French Open ohne König Wer wird der Nachfolger von Rafael Nadal?

Paris · Seit 2005 hieß der Sieger der French Open nur viermal nicht Rafael Nadal. Ohne den Dominator ist der Sandplatz-Klassiker bei den Herren so offen wie lange nicht.

 Gehören zu den Favoriten bei den French Open: . Novak Djokovic (l.) und Carlos Alcaraz.

Gehören zu den Favoriten bei den French Open: . Novak Djokovic (l.) und Carlos Alcaraz.

Foto: dpa/Matthieu Mirville

Die Plakate eines Streaminganbieters unweit des Stade Roland Garros werben immer noch mit Rafael Nadal. Doch erstmals seit 2004 werden die French Open ohne ihren König stattfinden. Seitdem hatte der heute 36-Jährige unerreichte 14-mal den Titel geholt - und nur drei sportliche Niederlagen kassiert. „Ohne ihn könnte es einen neuen Sieger geben, wer weiß? Mit ihm war die Chance klein - oder viel kleiner“, sagte der Weltranglistenzweite Daniil Medwedew vor Beginn des Grand-Slam-Turniers am Sonntag. „Deshalb ist es definitiv ein anderes Turnier.“

Vor gut einer Woche sagte Nadal wegen anhaltender Hüftprobleme für diese Auflage des Sandplatzklassikers ab - und kündigte direkt sein Karriereende für kommendes Jahr an. Aussagen, die auch bei seinem spanischen Landsmann Carlos Alcaraz ein wehmütiges Gefühl hinterließen. „Ich habe mich schlecht gefühlt, als ich gehört habe, dass Rafa hier in Roland Garros und wahrscheinlich den Rest des Jahres nicht spielen kann. Als Tennisfan will ich immer Rafa spielen sehen“, sagte der 20-Jährige in Paris. „Ich hoffe, dass wir ihn nächstes Jahr bei 100 Prozent wieder hier sehen werden.“

Wer aber hat die besten Chancen, bereits dieses Jahr auf Nadal als Sieger der Herren-Konkurrenz zu folgen? Ein Überblick über die aussichtsreichsten Kandidaten:

Carlos Alcaraz (20 Jahre/Spanien/1 Grand-Slam-Titel/bestes Resultat French Open: Viertelfinale 2022)

Eigentlich galt der Jungstar schon vergangenes Jahr als möglicher Kronprinz von Nadal, musste sich im Viertelfinale aber Alexander Zverev geschlagen geben. Bei den US Open sicherte sich Alcaraz seinen ersten Grand-Slam-Titel und stieg zur jüngsten Nummer eins der Tennis-Welt auf. Schon früh in seiner Karriere hat er mit Verletzungen zu kämpfen, ist aber trotz der jüngsten sensationellen Niederlage gegen den ungarischen Qualifikanten Fabian Marozsan in Rom der Topfavorit.

Novak Djokovic (36 Jahre/Serbien/22 Grand-Slam-Titel/bestes Resultat French Open: Sieg 2016, 2021)

Djokovic gelang, was ansonsten nur dem Schweden Robin Söderling 2009 vergönnt war: Ein Sieg über Nadal auf dem Platz bei den French Open - und dies sogar gleich zweimal. Bei dieser Auflage kann sich der Serbe mit seinem 23. Triumph den alleinigen Rekord für Grand-Slam-Titel sichern, den er sich aktuell mit Nadal teilt. „Das ist Novaks Grund, warum er noch Tennis spielt“, sagte sein früherer Trainer Boris Becker. „Es ist die ultimative Herausforderung, der erfolgreichste Spieler der Tennisgeschichte zu werden. Ich persönlich wünsche ihm, dass er das erreicht.“

Daniil Medwedew (27 Jahre/Russland/1 Grand-Slam-Titel/bestes Resultat French Open: Viertelfinale 2022)

Sand ist eigentlich der ungeliebte Belag für Medwedew. Viermal setzte es zu Beginn der Karriere ein Erstrunden-Aus in Roland Garros. Doch nun holte er kurz vor Beginn der French Open beim Masters-1000-Turnier von Rom seinen ersten Titel überhaupt auf Asche. Nach einem eher schwächeren Jahr 2022 präsentiert sich der Russe in deutlich besserer Form. Ob dies mit der Geburt seiner ersten Tochter zusammenhängt? „Ich will nicht sagen, dass ich erwachsener geworden bin, weil ich nicht weiß, ob das stimmt“, sagte Medwedew in Paris lächelnd. Im Viertelfinale könnte es zum Duell mit Zverev kommen, der angesichts der aktuellen Formkrise nicht auf der Favoritenliste steht.

Casper Ruud (24 Jahre/Norwegen/0 Grand-Slam-Titel/bestes Resultat French Open: Finale 2022)

Im vergangenen Jahr forderte Ruud als Überraschungsfinalist Nadal heraus - und erlebte wie so viele vor ihm eine Lehrstunde. Ganze sechs Spiele gewann der Norweger. Auch bei den US Open kam Ruud ins Endspiel, kann dieses Jahr aber nicht an diese Leistungen anknüpfen. So könnte auch der vier Jahre jüngere Däne Holger Rune, den Ruud vergangenes Jahr noch im Viertelfinale bezwang, ganz weit kommen.

(lonn/dpa)
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