French Open Williams gibt trotz Finaleinzug weiter Rätsel auf

Paris · Serena Williams ist bei den French Open nur noch einen Sieg von ihrem 22. Grand-Slam-Coup entfernt. Doch auch bei ihrem Halbfinalsieg gegen Kiki Bertens konnte die Amerikanerin nicht überzeugen und gab Rätsel auf.

French Open: Titelverteidigerin Serena Williams erneut im Finale
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Titelverteidigerin Williams erneut im Finale

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Nach Kampf und Krampf im nasskalten Paris huschte dann doch noch ein Lächeln über das Gesicht von Serena Willliams. Der Superstar winkte nach seinem Endspiel-Einzug bei den French Open erleichtert ins Publikum, zufrieden konnte die Branchenführerin aus dem USA mit ihrem 7:6 (9:7), 6:3-Zittersieg im Halbfinale gegen die ungesetzte Kiki Bertens (Niederlande) aber keineswegs sein.

"Ich bin einfach froh, es geschafft zu haben. Jetzt wartet schon das nächste Spiel", sagte die allerdings von Adduktorenproblemen gehandicapte Williams mit Blick auf das Finale am Samstag (15.00 Uhr) gegen Garbine Muguruza.

Das Duell mit der an Position vier gesetzten Spanierin ist die Neuauflage des Wimbledon-Endspiels von 2015, das Williams im letzten Sommer in zwei Sätzen gewann. Muguruza (22) hatte sich in ihrem Paris-Halbfinale zuvor mit 6:2, 6:4 gegen Samantha Stosur (Australien/Nr. 21) durchgesetzt.

Rekord von Graf wackelt

Die 34-jährige Williams könnte am Samstag mit ihrem 22. Major-Coup zu Rekordhalterin Steffi Graf aufschließen, die diese Statistik in der Open Era anführt. Allerdings sind Zweifel angebracht: Die Vorstellung von Drama-Queen Williams (31 unerzwungene Fehler) auf dem nur spärlichen gefüllten Court Philippe Chatrier gab wieder einmal Rätsel auf. Schnell lag sie gegen Nürnberg-Siegerin Bertens 1:3 zurück, stand völlig neben sich und wirkte seltsam entkräftet.

Gleich zwei Satzbälle musste Williams im ersten Durchgang abwehren. Bei den Wechseln saß sie apathisch auf der Bank. Die größte Emotion zeigte die sechsmalige Wimbledonsiegerin vor dem vierten Matchball, als sie "Come on" brüllte, in die Knie ging und die Faust in den grauen Himmel reckte.

Schon am Tag zuvor hatte die große Serena eine Viertelfinal-Pleite gegen die ungesetzte Julia Putinzewa (Kasachstan) gerade noch abwenden können. Bereits da hatte sich die haushohe Favoritin unerklärliche Aussetzer geleistet und nachher erklärt: "Es gab einen Punkt, an dem ich kein Licht mehr am Ende des Tunnels sah."

"Druck lastet sehr, sehr schwer auf ihren Schultern"

Coach Patrick Mouratoglou sagte: "Der Druck lastet sehr, sehr schwer auf ihren Schultern. Jeder erwartet immer nur Siege von ihr." Seine Chefin, die in Paris ein Appartment besitzt, war spürbar angefressen. Erst mit einer Verspätung von 1:45 Stunden trottete Williams in den Interviewraum - um die Pressekonferenz nach ein paar kurzen Antworten mit einem genervten "thank you" vorzeitig zu beenden. Die Gedanken waren schon wieder auf dem Court Philippe Chatrier.

Ausgerechnet an dem Ort, an dem ihr Halbfinal-Auftritt vor einem Jahr schon einmal Rätsel aufgegeben hatte. Im Match gegen Timea Bacsinszky (Schweiz) war sie mehr über den Court gewankt als gelaufen. Die Diva wirkte komplett abwesend - so wie davor bereits schon einmal in Wimbledon.

Damals war sie im Doppel wie benebelt umhergestolpert und hatte den Ball vor dem Aufschlag nicht mal mehr auf den Boden prellen können. Das Match wurde abgebrochen, und die Spekulationen über ihren Gesundheitszustand schossen ins Kraut.

(sid)
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