vergangenen Tage auf dem Court präsentiert. Der Teamchefin ist zuzutrauen, dass sie ihren Star zunächst auf die Bank setzt. "Jedes Match wird offen sein. Tagesform und Teamgeist werden entscheiden", glaubt Rittner.
Kerbers Teamkolleginnen und das gesamte Fed-Cup-Team werden Verantwortung übernehmen, ihren Star auf und neben dem Platz entlasten müssen. Als Kerber auf die Schweinsteiger-Frage nichts mehr einfiel, rief Rittner rein: "Geheiratet wird im Spätsommer. Da ist es noch warm. Das hat Petko gesagt." Sonst noch Fragen?