Drama im Halbfinale Zverev knickt um und muss vorzeitig gegen Nadal aufgeben

Paris · In einem hochklassigen Tennis-Match liefern sich Alexander Zverev und Rafael Nadal einen grandiosen Fight, ehe Zverev im zweiten Satz beim Stand von 6:6 unglücklich umknickt und vorzeitig aufgeben muss. Damit steht der Spanier im Finale der French Open.

Alexander Zverev liegt nach seiner Verletzung auf dem Platz.

Alexander Zverev liegt nach seiner Verletzung auf dem Platz.

Foto: AFP/ANNE-CHRISTINE POUJOULAT

Alexander Zverev schleppte sich an Krücken noch einmal zurück auf den Court, das Pariser Publikum bejubelte den untröstlichen Olympiasieger ohrenbetäubend. Der deutsche Topspieler, dessen Traum vom ersten Grand-Slam-Sieg unter Tränen auf dramatische Weise geplatzt war, bedankte sich beim Schiedsrichter und gratulierte seinem Gegner Rafael Nadal – der schockiert versuchte, Trost zu spenden.

„Für mich wird mit dem erneuten Finaleinzug ein Traum wahr“, sagte Nadal: „Aber ich war gerade bei ihm in dem kleinen Raum. Ihn weinen zu sehen, ist wirklich ein schwerer Moment. Ich hoffe, es ist nichts gebrochen.“ Im TV-Studio litt Zverevs Bruder Mischa mit: „Sascha weint nie. Nie!“, sagte er bei Eurosport mit feuchten Augen: „Wir hoffen auf das Beste, was die Prognose angeht.“ Alexander Zverevs Start in Wimbledon (ab 27. Juni) erscheint akut gefährdet.

Minuten zuvor hatte er geschrien vor Schmerz, nachdem er auf der Jagd nach dem Ball schwer mit dem rechten Fuß umgeknickt und gestürzt war. Zverev wurde im Rollstuhl vom Platz geschoben und musste schließlich beim Stand von 6:7 (8:10), 6:6 aufgeben. Alle Chancen auf sein zweites Endspiel nach den US Open 2020 waren dahin.

„Das ist wirklich sehr hart, er hat unglaublich gespielt. Ich weiß, wie sehr er um einen Grand-Slam-Titel kämpft“, sagte Nadal, der in Roland Garros die Chance auf seinen 14. Titel hat: „Ich bin mir sicher, er wird mehr als einen gewinnen. Wir haben drei Stunden gespielt, und der zweite Satz war noch nicht einmal beendet.“

Zverev verlor alle Chancen auf ein Endspiel, in dem er sich viel hätte ausrechnen können. Doch es ist Nadal, der am Sonntag (15 Uhr Eurosport) als Favorit auf den Norweger Casper Ruud oder Marin Cilic aus Kroatien trifft. Auch der Sprung an die Spitze der Weltrangliste ist für Zverev erstmal nicht mehr möglich. Einziger Deutscher, der es ins Endspiel von Paris schaffte, bleibt Michael Stich 1996. Aus demselben Jahr resultiert der bis dato letzte deutsche Grand-Slam-Sieg von Boris Becker in Melbourne.

Zverev hatte am Vortag des Finales der Frauen zwischen Seriensiegerin Iga Swiatek und Coco Gauff (15 Uhr/Eurosport) locker gewirkt. Die deutsche Nummer eins, vor dem Turnierbeginn aufgrund der bislang wechselhaften und titellosen Saison nicht zu den absoluten Favoriten gezählt, hatte mit einem Prestige-Erfolg gegen das Wunderkind Carlos Alcaraz den Hut in den Ring geworfen – und konnte im Duell mit Nadal zunächst an die famose Vorstellung anschließen.

Zverev dominierte mit großer Power von der Grundlinie, nahm Nadal sofort den Aufschlag ab und zog auf 4:2 davon. Doch der Spanier kam zurück und ab Ende des ersten Satzes wurde das Match zu einem Krimi. Beim Stand von 4:5 wehrte Zverev nervenstark drei Satzbälle ab und verdiente sich im Tiebreak vier Chancen auf den Gewinn des Durchgangs. Dennoch schnappte sich Nadal nach 92 Minuten die Satzführung, womit die Aufgabe noch schwieriger wurde.

Doch Zverev kämpfte unverdrossen und erarbeitete sich auch im zweiten Durchgang weiter gute Chancen. Der Gewinn des Durchgangs hätte ihm neuen Rückenwind verschafft. Doch dann verlor er während eines Ballwechsel das Gleichgewicht, verletzte sich erheblich und humpelte traurig aus der großen Arena.

(lonn/SID)
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