Hamburger Rothenbaum Bei Zverev "passt nichts" - Kohlschreiber kämpft sich durch

Hamburg · Alexander Zverev schlich wie ein begossener Pudel vom Centre Court, Philipp Kohlschreiber verließ den Rothenbaum hocherhobenen Hauptes: Das durchaus realistische erste deutsche Endspiel bei den German Open der Tennisprofis in Hamburg seit 52 Jahren ist schon am zweiten Turniertag geplatzt.

Das ist Philipp Kohlschreiber
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Foto: dpa, dm nic

Denn Lokalmatador Zverev, der bei seinem Heimatturnier bereits vor zwei Jahren die Vorschlussrunde erreicht hatte, erwischte gleich zum Auftakt einen desolaten Tag. Gegen den kaum mehr als solide spielenden spanischen Außenseiter Inigo Cervantes machte der 19-Jährige so ziemlich alles falsch, was man falsch machen kann, besonders der Aufschlag machte extreme Probleme.

"Es hat alles nicht gepasst. Ich konnte nach der Rasensaison nur dreimal auf Sand trainieren, das war zu wenig", lamentierte Zverev, der die Unterstützung der Fans kaum wahrnahm: "Es gibt eben Momente, wo niemand helfen kann."

Fahrig, lustlos, unkonzentriert - dieser Gemengelage entsprang eine völlig unerwartete, aber verdiente Niederlage mit 5:7 und 6:7 (2:7). Fast kampflos ergab sich der Wuschelkopf seinem Schicksal, auch die ihm sehr wohlgesonnenen Zuschauer konnten nicht mehr helfen.

Ganz anders Kohlschreiber: Zeitweise gehandicapt von einer Knöchelblessur hatte sich der topgesetzte Profi als erster deutscher Spieler bereits am Nachmittag ins Achtelfinale gekämpft. Der Augsburger gewann seine Auftaktpartie gegen den Argentinier Carlos Berlocq nach 2:36 Stunden mit 6:3, 6:7 (5:7) und 6:3 und genoss nach dem dritten Matchball erleichtert den Beifall des Publikums.

Denn nach klarer Überlegenheit im ersten Satz brachte Kohlschreiber zu Beginn des zweiten Durchgangs die Verletzung am rechten Knöchel sichtlich aus dem Konzept. Der Routinier, zum zwölften Mal in der Hansestadt am Start, nahm eine Behandlungspause und gab danach erstmals seinen Aufschlag ab. Auch ein Rebreak reichte nicht, den Tiebreak gab Kohlschreiber mit 5:7 ab.

"Ich bin nach einer Vorhand schlecht gelandet. Es hat geknackst und 15 Minuten lang wehgetan, dann hat sich die Blockade ruckartig gelöst", berichtete Kohlschreiber nach der Partie.

In der Runde der letzten 16 trifft der 32-Jährige am Mittwoch auf Berlocqs Landsmann Nikolas Kicker, keine unüberwindliche Hürde für den in Kitzbühel lebenden Kohlschreiber. Für die Nummer 22 der Weltrangliste war es der 386. Sieg auf der ATP-Tour, er übertrumpfte damit Rothenbaum-Turnierdirektor Michael Stich um einen Erfolg. Was deutsche Spieler angeht, haben nur Boris Becker (713 Siege) und Tommy Haas (563) noch öfter auf der Tour gewonnen.

Weßels sorgt für Überraschung

Und während der enttäuschte Zverev schnell abtauchte, sorgte zeitgleich nur einen Steinwurf entfernt Junior Louis Weßels für eine Überraschung. Bei seinem Debüt auf der Profitour setzte sich der 17-Jährige aus Detmold, dank einer Wildcard direkt für das Hauptfeld gesetzt, gegen den kanadischen Qualifikanten Steven Diez mit 5:7, 6:2 und 6:1 durch. Weßels trifft nun am Donnerstag auf Martin Klizan aus der Slowakei.

Wie für Zverev ist auch für Jan-Lennard Struff das Traditionsturnier in der Hansestadt vorzeitig beendet. Der 26-Jährige aus Warstein verlor sein Auftaktmatch gegen den russischen Qualifikanten Daniil Medwedew nach 2:05 Stunden mit 4:6, 7:5 und 4:6.

(old/sid)
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